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Triumph der Stars

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Bravo- und Dacapogeschrei für Nikolai Ghiaurov, über eine Viertelstunde Jubel am Schluß: Ein imposantes „Don-Carlos“-Fest, mit dem Egon Seefehlner, der neue Staatsopernchef, seine erste Saison eröffnete. Prominenzaufgebot hatte er sich allerdings auch in den Zuschauerraum geholt: Liz Taylor prunkte mit schwerer Diamantenlast in einer Loge, Politiker- und Parteiprominenz fehlte nicht.

Mit seiner Superriege der Stars hat sich Seefehlner jedenfalls einen souveränen Einstieg geschaffen. Stimmenbravour ließ da so manche wunde Stelle dieser alten Otto-Schenk-Inszenierung, die Häßlichkeit der Jürgren-Rose-Ausstattung übersehen. Da zählte nur, daß Ghiaurov seinen König Philipp mit unvergleichlicher Stimmschönheit und Tiefe des Ausdrucks sang, daß Piero Cappucciüi ein idealer Marquis Posa ist. Montserrat Caballe, die in Hinkunft öfter der Staatsoper zur Verfügung stehen wird, sang die Elisabeth: noch immer die große Heroine; schweres Sopranmaterial, das zwar

langsam anspricht, aber nach unruhigem Flackern des Beginns um so mehr strahlte. Und über ihre Nuancierungskunst tobte das Publikum vor Begeisterung.

Ihr Wiener Debüt absolvierte Josephine Veasey, einer der „Met“-Stars, als Prinzessin Eboli: eine geschmeidige klare Stimme mit schöner Höhe, allerdings ohne Bravour. Das Schleierlied wie auch ihre große Arie klangen melancholisch verdunkelt. Giacomo Aragall blieb mindestens den halben Abend lang einiges an Tenorschmelz schuldig, wirkte kühl, forcierte stark.

Enttäuschend war vor allem der neue Mann der Staatsoper fürs italienische Fach: Miguel Gomez Mar-tinez. Seltsam temperamentlos, was er da produziert. Nur schwer kommt bei ihm die Szene in Schwung. Und im Orchester fehlte es an üppig blühendem Wohlklang. Das souveräne Gestalten von Ensembles, das Aufputschen der Sänger zu Höchstleistungen wird er noch lernen müssen.

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