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Heuchelei und Scheinheiligkeit in klerikalem Gewand bieten in Molie-res „Tartuffe" im Wiener Ensemble-Theater am Petersplatz viel Gelegenheit für Lacher. Daß aber von dieser Lächerlichkeit der handelnden Personen (gar nicht unaktuell) deren Angst vor der Freiheit der Vernunft und vor der Selbstverantwortung überdeckt wird, ist der Aufführung in der Regie Dieter Haspels kritisch anzumerken. Je lustiger man die sich auf der Bühne tummelnden Typen des Großbürgers Orgon samt Ehefrau Elmire, Tochter Mariane oder Zofe Dorine findet, umso weniger kommt Molieres Kampf gegen Vernunftlo-sigkeit und Flucht in Führer-Verblendung zum Tragen.Und das Opernklischees persiflierende gesungene Finale ist da nur noch der Tupfen auf dem i.

Das Ensemble-Theater hat den „Tartuffe" ans Ende seines in der vergangenen Saison begonnen fünfteiligen Moliere-Zyklus gesetzt und sich damit ein Eigengoal geschossen. Daran ändern auch die einem solchen Regiekonzept angepaßten guten schauspielerischen Leistungen von Rolf Schwab (Tartuffe), Gunther W. Lämmert (Orgon), Jutta Unterlercher (Elmire), Claudia Scarpatetti (Mariane) und Sandra Cervik (Dorine) nichts.

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