Zeit für Arbeit an Grundlagen der EU

Werbung
Werbung
Werbung

Als vor Jahren Polen für die Nennung der christlichen Wurzeln in der EU-Verfassung kämpfte, fand es praktisch keine Unterstützung, auch nicht unter den Christdemokraten Europas. Man erklärte damals dem EU-Neuling, dass eine solche Formel überflüssig sei – schlimmer noch: provozierend gegenüber anderen Religionen. Ein polnischer Formulierungsvorschlag berücksichtigte genau dies und würdigte ausdrücklich auch die anderen Religionen. Es sollte aber gezeigt werden, dass Europa überwiegend christliche Wurzeln hat. Diese Formel wäre – wie eine Erinnerung an die gemeinsame Geschichte – nur in der Präambel gestanden; die Präambel spielt freilich eine wichtige Rolle bei der Auslegung der Verfassung.

Bezeichnenderweise fand der polnische Vorschlag kaum mediales Echo. Die Rede war stattdessen immer von „Gott in die Verfassung“ (Invocatio Dei). Das stand aber nicht in unserem Text; man hoffte nur auf einen Konsens bei den christlichen Wurzeln, die historisch objektiv nachweisbar sind und daher auch für nichtgläubige Menschen akzeptabel sein müssten.

Langsam wird klar, dass man die Arbeit an den Fundamenten der EU weiter intensivieren muss. Bis jetzt hat man alle Konsequenzen – auch rechtliche – aus der „Freiheit“ gezogen; das heißt, dass man auch das Absurdum weiterentwickeln kann.

Die anderen Fundamente, auf denen Europa beruht, wie die Menschenwürde, aber auch – auf einer anderen Ebene – die Subsidiarität und vor allem die Solidarität, sind in der Ausarbeitung ihrer Konsequenzen unterentwickelt. Es wird Zeit, dass man die „europäische Grundlagenforschung“ vertieft und intensiviert. Ein gutes, anspruchsvolles Forum dafür könnte Wien mit dem Institut für die Wissenschaften vom Menschen sein.

* Die Autorin war von 2000 bis 2004 polnische Botschafterin in Österreich

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung