Eine große Dame der Kultur

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Ingeborg Faseth war eine außergewöhnliche Frau, im Kulturleben zu Hause und in der Volkspartei eine Institution. "Die Faseth“, wie sie Freunde nannten, ist tot. Verstorben vor einer Woche im Alter von 85 Jahren. Bis zuletzt war sie aktiv und hat gelebt, was der Freiburger Philosoph Hans-Georg Gadamer so formulierte: "Alt ist man erst, wenn man nichts mehr vorhat.“

In diesem Sinne war Ingeborg Faseth niemals alt, immer aktiv, hatte stets etwas vor, war wach, unterwegs und ständig präsent. Sie war über Jahre ein kulturpolitischer Solitär in der ÖVP-Zentrale. Dorthin geholt hat sie Erhard Busek, der mit seiner Politik die Partei herausforderte und auf die Veränderungen der Zeit sensibel reagierte.

Die Strahlkraft Faseths entfaltete sich unter der Obmannschaft von Alois Mock mit den legendären "Abenden im Palais Todesco“. Jede dieser Veranstaltungen am historischen, inzwischen aufgegeben Sitz der Bundesparteileitung seitlich der Staatsoper in Wien, war ein Ereignis. Die Abende wurden zu Treffpunkten der Kulturszene, die der Volkspartei ein besonderes Image eintrugen. Anlässlich ihres 75. Geburtstages hieß es treffend, "dass die ÖVP nach wie vor von ihrer Erfahrung und ihren Kontakten profitiert“. Das war kennzeichnend für ihre jahrzehntelange Arbeit. Sie hat sich nie vor- oder gar aufgedrängt. Sie war dennoch eine starke Persönlichkeit, mit festen Standpunkten und mit Durchsetzungskraft. Sie war die "Kulturlady“. Sie war - und das macht es aus - eine vornehme, gebildete, interessierte Dame mit einer gewissen aristokratischer Noblesse. Stets korrekt und höflich - nach "alter Schule“, wie man so sagt. Ihr gewinnendes Lächeln wird niemand vergessen, der die attraktive Frau kannte.

Mit ihrer Freundlichkeit hat sie viele fasziniert. Mit ihrer Kompetenz und ihrer Geradlinigkeit, verbunden mit organisatorischem Talent, war sie eine Kulturmanagerin hohen Grades. Ihr würde dieser Begriff wahrscheinlich nicht gefallen, weil sich viele Manager als Zahlenjongleure vorstellen. Inge Faseth war eine kreative Kommunikatorin, die der Kunst in ihrer Vielfalt breiten Raum gab. Sie war eine "Grand Dame“, die einen kultivierten Lebensstil pflegte. Inge Faseth war traditionsbewusst, doch nicht vergangenheitslastig, sie war immer auf der Höhe der Zeit, ohne den wechselnden Moden hinterherzulaufen, sie war eine Konservative, die keinen Stillstand kannte und sich durch Offenheit für Veränderungen auszeichnete. Sie war eine gesellige Dame und gern gesuchte Gesprächspartnerin.

Uneigennützig hat sie ihre vielfältigen Kontakte zu den Kunstschaffenden eingebracht, hat in einigen der zahlreichen Fälle wechselhaften künstlerischen Schicksals vermittelnd gewirkt. Für mich, damals Büroleiter von Bundesparteiobmann Alois Mock, war es bewundernswert, dass sie niemals sarkastisch oder gar zynisch gewesen ist - obwohl sie auch dazu wohl genug Anlass gehabt hätte.

Geprägt war ihr Kulturverständnis jedenfalls von den Idealen des Wahren, Guten und Schönen. "Ihr Leben galt der Musik“, ist auf der Parte zu lesen, ihre Liebe galt den Künsten und damit der Kultur im weitesten Sinn. Inge Faseth kannte "Gott und die Welt“. Viele ihrer Freunde, Weggefährten und Verehrer werden sie nicht vergessen: Die einzigartige "Kulturlady“, die viel bewirkt hat und vielen etwas gegeben hat, die bis zuletzt ehrenamtlich aktiv war und die von der Republik Österreich sowie vom Land Wien mit deren Silbernen Ehrenzeichen für ihre Verdienste ausgezeichnet worden war.

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