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Die Affäre Dreyfus

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Das Urteil des Kriegsgerichts in Paris lautete auf lebenslange Deportation nach Cayenne, Frankreichs Aufenthaltsort für Schwerverbrecher. Das angeklagte Delikt: Landesverrat, Staatsgeheimnisse seien an den deutschen Erzfeind weitergegeben worden. Der Angeklagte: Alfred Dreyfus, Hauptmann der Artillerie, Jude - und damit Zielpunkt der antisemitischen Hetze der französischen Rechtspresse. Am 15. Oktober 1894 war er verhaftet worden, am 22. Dezember 1894 - vor 100 Jahren - erging das Urteil.

Zwei Jahre später stellte sich heraus, daß die Beweismittel gefälscht waren - aber Kriegsministerium und Generalstab unterdrückten die neuen Erkenntnisse, um das Militär nicht zu kompromittieren. Als Emile Zola, bekannter Schriftsteller und selbst Jude, in einem offenen Brief an Staatspräsident Fėlix Faure unter gründe aufrollte,, war die Affäre öffentlich. Zola floh nach England, um sich einer Haftstrafe zu entziehen. 1898 war ein Revisionsprozeß nicht mehr aufzuhalten - Dreyfus wurde erneut, diesmal „nur“ zu zehn Jahren Deportation, verurteilt. Um die Affäre zu beenden, begnadigte Präsident Emile Loubet den Verurteilten. Erst 1906 wurde er rehabilitiert.

Die Affäre Dreyfus hatte jedoch bereits Frankreichs politische Szene polarisiert. Auf der Rechten wurde 1898 die radikale Action Franęaise gegründet, in aktiver Gegnerschaft zur Republik. Auf der Linken beteiligten sich erstmals 1899 die Sozialisten an der Regierung.

Am Dreyfus-Prozeß im Herbst 1894 nahm als Gerichtssaalberichterstatter der Neuen Freien Presse, Theodor Herzl, teil. Unter dem Eindruck der antisemitischen Ausfälle der Pariser Blätter kam er zur Erkenntnis, daß nur ein eigener Judenstaat der weltweiten Ablehnung der

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