6926929-1982_14_22.jpg
Digital In Arbeit

(Selbst-) Gefälligkeiten"

Werbung
Werbung
Werbung

Bruno Kreisky muß wirklich alles selber machen. Da sich die Werbeleiter in der verstaatlichten Industrie und den staatsnahen Banken wohl kaum in seine Kriterien für gerechtfertigte Insertion einfühlen werden können (AZ gut. Herald Tribüne schlecht), wird der Kanzler zusätzlich zu seinen Agenden als Handlungsreisender und oberster Arbeitsplatzsicherer wohl auch die Mediaplanung ( = Schaltplan für Inserate) für diesen Wirtschaftsbereich übernehmen müssen.

Möglicherweise wird dem Kreisky-Auftritt als Werbefachmann das gleiche Schicksal wie anderen ebenso unüberlegten wie spektakulären Ausritten, (Stichwort Naßrasieren) zuteil: Die Öffentlichkeit amüsiert oder ärgert sich, das Stichwort findet Eingang in diverse rhetorische Arsenale — geschehen tut, zum Glück für Österreich, nichts.

Möglich ist es freilich auch, daß die diesmalige Kanzler-Attacke von der Öffentlichkeit unbemerkt dort Wirkung zeigt, wo sie Kreisky höchstwahrscheinlich selbst nicht will. Apfalter, Androsch & Co. werden sich vermutlich kaum davon abhalten lassen, im ORF oder in großen Tageszeitungen zu werben, wenn sie es für richtig halten.

Nach dem Kanzler-Ausritt könnte aber dem einen oder anderen die Ablehnung einer Insertion gerade in jenen Medien leichter fallen, die ohnehin schon unter einer verhängnisvollen Entwicklung leiden: in kleineren, engagierten Zeitschriften, deren Inhalt und Niveau von Haus aus eine große Auflage verhindert.

Es zeigt sich nämlich, daß in Zeiten sinkender Werbeetats von unten beginnend gestrichen wird. Kleinere Medien fallen oft selbst dann durch den Rost, wenn sie von der Werbeagentur im Sinne eines überlegten Media-Mix mit eingeplant wurden, weil der Herr Generaldirektor höchstpersönlich die Kürzung vornimmt: Ihm scheint die Präsenz im ORF, die Motive dafür sollen freundlicherweise nicht erwähnt werden, stets wichtiger als in anspruchsvollen Zielgruppenpublikationen.

Und um sich diese leisten zu können, müssen halt letztere — Medienforschung hin, Agenturmeinung her — dran glauben. Was könnte man sich in so einem Fall Schöneres wünschen, als bei der Begründung auf ein Kanzlerwort zurückgreifen zu können?

Im Interesse der Buntheit unserer Medienlandschaft wird man darauf aufpassen müssen, daß nicht nach den Kanzlerworten jetzt jede Einschaltung, die weniger als 100.000 Leser erreicht, als Gefälligkeitsinserat denunziert wird.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung