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Der sowjetische Parteichef Michail Gorbatschow hat in einem Interview ausdrücklich bestätigt, daß der ohne Gerichtsurteil nach Gorki verbannte sowjetische Regimekritiker Andrej Sacharow nicht in den Westen ausreisen dürfe. Nach den Worten Gorbatschows sei der bekannte russische Atomphysiker „Träger von Staatsgeheimnissen“. Das Interview Gorbatschows, das der Kremlchef ursprünglich der französischen KP-Zeitung „L'Humanite“ gab, veröffentlichten die meisten Moskauer Zeitungen, darunter auch das sowjetische Regierungsorgan „Iswestija“.

Laut Gorbatschow gebe es in der UdSSR derzeit mehr als 200 Personen, die wegen „Staatsverbrechen“ Haftstrafen in „verschiedenen Haftanstalten“ verbüßen. Aus Moskauer Dissidentenkreisen verlautet dagegen, die Zahl der politischen Häftlinge betrage mehr als 10.000 Personen. Vehement wandte sich der sowjetische Parteichef gegen die „propagandistische Behauptung“, die Juden seien in der UdSSR Verfolgungen ausgesetzt.

Bezeichnenderweise wollten die Sowjets auf der Glienicker Brücke in Berlin einen Agentenaustausch vornehmen: Fünf im Westen inhaftierte Ostspione wurden gegen einige „Westagenten“ ausgetauscht. Darunter befindet sich auch der zu 13 Jahren Haft verurteilte sowjetisch-jüdische Regimekritiker und führende „Re-fusnik“ (so wurden in der UdSSR auswanderungwillige Juden genannt) Anatolij Schtscharanski. Für die Freilassung Schtscharanskis und dreier Westagenten verlangten die Sowjets die Freilassung des polnischen Spions Jerzy Kaczmarek und des tschechischen Ehepaares Karel und Hana Köcher.

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