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„Die Zukunft der CA ist eine Koalitionsfrage”

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Beim Rennen um eine Beteiligung an der Creditanstalt plädiert auch Heinrich Treichl für eine „österreichische Lösung”.

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Beim Rennen um eine Beteiligung an der Creditanstalt plädiert auch Heinrich Treichl für eine „österreichische Lösung”.

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Die ÖVP muß um die Zukunft der Creditanstalt kämpfen. Sie muß daraus eine Koalitionsfrage machen!” Vehement fordert Ex-Generaldirektor Heinrich Treichl (1970 bis 1981) im Zusammenhang mit den Privatisierungsplänen von Finanzminister Lacina eine „österreichische Lösung”. Der Grandseigneur unter den heimischen Bankern wendet sich im Gespräch mit der FURCHE massiv gegen den Verkauf eines maßgeblichen Aktienpakets an den schweizerischen „Credit Suisse”. Damit wird die Ablehnungsfront (Staatssekretär üitz, Nationalbankpräsidentin Schaumayer...) gegen die Eidgenossen, die nach eigenen Angaben letztlich die CA in ihre Hand bekommen wollen, massiver. Treichl plädiert ebenfalls für das „Österreich-Konsortium”, das dem Schweizer Angebot „bei weitem vorzuziehen ist, weil es die Eigenständigkeit der CA sichert”- (Interview Seite 5).

Noch ist offen, wer den Zuschlag für eine Beteiligung an der Creditanstalt-Bankverein AG erhält. Die Republik Österreich hält knapp 49 Prozent der CA-Äktien (aber 70 Prozent der Stimmrechte), das Paket steht jetzt im Rahmen einer weiteren Privatisierungsaktion zur Disposition. Zwei konkrete Angebote dafür liegen im Finanzministerium: der schweizerische Credit Suisse will 20 bis 30 Prozent dieses Pakets, eine sogenannte „Österreich-Gruppe” mit prominenten heimischen Finanz- und Industrie-Investoren, in Verbindung mit deutschen und italienischen Gruppen, peilt 37 Prozent an. Beide wollen in eine Schlüsselposition kommen.

Es sei kein wünschenswertes Zukunfts-Szenario für die CA, kritisiert Treichl die kolportierten Präferenzen des Finanzministers für die Schweizer, als Tochtergesellschaft des Credit Suisse nur mehr ein Brückenkopf im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) beziehungsweise im Fall eines Beitritts Österreichs, der Europäischen Union zu sein. Falls der Finanzminister das nicht einsehe, müsse sich die ÖVP auf die Hinterbeine stellen. In einem Wahljahr werde sich die SPÖ hüten, es zugunsten eines Ausverkaufs der wichtigsten Unternehmen an Ausländer auf eine Kraftprobe ankommen zu lassen.

Angesprochen auf die undurchsichtigen Karibik-Geschäfte der BAWAG ortet Treichl eindeutige Fehler: Man habe gegen einige Grandregeln verstoßen, wie sie im bürgerlichen Geschäftsleben selbstverständlich seien.

Generaldirektor Walter Flöttl habe nach dem Motto gehandelt: „Was der Trutzburg Gewerkschaftsbund nutzt, ist gut und heiligt die Mittel”. Treichl sieht das „als Folge eines unbewältigten sozialen Aufstiegs”. Flöttl habe die Geschäfte auch gar nicht durchschaut: „Das ist keine Schande, denn die sind sehr kompliziert”. Man solle außerdem den „Fall BAWAG” zum Anlaß nehmen, eine unabhängige Aufsichtsbehörde zu installieren, denn „weisungsgebundene Beamte des Finanzministeriums sind überfordert.”

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