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Urlaub, Urlaub...

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Hans Dieter Mairinger über ber die Qualen eines Urlaubes.

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Hans Dieter Mairinger über ber die Qualen eines Urlaubes.

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Der Urlaub, heißt es immer, sei die schönste Zeit des Jahres. Ich weiß zwar nicht, wer auf diesen unsinnigen Satz gekommen ist, ich weiß nur eins: Der Urlaub ist von Anfang bis zum Ende ein Dilemma.

Zuerst einmal müssen Dinge erledigt werden, die ohne Urlaub in aller Ruhe schön langsam zelebriert und was noch erholsamer ist, auf die sogenannte lange Bank geschoben werden könnten. Dann müssen Urlaubsvorbereitungen getroffen werden, die von Hauptwasserhahnabdrehen über Hamster in Sicherheit bringen bis zum Einpacken von Reserveschuhbändern reichen und ganz schön was von der prophezeiten Erholung abzwacken können. Und letztlich müssen Hunderte von Kilometern in mühsamer Kleinarbeit heruntergespult werden, denn selten liegt das Urlaubsziel vor der Haustür.

Dabei quälen einem Durst und Hunger, Hitze und Schlaf, Frau und Kind und nicht selten ein Auto, das den Geist aufgegeben hat.

Wenn man bedenkt, daß das alles erst die Einleitung zu der Tragödie ist, die allgemein den irreführenden Titel Urlaub führt, dann versteht man die Welt nicht mehr, die den Urlaub in den höchsten Tönen preist. Das Bett ist nicht so wie daheim. Die Nachbarn sind nicht so wie daheim. Und was das Ärgste ist, auch Frau und Kinder sind nicht mehr so wie daheim.

Nichts ist mehr so, wie es gewohnter Weise ist, und das nennt sich Erholung!

Gut, für Großstadtgeschädigte ist es manchmal durchaus angenehm, wenn die Luft nicht dieselbe ist, wie daheim. Aber unsereiner, der in Ruhe und verwöhnt durch frische Waldluft das ganze Jahr verbringt, für den ist so ein Urlaub mit angeschlossener Disco , Autoparkplatz inklusive zwar eine Abwechslung, aber durchaus kein Labsal.

Also hin und hin eine Ironie, dieser Satz vom Urlaub, der die schönste Zeit des Jahres sei.

Ja vielleicht für die Kassen der Hoteliers und Sonnencremeverkäufer, aber doch nicht für Menschen, die sich erholen wollen.

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