Das Burgtheater wird zunehmend zur ärgerlichen Fatalität: zwar könnte es durchaus positiv aufgefaßt werden, daß die kleine Republik Österreich für ihre Bundestheater mehr als drei Milliarden Schilling ausgibt. Aber dann muß die Frage umso härter gestellt werden, was dabei herauskommt.
Die beiden Opernhäuser bewähren sich noch am besten, da sie ein vernünftiges Repertoire mit meist trefflichen Sängern und passablen Regisseuren bestreiten, aber natürlich gibt es zwischen Claus Helmut Drese und Ioan Holender Unterschiede.
Bei Burgtheaterdirektor Claus Pey-mann ergab sich die Veränderung während dessen Ära. Anfangs gab es noch die Substanz aus der Zeit Achim Ben-nings. Nach dem Auslaufen dieser Inszenierungen, dem Umbau des Ensembles, der Explosion der Spielstätten im großen Haus am Ring und dem hochpolitisierten Spielplan zeigten sich die Folgen immer deutlicher. Schließtage, Premierenverschiebungen, eine unübersehbare Fahrigkeit in der Führung des Hauses ließen die immer schlimmer werdenden Defekte erkennen.
Geschickt hochgespielte Skandale um Thomas Bernhard sicherten der Burg zunächst eine gewisse Attraktion - doch zu aller Erstaunen „enterbte” gerade dieser von Peymann so sehr gepflegte Autor seinen Helfer, da er auch dem Burgtheater Neuinszenierungen seiner Stücke verbot.
Die starken politischen Sprüche des Direktors, die grelle Instrumentierung des Spielplans in Richtung linksradikal verjagten nicht nur das bürgerliche, sondern auch das sozialdemokratische Publikum. Die „Öffnung auf die Straße” näherte sich anarchischen Usancen, für die aber die „revolutionäre Situation” der Gesellschaft ganz und gar fehlte.
Doch in der SPÖ fand der Direktor bisher rückhaltlose Deckung. Stimmenrückgänge bei den Wahlen riefen keinerlei Nachdenklichkeit über Claus Peymanns Beitrag zu diesen Rückgängen hervor. Vielleicht bringt der nächste Wahlausgang diesbezügliche Einsichten.
