Neue Generation einer prominenten Familie

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Er sei ein leidenschaftlicher Theologe und stehe für eine Kirche, "die die Botschaft von der Freiheit und der Würde aller Menschen glaubwürdig verkündigt“, hatte Olivier Dantine im Vorfeld der Wahl gemeint. Nun kann er diese Leidenschaft an führender Stelle der evangelischen Kirche A.B. beweisen: Am vergangenen Samstag wurde Dantine zum künftigen Superintendenten der evangelischen Diözese Salzburg-Tirol gewählt. Die Wahl war notwendig geworden, weil die bisherige Amtsinhaberin Luise Müller mit 31. August 2012 in den Ruhestand tritt.

Vor allem das Abschneiden Dantines wurde in evangelischen Kreisen als Überraschung gewertet: Zwei Kandidaten hatten sich der Superindententialversammlung gestellt - im Vorfeld wurde weder dem Ramsauer Pfarrer Wolfgang Rehner noch Olivier Dantine eine Favoritenrolle zugeschrieben. Doch der mit 38 Jahren auch unüblich junge Kandidat Dantine überzeugte die Versammlung derart, dass er bereits im ersten Wahlgang die nötige Zweidrittelmehrheit hinter sich sammeln konnte. Evangelische Insider bestätigen, dass die Entscheidung nach nur einem Wahlgang von niemandem erwartet wurde.

Olivier Dantine wurde 1973 in Wien geboren und studierte Theologie in Wien, Berlin und Jerusalem. Seit 2002 ist der verheiratete Vater eines Sohnes Pfarrer im burgenländisch Großpetersdorf. Seit 2006 gehört er auch der evangelischen Synode, dem "Parlament“ dieser Kirche an.

Mit der Wahl von Olivier Dantine ist die dritte Generation einer prominenten evangelischen Familie ins Rampenlicht der Öffentlichkeit getreten. Großvater Wilhelm Dantine, der dieser Tage seinen 100. Geburtstag begangen hätte, war von 1963 bis 1981 systematischer Theologe an der Evangelischen Fakultät der Universität Wien. In seine Ära fielen die großen Schritte der Ökumene zwischen katholischer Kirche und den Lutheranern im Gefolge des II. Vatikanums, aber auch ein neues gesellschaftliches Engagement der Evangelischen im Land.

Johannes Dantine, der Vater des neuen Superintendenten, wirkte gleichfalls als systematischer Theologe sowie als Oberkirchenrat in der Leitung der Evangelischen Kirche A.B. Bis zu seinem frühen Tod 1999 war Johannes Dantine auch Religionskolumnist der FURCHE.

Es darf davon ausgegangen werden, dass Olivier Dantine das Luthertum von Vater und Großvater nun auf seine Weise ins Heute übersetzen wird.

Der Superintendent ist als Leiter einer Diözese mit einem katholischen Diözesanbischof vergleichbar, er hat die Aufsicht über die Kirchenordnung und die Verkündigung, außerdem führt er die Ordination von Pfarrerinnen und Pfarrern sowie Visitationen in den Gemeinden durch.

Zur Diözese Salzburg-Tirol gehören 16 Pfarrgemeinden mit etwa 30.000 Gläubigen. Ein Diaspora-Gebiet - denn etwa in der Erzdiözese Salzburg waren die Evangelischen lange Zeit Verfolgung und Exilierung ausgesetzt. Dass sich im Dachsteingebiet Oberösterreichs und der Steiermark - gerade jenseits der Grenzen Salzburgs - bis heute markante evangelische Gemeinden finden, ist sichtbares Zeichen für diese geschichtlichen Wurzeln.

Anno 2011 ist das Zueinander von Katholiken und Protestanten ganz anders: Der Innsbrucker Diözesanbischof und Ökumenereferent der katholischen Bischöfe, Manfred Scheuer, gratulierte Dantine am Tag der Wahl und lobte dabei insbesondere das "gute ökumenische Klima in Tirol“.

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