Kein Bischof im Nebenberuf

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Das Gespräch führte Otto Friedrich

Bernd Hagenkord ist Jesuit - wie Papst Franziskus. Seit 2009 er leitet er die deutschsprachige Abteilung von Radio Vatikan. Im Gespräch mit der FURCHE ortet Hagenkord erste Markierungen, die das neue Pontifikat setzen könnte.

Die Furche: Papst Franziskus hat sich von seinem ersten Auftritt an als Bischof von Rom bezeichnet und nicht als Papst …

Bernd Hagenkord: … und das hat er bis jetzt weiter so gehalten. Er spricht von sich als Bischof von Rom, Nachfolger des Apostels Petrus. Ich glaube, er will dem Bistum Rom klarmachen: Ich bin zwar Argentinier, aber ich bin jetzt euer Bischof - und zwar nicht im Nebenberuf, sondern im Hauptberuf. Er macht deutlich: Ich bin nicht jemand, der zufällig in Rom lebt.

Die Furche: Das hat natürlich auch eine theologische Bedeutung.

Hagenkord: Im Vorfeld der Papstwahl ist viel über die Stärkung der Ortskirchen geredet worden. Ich behaupte jetzt einmal ganz unvorsichtig: Franziskus stärkt gerade seine Ortskirche. Er sagt ganz klar: Das Amt, das ich habe, ist das des Bischofs von Rom, der dann auch Hirte der universalen Kirche ist.

Die Furche: Franziskus’ erste Ansprachen waren vor allem von einem pastoralen Ton geprägt.

Hagenkord: Das stimmt. Seine ersten beiden Predigten waren frei gesprochen. Bei der Amtseinführung hielt er sich an den vorbereiteten Text, am Palmsonntag war es eine Mischform. Ich vermute, wir werden bei der Mischform bleiben …

Die Furche: … und das ist für Ihre Arbeit wohl auch eine Umstellung.

Hagenkord: Das kann man wohl sagen: Ich bin ja kein Simultandolmetscher! Franziskus ist pastoral, sehr direkt und theologisch nicht so reflexiv wie Benedikt. Er verwendet auch ein ganz anderes Textgenre - jetzt ist es das Pfarrerliche, das Pastorale, das Predigthafte. Benedikt hat versucht, das theologisch abzuernten, was er sein Leben lang gedacht hat. Das macht Franziskus völlig anders.

Die Furche: Man kann das als weiteren Schritt verstehen, das Amt wieder auf die Erde zu bringen, es zu vermenschlichen: Eine Predigt ist eine Predigt und kein Programm für die nächsten fünf Jahre.

Hagenkord: Franziskus hat alles dazu getan, sich nicht darauf festlegen zu lassen, was er die nächsten fünf Jahre machen wird. Die Leute, die ihn von Buenos Aires her kennen, sagen: Das, was wir hier zu hören bekommen haben, das ist O-Ton Bergoglio. Den nimmt er ins Papstamt mit. Das ist schon beeindruckend.

Die Furche: Wer muss sich eigentlich vor diesem Pontifikat fürchten?

Hagenkord: Alle die, die sich eine bequeme Kirche wünschen. Die Spiritualität, die Papst Franziskus an den Tag legt, hat alles Potenzial, anstrengend zu werden. Und zwar in einem positiven Sinn. Der heilige Franziskus, nach dem sich dieser Papst genannt hat, hat ja versucht, die Bibel eins zu eins zu leben. Und das ist tendenziell anstrengend.

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