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Non praevalebunt

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DIE RÖMISCHEN PÄPSTE IN DEN LETZTEN VIER JAHRHUNDERTEN. Von Leopold von Ranke. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt, 1962. S16 Seiten, 67 Bildtafeln. Preis 96 S.

Wenn ein Standardwerk der deutschen Geschichtsschreibung in vollständiger Ausgabe neu erscheint, dann scheint dem Rezensenten nichts anderes zu obliegen, als die Ankündigung der erfreulichen Tatsache: daß dieses mit Recht berühmte Buch billig wieder zu haben ist. Höchstens wäre im gegenwärtigen Fall noch hinzuzufügen, daß die Abbildungen mit lobenswertester Sorgfalt aus zeitgenössischen Kunstwerken ausgewählt sind.

Und dennoch drängen sich dem Leser sofort gar manche Betrachtungen auf! Wohl ist es ein eigenes Ding mit der „objektiven, tendenzfreien Geschichtsforschung“, die der Umschlag an Ranke rühmt. Der heutige Leser wird nicht umhin können, sich zu wundern, was man alles in vormärzlicher Zeit der katholischen Kirche zum Vorwurf zu machen wußte. Man lese doch den Abschnitt über Jansenismus und jesuitische Moral — und man vergleiche diese mit der völligen Auflösung, die unsere psychologisierende Zeit der Moral und dem Strafgesetz zu bringen

droht. Jedoch anderseits: in welch höflicher, geistvoller Form übt nicht Ranke Kritik an den vermeinten oder wirklichen Mißständen des Papsttums! Führten doch alle Kritiker eine solche Sprache!

Überhaupt — die Sprache Rankes! Damals unterlag ein Historiker noch nicht den heutigen Konventionen, die eine wissenschaftliche Arbeit zu einer Inhaltsangabe der Anmerkungen — ein lesbares Geschichtsbuch aber zu einem Roman an Hand von Tatsachen zu machen pflegen. Hier ist noch das Ergebnis der Forschung ein literarisches Meisterwerk. Und weil eben jene Zeit noch Moralbegriffe hatte, darf es sich der Autor auch leisten, vergangene Taten gut oder böse zu nennen. Um so eher prägt sich seine Schilderung dem Geist des Lesers ein.

Und wenn das monumentale Werk mit der großen Krise des Venti Settembre schließt — dann weiß der Katholik, was seither die Schicksale der Päpste und der Savoyer gewesen sind.

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