Hildegard Goss-Mayr: "Stumm bleiben heißt, den Krieg unterstützen"
Die ob ihres Einsatzes weltweit geachtete Pionierin der Gewaltlosigkeit schweigt zur Kosovo-Tragödie nicht: Hildegard Goss-Mayr verpflichtet sich auch heute zu intensiver Suche nach Frieden. Den Religionen mutet sie dabei eine wichtige Rolle zu: Gerade am Balkan könnten diese Funken der Hoffnung sein.
Die ob ihres Einsatzes weltweit geachtete Pionierin der Gewaltlosigkeit schweigt zur Kosovo-Tragödie nicht: Hildegard Goss-Mayr verpflichtet sich auch heute zu intensiver Suche nach Frieden. Den Religionen mutet sie dabei eine wichtige Rolle zu: Gerade am Balkan könnten diese Funken der Hoffnung sein.
DIE FURCHE: Wie beurteilen Sie die Lage auf dem Balkan?
Hildegard Goss-Mayr: Wir stehen alle unter dem Schock der dramatischen Ereignisse. Von Tag zu Tag führen sie tiefer in eine andauernde kriegerische Auseinandersetzung, ein Krieg, dessen Opfer die Zivilbevölkerung ist. Seit über 40 Jahren habe ich mich im Rahmen des Internationalen Versöhnungsbundes für die Durchsetzung gewaltfreier Konfliktlösung engagiert: im Ost-Westkonflikt, in Lateinamerika, auf den Philippinen und zuletzt in Ruanda und Burundi. Deshalb löst dieser Krieg in mir nicht nur Schmerz und Enttäuschung aus. Er verpflichtet zu vertiefter Analyse, zu Stellungnahme und intensiver Suche nach friedenschaffenden Initiativen.
DIE FURCHE: Was können Sie aber tatsächlich bewirken?
Goss-Mayr: Wir dürfen nicht schweigen. Auch ich bin mir der jahrzehntelangen Diskriminierung der albanischen Bevölkerung des Kosovo bewußt. Der Internationale Versöhnungsbund hat wiederholt gegen deren Unterdrückung, gegen Terror und Massaker, wie gegen die Vertreibungen durch Militär und paramilitärische Verbände der Regierung Belgrads protestiert. Wir verlangen deren Rückzug aus dem Kosovo. Zugleich haben wir alle diplomatischen Bemühungen um eine friedliche Lösung unterstützt, die die Sicherheit und Achtung der Menschenrechte der gesamten Bevölkerung des Kosovo garantieren.
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