Riten, Ränge, Ränke der Gaullisten
KÖNIG CHARLES UND SEIN HOFSTAAT. Von Pierre Viansson Ponte. Verlag Heinrich Schemer, Frankfurt am Main 1966.240 Selten, Zeichnungen von H. E. Köhler, Leinen, 12.80 DM.
KÖNIG CHARLES UND SEIN HOFSTAAT. Von Pierre Viansson Ponte. Verlag Heinrich Schemer, Frankfurt am Main 1966.240 Selten, Zeichnungen von H. E. Köhler, Leinen, 12.80 DM.
Unter den bisher dem General de Gaulle gewidmeten Büchern gilt als eines der besten jenes von Frantz Vossen. Zu diesem bringt Pontė eine nicht alltägliche Ergänzung sowohl zum Gesamtbild der Persönlichkeit als auch zu dem meist abenteuerlichen Werdegang von 39 Politikern, die den Präsidenten beim Wiederaufbau Frankreichs begleiteten und deren Biographien als eine Kurzgeschichte der vierten und fünften Republik gelten können. Von de Gaulle selbst beschreibt der Autor in launiger Art das mühevolle Leben des Staatsoberhauptes: Empfänge, Feste, Audienzen, Provinz- und Auslandsfahrten, Pressekonferenzen und anderes mehr, ohne dabei das Privatleben zu übersehen. Gut beleuchtet sind die Staatsbesuche der Großen: Elizabeth II., Juliana, Fabiola und Farah Dibah, sowie der Kleinen, das sind die vielen seit 1945 neugeborenen Staatschefs, vornehmlich aus Afrika. Beachtung verdienen die historischen Begegnungen mit Stalin, Churchill, Eisenhower, Chruschtschow und Adenauer. Die Analyse der „Gaullisten“ zeigt die zahlreichen Schattierungen der Anhänger des Generals, hier wird allen Franzosen der Spiegel vorgehalten und es ergibt sich eine treffende völkerpsychologische Schau. Der Herr im Elysėe- palast bleibt natürlich überall der Mittelpunkt des vor dem Leser anrollenden Bilderbogens der jüngsten Weltgeschichte, mit seinem Namen ist alles verknüpft, was heute Frankreich Weltgeltung verschafft und was dem General eine dauernde und sein überragendes Werk bekräftigende Popularität eingetragen hat: er ist der Mann, der tatsächlich regiert, rastlos nur für die Nation und seines Vaterlandes Gloria arbeitet, ein vorbildlicher Charakter, einer der hervorragendsten Staatsmänner. Pontės Schilderungen sind erfüllt von erfrischendem Humor, geistsprühender Ironie und all- seitiger Beobachtung, sie machen die Lektüre des „gaullistischen Mythos“ zu einem Vergnügen, wenn sie auch bisweilen mit Schärfe Kritik üben.