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LEOPOLD NOWAK / DIENST AN ANTON BRUCKNER

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„Bruckner-Studien“ ist der Titel der Festschrift, die vor kurzem zum 60. Geburtstag des Leiters der Musiksammlung der österreichischen Nationalbibliothek, Hofrat Dr. Leopold Nowak, herausgegeben wurde. Denn im jahrzehntelangen Wirken des Musikwissenschaftlers Nowak ist es neben Josef Haydn das Leben und Schaffen Anton Bruckners, dem er umfassende Studien widmete. Es war daher naheliegend, gerade ihn mit der Weiterführung der großen Bruck ner-Gesamtausgabe zu betrauen, die in den dreißiger Jahren unter der Redaktion von Robert Haas begonnen worden war. Leopold Nowak hatte damals die wissenschaftliche Bearbeitung der e-Moll-Messe übernommen.

Zur sakralen Musik hat der gebürtige Wiener seit frühester Jugend unmittelbare Beziehungen, gehörte er doch zu den Sängerknaben Dominik Josef Peter- Unis. Sinngemäß schloß neben den Universitätsstudien das Studium des Kontrapunkts bei Franz Schmid und des Orgelspiels bei Louis Diti an. Schon als Student, ehe er über das deutsche Gesellschaftslied in Österreich im Zeitalter Maximilians I. dissertierte, war Nowak in der Volksbildung tätig. Der freie Vortrag über ein sorgfältig erarbeitetes Sachgebiet, das gesprochene Wort, das die unmittelbare Verbindung zwischen Redner und Zuhörer herstellt, erscheint Hofrat Nowak auch heute noch als das seiner Persönlichkeit am natürlichsten entsprechende Medium.

1928 wurde der junge Musikhistoriker Institutsassistent, vier Jahre später habilitierte er sich als Privatdozent. Der Krieg unterbricht die Laufbahn des jungen Wissenschaftlers. Als dieser 1945 wieder nach Wien zurückkehrt, gilt es zunächst, die verlagerte Institutsbibliothek neu aufzustellen. Damit bringt er gewissermaßen die „Generalprobe“ für die große Aufgabe hinter sich, die ihn bereits ein Jahr später erwartet: als Leiter der Musiksammlung der österreichischen Nationalbibliothek berufen, erwirbt sich Leopold Nowak auch den Ruf eines hervorragenden, tatkräftigen Organisators des Wiederaufbaus und der Neuordnung der kostbaren Bestände. Viele Tausende Bücher, Noten- und Handschriftenbände mußten neu geordnet werden. An diese grundlegende bibliothekarische Leistung schließt Nowak seine konsequenten, erfolgreichen Bemühungen um die Erweiterung der Sammlung. Hier ist es vor allem die laufende Ergänzung des von DDr. Anthony van Hoboken privatim gegründeten und dann der Allgemeinheit gewidmeten Photogramm-Archivs. (Wir danken Anthony van Hoboken bekanntlich das Werkverzeichnis Haydns.) Ebenso förderte der Leiter der Sammlung, 1954 zum Hofrat im Amt, später zum wirklichen Hofrat ernannt, den Ausbau des Tonarchivs sowie der zu seiner Benützung nötigen Studioräume.

Neben seiner Tätigkeit als Bibliothekar und Archivar tritt Leopold Nowak mit den Ergeb nissen seiner wissenschaftlichen Arbeit immer wieder als Autor hervor: 1947 erscheint sein Bruckner-Buch „Te Deum laudamus“, 1951 seine vielbeachtete Haydn-Biographie, die nun bereits in der 2. Auflage vorliegt. Zahlreiche Aufsätze offenbaren mit ihrem weiten, thematischen Ausgriff die vielfältigen Interessen des Verfassers. (In der „Furche“ kam Hofrat Nowak des öfteren mit Artikeln über Kirchenmusik zu Wort.) Die Gesamtausgabe der Werke Bruckners ist nun nahezu vollständig, von den Ausstellungen, an deren Gestaltung Hofrat Nowak entscheidend mitwirkte, sind die über Joseph Haydn (1959) und „Bruckner in Linz", eine Schau, die gegenwärtig in der oberösterreichischen Landeshauptstadt zu sehen ist, besonders hervorzuheben.

Diesem notwendigerweise kurzen Porträt fehlte ein wesentlicher Zug, ließe man den gläubigen Menschen Leopold Nowak unerwähnt, der seit nunmehr fast 20 Jahren seine Fähigkeiten und seine reichen Erfahrungen auch in den Dienst der Katholischen Akademie und des gesamten katholischen Geisteslebens stellt, in Denken und Handeln von jenem österreichischen Humanismus geleitet, in dem seine Persönlichkeit wurzelt.

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