Kosovo 2022: Die Zeit heilt keine Wunden
24 Jahre sind seit Beginn des Kosovokriegs vergangen. Auch wenn das Land den Eindruck eines Wirtschaftsbooms vermittelt: Serben leben im Kosovo weiterhin nicht auf Augenhöhe mit den Albanern.
24 Jahre sind seit Beginn des Kosovokriegs vergangen. Auch wenn das Land den Eindruck eines Wirtschaftsbooms vermittelt: Serben leben im Kosovo weiterhin nicht auf Augenhöhe mit den Albanern.
Im Gebäudekomplex von Radio-Televizija Srbije (RTS) in Belgrad steht ein fünf-
stöckiges Haus, das zur Hälfte durch einen Bombentreffer zerstört wurde: Am 23. April 1999 schlug hier eine Bombe ein, 16 Mitarbeiter(innen) der öffentlich-rechtlichen Anstalt kamen beim NATO-Angriff zu Tode. Das zerstörte Gebäude ragt als Mahnmal in der serbischen Hauptstadt in die Höhe, sonst gibt es nur mehr wenige Spuren der Bombardements von 1999, mit denen die NATO in den Kosovo-Krieg eingegriffen hat.
Die Gruppe österreichischer Journalist(inn)en, die in den letzten Februartagen 2022 auf Einladung und in Begleitung des serbisch-orthodoxen Bischofs von Österreich, Andrej Ćilerdzić, von Belgrad aus in den Kosovo unterwegs ist, sieht kaum noch etwas von Zerstörungen an Gebäuden oder Infrastruktur. Aber sie erfährt auf Schritt und Tritt von Zerstörungen in den Seelen der Menschen, die im Kosovo der serbischen Minderheit angehören.
Am Abend zuvor treffen die Journalisten mit Verica Tomanović von der „Vereinigung der Familien Entführter und Vermisster in Kosovo und Metohije“ zusammen. Tomanovićs Mann war leitender Krankenhausarzt in Priština. Am 24. April 1999 verschwindet er am helllichten Tag – seither hat ihn seine Frau nicht wiedergesehen. Andere Mitglieder der Vereinigung erzählen von einem auf ähnliche Weise verschwundenen 17-jährigen Sohn oder von einem Vater, der mutmaßlich getötet wurde.
Tomanović und ihre Mitstreiter(innen) versuchen seit mehr als 20 Jahren, die Schicksale der Vermissten aufzuklären – sie berichten von fehlender Unterstützung bis zu Behinderungen durch kosovarische Behörden bei ihren Versuchen, die einzelnen Fälle aufzuklären. Auch die internationalen Organisationen, die nach wie vor im Kosovo präsent sind, würden zunehmend weniger Interesse zeigen, Probleme wie die der zwischen 1998 und dem Beginn der 2000er Jahre vermissten Serben einer Lösung zuzuführen.
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