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Stadt der Zukunft

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Die Tatsache ist bekannt: Wir erleben gegenwärtig eine beispiellose Bevölkerungsexplosion, deren Auswirkungen dahin geschätzt werden, daß bei täglich 180.000 Geburten die Weltbevölkerung sich in den nächsten 75 Jahren verdoppeln wird. Dem schon seit längerer Zeit anhaltenden Trend folgend, wird ein Großteil dieser Menschen versuchen, sich in Städten anziusiedeln, Tokio zum Beispiel hat einen jährlichen Zuzug von 200.000 Menschen, aber auch in vielen österreichischen Gemeinden wurde seit 1945 mehr Baugrund benötigt, als in den Jahrhunderten von deren Entstehung bis zum Ende des zweiten Weltkrieges.

Überblickt man die Lage auch nur einigermaßen, so gewinnt man den Eindruck, daß gewöhnliche, in der Tradition befangene Architekten diesen Aufgaben kaum mehr gewachsen sein werden. Sie genügen auch ihrer Anzahl nach absolut nicht. An den beiden technischen Hochschulen Österreichs gibt es derzeit nur je eine Lehrkanzel für Städtebau. Auf dieser schmalen Basis kann den Hunderten von Hörem weder ein solides Wissen über Grundlagenforschung, Planungsmefhodak, Sanierung und Städterneuerung noch über die soziologischen, ökonomischen und verkehrstechnischen Faktoren des Städtebaus vermittelt werden.

Neben die Planung mit bewährten Methoden muß eine andere treten: Die auf völlig neue Lösungen gerichtete spielerische Hypothese, die URBAN FICTION. Diesem überaus wichtigen Thema ist die Wanderausstellung gleichen Namens gewidmet. In Graz werden im Rahmen dieser Ausstellung folgende prominente Fachleute zum Thema sprechen: Architekt Dipl.-Ing. Dr. Günther Feuerstein, Architekt Friedrich Achleitner, Univ.-Prof. Dr. Leopold Rosenmayr („Soziologische Faktoren in der Stadt- und Landesplanung“), Prof. Monsignore Otto Mauer („Stadt ohne Gott“) und andere. Unter der Leitung von Architekt Dipl.-Ing. Dr. Heimo Widtmann, Graz, wird ein Symposion stattfinden, an dem sich weitere Fachleute beteiligen.

Man kann nur hoffen und wünschen, daß alle verantwortlichen staatlichen und städtischen Stellen die Anregungen dieser wichtigen Veranstaltung zur Kenntnis nehmen und zumindest einiges davon zur Anwendung bringen. Vor allem aber muß sich die Erkenntnis durchsetzen, daß dem Architekten der Gegenwart und der Zukunft ein nicht zu knapp abgestecktes Spielfeld eingeräumt wird.

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