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Wie man Wölfe zähmt

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„Wir haben die Politiker und Kirchenführer, die wir verdienen”, und „Der Wolf ist auch in uns, machen wir uns nichts vor” - Sätze aus einem der Referate, die Hildegard Goss-Mayr, langjährige Vizepräsidentin des Internationalen Versöhnungsbundes, vorige Woche in St. Gabriel hielt und die großen Eindruck machten, weil man spürte, daß hier jemand sprach, der in seinem überzeugenden Einsatz für das Gute weder eigene Schwächen übersieht noch andere verteufelt, sondern immer an deren mögliche Bekehrung glaubt.

Entwaffnend der Vortrag der amerikanischen Franziskanerin Rosemary Lynch, vor allem durch ihren Einsatz gegen Atomversuche bekannt. Sie schilderte, wie der heiligen Franziskus den bösen Wolf zähmte, indem er dessen Hunger akzeptierte und einen Pakt mit ihm schloß: Die Menschen versorgten den Wolf täglich mit Nahrung, dieser trat ihnen nicht mehr als Raubtier entgegen. Fazit: Sollten wir auf heutige „Wölfe” nicht mehr eingehen, statt sofort Gewalt anzuwenden?

Alle Referenten teilten zum Thema Gewaltlosigkeit Aufbauendes mit: Herbert Fröhlich (siehe Interview) über biblische Zeugnisse und die -leider kurzfristig kaum wirksame -Friedensarbeit in Ex-Jugoslawien, Jose” Gomez Izquierdo über den gewaltlosen Befreiungskampf der Indios und Campesinos in Ecuador, die Buddhistin Paula Green über den Versöhnungsmarsch in Kambodscha. Wohltuend war auch ein in die Tagung eingebautes sehr geschwisterliches Gespräch mit Militärbischof-Koadjutor Christian Werner.

Vor allem die Berichte von Hildegard Goss-Mayr (etwa über ihre Kooperation mit Dom Helder Cama-ra, über den Einsatz auf den Philippinen und auf Madagaskar), erfüllten einen Wunsch, den Papst Johannes Paul II. 1983 in Wien vor Journalisten äußerte: Sie ließen das Gute als genauso spannend erleben wie die „Wolf-Seite” des Menschen.

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