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Guter Anfang in Peru

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Anfang des Jahres war Peru einer der bankrotten Staaten des Subkontinentes. Jetzt will es sich unter der Führung des 36jährigen Alan Garcia am eigenen Schopf aus dem Schlamassel ziehen. Mehrere dutzend Not- und Sonderprogramme, die das Wirtschaftsteam von Garcia erarbeitet hat, sollen dabei helfen.

Zum neuen Maßnahmenbündel gehören: eine eingefrorene Wechselrate des Inti — Perus neuester Währung - gegenüber dem Dollar; Zinsfuß-Senkung; Verbot des Gewinntransfers für ausländische Firmen; eingefrorene Fremdwährungskonten; Importsperren für Luxusgüter und solche, die nicht lebensnotwendig sind. Gleichzeitig wird über arbeitsintensive Infrastrukturprojekte und Notprogramme, welche die Arbeitslosigkeit verringern sollen, Geld in die Wirtschaft gepumpt.

Denn entgegen den üblichen Empfehlungen des Internationalen Währungsfonds will Peru die Quadratur des Kreises: Die Reak-tivierung der Wirtschaft bei Drosselung der Inflation!

Auch in Peru, wo Wirtschaftsund Finanzminister Luis Alva Castro und Zentralbankpräsident Richard Webb die zerrüttete Nationalökonomie zu managen versuchen, muß das Budgetdefizit (1984 vom Bruttosozialprodukt 7,6 Prozent, für 1985 erwartet man 6,2 Prozent) Schritt um Schritt gesenkt werden. Dies jedoch nicht mit. Entlassungen und Lohnkürzungen für Staatsbedienstete, sondern genau umgekehrt mit verbesserten Gehältern bei gleichzeitiger Abmagerung der Bürokratie an weniger schmerzhaften Stellen: weniger Luxus für die Botschaften, Abstoßen von Dienstautos, Einschränken der privilegierten Einkaufsläden für Staatsangestellte, rigorose Kürzungen der Spitzengehälter der Manager der Staatskonzerne und so fort.

Außerdem will Präsident Garcia drastisch beim Militär sparen. Neue Flugzeuge oder Kriegsschiffe soll es in den nächsten Jahren keine geben. Deswegen betraute der Präsident seinen tüchtigen Außenminister Allan Wagner mit der aktiven Friedens- und Grenzpolitik gegenüber Chile. Chile, der „Erbfeind“, war in den vergangenen 15 Jahren die Hauptursache für das ständige Aufstocken des Militärbudgets — und nicht der Dschungelkrieg gegen die Guerillabewegung des „Leuchtenden Pfades“.

Funktioniert die peruanische Zauberformel „Reaktivierung der Wirtschaft bei gleichzeitiger Inflationsdrosselung“? Ja, unbedingt, sagt Zentralbankpräsident Webb, der auf statistische Erfolge verweisen kann: Während zu Jahresbeginn eine Inflation von 250 bis 300 Prozent für 1985 befürchtet worden ist, schrumpfte die Geldentwertung im Monat September auf 3,5 Prozent und im Oktober auf 3 Prozent.

Freilich, solche Zahlen könnten sich als Chimäre erweisen, wenn das unorthodoxe Vorgehen der neuen peruanischen Regierung den Internationalen Währungsfonds und das internationale Finanzwesen allzu sehr herausfordert. Eine Herausforderung ist jedenfalls die derzeitige Maxime Perus, für den Schuldendienst nur 10 Prozent der Exportgewinne einzusetzen.

Brasilien und Argentinien beobachten die peruanische Entwicklung mit Argusaugen. Beide Länder lassen Perus Jung-Präsiden-ten'vorpreschen, um zu sehen, ob solch ungewohnte Programme auch im eigenen Land anwendbar sind.

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