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Hilferuf aus dem Polit-Untergrund

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In der serbischen Provinz Kosovo werden Menschenrechte der albanischen Mehrheit (90 Prozent) weiterhin verletzt.

Die Repression der serbischen Sicherheitskräfte gegen die Albaner hält unvermindert an. Willkürliche Verhaftungen, Hausdurchsuchungen und Mißhandlungen durch Polizei und Militärs gehören zur täglichen Routine. Die zwei Millionen Kosovo-Albaner werden schon jahrelang von Serbien unterdrückt. Deshalb haben sie eine „parallele Gesellschaft“ geschaffen: Kinder werden in eigenen Schulen illegal albanisch unterrichtet, es gibt albanische Sport- und Kulturvereine sowie politische Strukturen und eine T Intpro Tiindrpo’ipr Dnff Nach Aufhebung der Autonomierechte der Provinz durch Serbien und nach Auflösung des Kosovo-Parlaments 1990 hatten dessen Abgeordnete die „Republik Kosovo“ ausgerufen und ein Untergrundkabinett gebildet. Wer sich in dieser albanischen Gemeinschaft engagiert, ist dem Polizeiterror ausgesetzt.

„Die wachsende Repression ist nichts Neues. Schon seit einigen Jahren wird von den serbischen Behörden im Kosovo ein Modell der kontrollierten Repression angewandt, wenn wichtige Ereignisse bevorstehen“, meint Gazmend Pula, Präsident des Helsinki Komitees für Menschenrechte im Kosovo. Den Albanern werde damit zur Kenntnis gebracht, was sie zu erwarten haben, sollten sie weiterhin auf ihren politischen Forderungen beharren. Pula glaubt nicht, daß die serbischen Behörden mit der Repression unkontrollierte Proteste der albanischen Bevölkerung auslösen wollen. ..vielmehr handelt es sich um Einschüchterung der Albaner, damit sie keine Aktionen unternehmen“. Die serbischen Machthaber seien angesichts der Situation in Bosnien-Herzegowina an einer neuen Front im Kosovo keineswegs interessiert.

Im Kosovo werden wfiter „stille ethnische Säuberungen“ durchgeführt. Offiziellen serbischen Angaben zufolge sind 20.000 junge Albaner vor der Einberufung in die serbische Armee ins Ausland geflüchtet. Nach der gewaltsamen Auflösung des Parlaments 1990 sind von den serbischen Behörden 121.000 albanische Arbeiter entlassen worden. Deren Arbeitsplätze haben 30.000 Serben und Montenegriner aus dem Kosovo, aus dem Kerngebiet Serbiens, aus Montenegrino, Bosnien- Herzegowina und Kroatien eingenommen. 90.000 Plätze blieben unbesetzt. Auch sie sollen einmal von Serben eingenommen werden. Belgrad nlant die Ansiedlung von

600.000 serbischen Flüchtlingen aus verschiedenen Regionen Ex-Jugoslawiens in der „Unruheprovinz , um die Bevölkerungsstruktur zugunsten der Serben zu verändern.

Der Führer der Kosovo-Albaner, Ibrahim Rugova, hat sich bisher für eine sowohl von Serbien als auch von Albanien unabhängige und neutrale Republik Kosovo ausgesprochen und ein internationales Protektorat gefordert. Vor kurzem plädierte er jedoch für eine Konföderation mit dem Nachbarland Albanien. Wenn den bosnischen Serben ein Zusammenschluß mit der Republik Serbien legalisiert würde, dann wolle er für sein Volk das gleiche Recht einfordern, so Rugova vor führenden Funktionären der Demokratischen Liga Kosovos, der wichtigsten Partei der albanischen Bevölkerung-,

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