Zielsicher wählte der ORF zum 60. Geburtstag von Oskar Werner einen von dessen schlechteren Filmen, nämlich .^Zwischenspiel" (15. 11., FS 2). Eine versäumte Gelegenheit jenen österreichischen Schauspieler zu würdigen, der selbst viele Gelegenheiten versäumt hat, sein großes Talent zur vollen Entfaltung zu bringen.
Zielsicher im positiven Sinn wählt hingegen Wolfgang Kraus die Themen und Teilnehmer für seinen ,Jour fix" aus, bei dem es diesmal um ,J£ultur und Massenmedien" (11. IL, FS 2) ging. Am Beispiel von Elias Canettis .JZomödie der Eitelkeit" zeigte Kraus auf, daß mit einer TV-Ausstrahlung ein Publikum erreicht wurde, das 373mal das Wiener Burgtheater füllen würde. ORF-Generalintendant Gerd Bacher strich, nicht ohne die ihm eigene Selbstgefälligkeit, aber sachlich mit Recht, die Bedeutung und Verantwortung öffentlich-rechtlicher Anstalten im Zeitalter der Neuen Medien heraus.
Ins Schwarze trifft auch regelmäßig Hoimar von Dit-furth. „Vor dem Menschen stirbt der Wald" (12.11., FS 2) hätte, von jemandem ande* ren gestaltet, eine emotionsgeladene Ankündigung der Apokalypse werden können. Ditfurth begnügte sich damit, kühl und sachlich, wie mit einem Seziermesser, vorzuführen, wie wir mit dem Raubbau an der Nautr unseren Lebensraum immer mehr zerstören und ökologischen Systemen irreparable Schäden zufügen. Die Folgen kann sich jeder ausmalen.
Vor der Sendung Showdown" (12.11..FS1) flüchtete ich nach wenigen Minuten zur wie immer sehr informativen Politik am, Freitag" (FS 2). Das „down" im Titel hätte es mir signalisieren müssen: Mit der Unterhaltung geht's beim ORF bergab. Zielsicher.
