Das Treffen ist wichtig, wegen der Schritte, die darauf folgen werden", sagte der kosovo-albanische Ministerpräsident Agim Ceku vor dem Beginn der "Elefantenrunde", dem Treffen der Präsidenten und Ministerpräsidenten von Serbien und dem Kosovo am Montag in Wien. Und nach dieser ersten kosovo-serbischen Annäherung meinte der stellvertretende uno-Vermittler Albert Rohan: "Wir wollen nicht ewig in diesem Tempo weitermachen - der Druck wird auf beide Seiten erhöht." Belgrad bot am Montag eine weitgehende Autonomie für die südserbische Provinz an, während Pristina auf einer Unabhängigkeit bestand.
Dorn in Serbiens Auge
Beobachter werteten aber schon das Zustandekommen dieser Runde im Wiener Palais Niederösterreich als Erfolg - vor allem wenn man bedenkt, dass der frühere Untergrundkämpfer und heutige kosovarische Ministerpräsient Ceku der serbischen Regierung nach wie vor mehr als nur ein Dorn im Auge ist. Serbien ermittelt wegen des Verdachts von Kriegsverbrechen gegen Agim Ceku. "In Europa und wahrscheinlich weltweit gibt es nicht einen einzigen Regierungschef, dem Kriegsverbrechen vorgeworfen werden", sagte ein Regierungssprecher in Belgrad bei Cekus Ernennung im März dieses Jahres. Die internationalen Militärs im Kosovo beschreiben Ceku dagegen als fähigen und disziplinierten Offizier, der es gut verstanden habe, das Kosovo-Schutzkorps zu führen.
Disziplinierter Offizier
Auch der Leiter der uno-Mission im Kosovo, Sören Jessen-Petersen, und der Kommandant der multinationalen Kosovo-Friedenstruppe (kfor), der italienische General Giuseppe Valotto, loben Ceku für seinen Dienst im Schutzkorps der südserbischen Provinz
Ceku wurde am 29. Oktober 1960 in Pec im Westen des Kosovo geboren und studierte an der Militärakademie in Belgrad. Er diente in der Armee des damaligen Jugoslawien und brachte es dort bis zum Hauptmann. Als Jugoslawien 1991 zu zerfallen begann, trat Ceku in den Dienst der kroatischen Armee und kämpfte in Bosnien-Herzegowina und Kroatien gegen die Serben. Für seine Verdienste wurde er neunfach ausgezeichnet und zum General der kroatischen Armee befördert.
Letzter UCK-Kommandant
1999 schloss sich Ceku den albanischen Untergrundkämpfern der Kosovo-Befreiungsarmee UCK an, die mit militärischer Gewalt gegen die serbische Vorherrschaft im Kosovo kämpften. Als der Krieg zu Ende war und das Kosovo im Juni des gleichen Jahres unter die Schutzmacht der Vereinten Nationen gestellt wurde, überwachte Ceku die Entwaffnung der UCK als ihr letzter Kommandant.
Bei der albanischen Bevölkerung im Kosovo ist der Berufsoffizier sehr beliebt, in Umfragen landete Ceku in den vergangenen Jahren immer ganz vorn. Dass er das Kosovo-Schutzkorps für Serben geöffnet hat, die etwa zehn Prozent der rund 3000 Mann starken Truppe stellen, spricht nach Einschätzung von Beobachtern für seine Eignung als Regierungschef: Es wird als Zeichen gesehen, dass Ceku zu Zugeständnissen bereit ist - und die sind nötig, wenn es in den anstehenden Gesprächen um den künftigen Status des Kosovo geht. WM/APA
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!