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Katholische Ehen krisenfester

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Der Zeitdauer des Zusammenlebens entsprechend, war im Jahre 1946 der Anteil der nach zwei bis vier Ehejahren geschiedenen Ehen am größten, 1947/48 der vier bis sechs Jahre alten, während sich 1949 die meisten Menschen nach sechs bis acht Ehejahren scheiden ließen. Vorwiegend sind es also die in den Jahren 1942b is 1 944 geschlossen en Ehen, die unter der veränderten Wirklichkeit der Nachkriegsjahre zerbrachen.

In der Höhe der Ehescheidungsziffern der einzelnen deutschen Länder zeigen sich starke Unterschiede. Im Jahre 1949 lagen die Ziffern zwischen 83 in Württem-berg-Hohenzollern und 3 4 4 in Hamburg (Bremen 249). Die ungewöhnlich hohen Ehescheidungsziffern der beiden Stadtstaaten Hamburg und Bremen entsprechen der Erfahrung, daß d i e S c h e i-dungshäufigkeit in den Städ-tenstetsgrößeristalsaufdem Land. Die kleinsten Ziffern weisen die Länder der französischen Zone auf (Baden, Rheinland-Pfalz, Württernberg-Hohenzollern), in denen gleichzeitig der ländliche und der katholische Bevölkerungsanteil überwiegen, Bayern fällt in diesem Zusammenhang aus dem Rahmen.

Die Bedeutung der Konfessdonszuge-

hörigkeit ist statistisch nicht belegbar und auch schwer nachzuweisen. Da die Zahl der bestehenden Ehen, nach der Konfession der Ehegatten gegliedert, nicht bekannt ist, wurden beispielsweise in Bayern, um zu zeigen, inwieweit die Konfessionszugehörigkeit die Scheidungshäufigkeit beinflußt, die Geschiedenen zu den Eheschließenden des Jahres 1948 in Beziehung gesetzt Ist dieses Verfahren methodisch auch nicht ganz einwandfrei, so läßt sich hier doch die mehr oder minder starke Ehefestigkeit der verschiedenen Konfessionsgruppen ersehen.

Im Verhältnis zu den Eheschließungen im Jahre 1948 ergaben sich Scheidungen bei rein katholischen Ehen 12,6%, bei rein evangelischen Ehen 18,4%, bei jüdischen Ehen 0,8%, bei sonstigen konfessionell nicht näher bezeichneten Ehen 35%. Bei Ehen katholischer Männer mit evangelischen Frauen 15.8%. mit jüdischen Frauen 10%. mit sonstigen 36,1%, bei Ehen evangelischer Männer mit. katholischen Frauen 11,3%, mit sonstigen Frauen 23,2%, bei konfessionell indifferenten Männern mit katholischen Frauen 23%, mit evangelischen Frauen 26,6%, mit jüdischen Frauen 14,3% und mit sonstigen 28%. Sieht man von dem geringen Anteil der in den letzten Jahren geschlossenen jüdischen Ehen ab, so liegt die

S c h e i d u n g s z i f f e r bei den katholisch ungemischten Ehen immer noch am niedrigsten.

Nehmen wir noch das Beispiel des überwiegend protestantischen Landes Hessen aus dem Jahre 1948 hinzu: Die Zahl der geschiedenen Männer mit Frauen evangelischer Konfession lag mit 62,4% der insgesamt Geschiedenen etwa in der Höhe des evangelischen Bevölkerungsanteils (in

Hessen 63,4%). Bei den Katholiken lag der Anteil an den Geschiedenen mit 30,4% deutlich unter dem Bevölkerungsanteil (32,6%). Relativ am höchsten war die Scheidungshäufigkeit der Indifferenten, die bei einem Anteil von 2,9% von der Gesamtbevölkerung 6,1% der Geschiedenen stellen. Aus einer anderen in Hessen durchgeführten Statistik ergibt sich dazu ergänzend, daß hauptsächlich die konfessionelle Zugehörigkeit des Manne6 für die Scheidungshäufigkeit konfessionell gemischter Ehen bestimmend ist. So lag die Scheidungshäufigkeit bei Ehen katholischer Männer mit evangelischen Frauen relativ niedriger als bei rein evangelischen Ehen. •

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