Gläubiger Diener der Erneuerung

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Die römisch-katholische Kirche hat einen ihrer Großen verloren: Kardinal George Basil Hume ist am 17. Juni gestorben.

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Die römisch-katholische Kirche hat einen ihrer Großen verloren: Kardinal George Basil Hume ist am 17. Juni gestorben.

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Man benannte ihm zu Ehren sogar eine Rose. Das Foto mit dem daran riechenden Kardinal - ein weißhaariges Haupt mit einem gewinnenden, jungenhaften Lächeln - illustrierte im März 1996 einen Beitrag im Londoner "Catholic Herald": eine Osterbotschaft von Kardinal George Basil Hume anläßlich des 20. Jahrestages seiner Ernennung zum Erzbischof von Westminster.

Drei Quellen des Lebens, welche die Kirche nähren und erhalten, strich der nun verstorbene Kardinal in diesem Text besonders heraus: das Wort Gottes (die Lehre der Apostel), die Eucharistie (das Brotbrechen) und das Gebet. Er selbst hat aus diesen Quellen so glaubwürdig gelebt, daß der schottische Kardinal Thomas Winning einst über ihn sagte: "Was Basil Hume so geliebt und geachtet macht, ist das instinktive Bewußtsein, daß er ein heiliger Mann ist. Je näher man ihn kennenlernt, umso mehr ist man beeindruckt von seiner schlichten Art, von seiner menschlichen Wärme."

Ähnlich äußerte sich Großbritanniens Premier Tony Blair: "Er war die personifizierte Güte, ein wahrhaft heiliger Mann von einer außerordentlichen Demut und unermüdlichem Einsatz." Königin Elizabeth II., die Hume noch vor wenigen Wochen den britischen Verdienstorden überreichen konnte, würdigte Humes "herausragenden Beitrag zum christlichen Leben des Landes". Und Papst Johannes Paul II. nannte Hume einen "Hirten von großem spirituellen und moralischen Charakter".

Am 2. März 1923 in Newcastle-on-Tyne geboren - sein Vater war ein Sir, seine Mutter Französin -, besuchte Hume die renommierte Benediktinerschule in Ampleforth in Yorkshire. 1941 trat er in die dortige Abtei ein, von 1963 bis 1976 leitete er als Abt dieses Kloster, ehe ihn Papst Paul VI. zum Erzbischof von Westminster (London) und Kardinal ernannte. Der damalige Nuntius in England, der Schweizer Bruno Heim, der einstige Sekretär von Angelo Roncalli, dem späteren Johannes XXIII., hatte Rom den besten Kandidaten vorgeschlagen. Mit seiner freundlichen, aber bestimmten Art verschaffte sich Hume allgemein Sympathie und Respekt.

Hume, der von 1978 bis 1987 auch Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen war und sich eifrig für Fortschritte in der Ökumene einsetzte, aber stets auch Seelsorger der kleinen Leute blieb, ist durch viele kluge Stellungnahmen, auch zu heiklen Themen, auch weit über England hinaus aufgefallen. Auf der Bischofssynode 1985 trat er für einen vertrauensvollen und ausgeglichenen Dialog mit der modernen Welt ein.

Manche zogen ihn sogar als möglichen "Übergangspapst" in Betracht, doch spätestens seit er Ende April 1999 öffentlich von seiner Krebserkrankung sprach, galt Hume nicht mehr als "papabile". Doch die Jahrtausendwende hoffte er noch zu erleben. Am Ende seiner Botschaft vom März 1996 hatte Hume betont: "Das Millennium muß ein Moment aufrichtiger Erneuerung und neuer Anfänge für unsere Gesellschaft werden. Es ist eine heilige Zeit, ein Jubeljahr, und wenn die Vorstellungskräfte von genügend Leuten enthusiastisch Feuer fangen, so hat es ein ungeheures Potential, um eine spirituelle Erneuerung, sowohl auf persönlicher als auch auf nationaler Ebene, zu bewirken."

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