Eine christliche Politiker-Akademie

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Die Partei „Die Christen“ hat bei dieser Nationalratswahl knapp mehr Stimmen bekommen, als sie als schlechtestes Ergebnis erwartet hatte. Damit gibt es im Nationalrat „die Christen“ auch weiterhin nicht als Partei, wohl aber in allen Parlamentsparteien. Die einen werden die „personale Freiheit“ des Menschen und dessen Recht auf Eigentum gegen jede Art von Kollektivismus und Sozialismus verteidigen oder etwa auch in einem möglichst freien Markt absichern wollen.

Die anderen werden die „christliche Solidarität“ mit den Verlierern und Armen in einem starken Sozial- und Wohlfahrtsstaat verankert und durch mehr Umverteilung finanziert sehen wollen. Wieder andere werden sich für die von ihnen als Schöpfung Gottes gesehene „Umwelt“ und für die Grundrechte aller Menschen vom Lager der Grünen aus einsetzen: weil sie diese Anliegen in den (bisherigen) Großparteien durch zu viel Wirtschaftsliberalismus oder auch „Sozialverträglichkeits“-Populismus gefährdet sehen.

Wieder andere werden sich in den Sorgen des „kleinen Mannes“ inmitten einer immer „globalisierteren“ Gesellschaft und Kul- tur lieber vom internationalitätskritischen Lager aus engagieren. Alle diese christlichen Parlamentarier werden in ihrem jeweiligen Lager einiges mitschlucken müssen an nicht so „Christlichem“. Klub- und Parteidisziplin werden Quervernetzungen mit den Christinnen und Christen in den anderen Lagern erschweren und nicht selten unmöglich machen.

Aber gerade solche Vernetzungen hätten etwas Zukunftsträchtiges. Weil die Kernbotschaften des Christentums viel zu Lebens- und Gesellschaftskonzepten beizutragen haben. Und weil Lagergrenzen Übersteigendes der Komplexität der Zukunftsfragen besser gerecht werden würde. Wie wäre es übrigens mit einer Art „PolitikerInnen-Akademie“ der christlichen Kirchen als Angebot an die Christinnen und Christen in der Politik?

Der Autor ist Pfarrer in Probstdorf und Universitätsseelsorger.

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