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Time & Times Ltd.

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„Time js money — Zeit ist Geld“ lautet ein berühmtes englisches Sprichwort. Bald wird man sagen können „Times have no money — Die Times haben kein Geld“. Denn diese berühmteste englische Tageszeitung befindet sich in schweren wirtschaftlichen Nöten. Seit drei Jahren sind die Gestehungskosten, vor allem durch Erhöhung der Löhne im graphischen Gewerbe und der Journalistengehälter, um 88 Prozent gestiegen. Und obwohl die „Times“ die Bezugsgebühren etwas erhöhten und ihre Auflage von 250.000 auf 450.000 Exemplare steigern konnten, deckten diese Zugänge dennoch nicht das Defizit, das allein in den letzten drei Jahren 200 Millionen Schilling betragen hat. 1785 war diese Zeitung gegründet worden, die mit zur Bildung des britischen politischen Denkens beitrug. Ihre Auflage war nie sehr groß gewesen, aber Ihre Wirkung besonders unter den herrschenden Schichten immer enorm. Sie war völlig unabhängig, welche Haltung durch Aufstellung eines eigenen vollständigen Nachrichtendienstes mit möglich gemacht wurde. Nun scheint es, als ob auch diese berühmteste Zeitung Europas ein

Opfer des großen Zeitungssterbens werden könnte, wenn nicht in letzter Minute sich wieder einige wackere Briten aufraffen, um dieser Zeitung die sehr notwendigen finanziellen Mittel zuzuführen.

Während so die Times um ihre Existenz ringen, ist mit Ende des Jahres 1969 eine andere Zeitschrift unter die Räder gekommen: Die berühmte deutsche Frauenwochenzeitschrift „Constanze“. Auch hier haben die hohen Herstellungskosten, die hohen Löhne der graphischen Industrie und die hohen Journalistengehälter eine Zeitung zur Strecke gebracht. Sie hatte zwar noch eine Auflage von 550.000 Exemplaren, aber diese Auflage konnte trotz großer Inseratenaufträge das Defizit nicht aufwiegen. Doch daneben blühen in hohen Auflagen Zeitschriften, die Schmutz und Schund in rauhen Mengen verbreiten. Ebensowenig hört man von einer Krise des englischen Boulevardblattes „Daily Mirror“, das jeden Tag rund vier Millionen Exemplare druckt und verkauft, Seriosität scheint in weiten Kreisen nicht gefragt zu sein. Ein trauriges Zeichen, mit dem das kommende Jahrzehnt beginnt.

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