"Wie Science Fiction"

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Markus Schmidt von IDC über die Synthetische Biologie.

Die Furche: Herr Schmidt, Sie befassen sich im Rahmen des EU-Projekts Synbiosafe mit dem innovativen Charakter der Synthetischen Biologie. Was macht diese Wissenschaft so neu?

Markus Schmidt: Die Synthetische Biologie will Ingenieursprinzipien auf die Biologie anwenden. So wie elektronische Schaltkreise aus verschiedenen Bauteilen - Transistoren, Widerständen etc. - bestehen, sollen molekulare Einzelteile entwickelt werden, um neue biologische Apparaturen zu bauen.

Die Furche: Wo ist der Unterschied zum Genetic Engineering?

Schmidt: Die Gentechnik hat nur wenige neue Gene in einen Organismus eingeschleust. Da man die biochemischen Kreisläufe aber nicht zur Gänze versteht, haben diese Experimente selten beim ersten Mal geklappt. Die Arbeit glich eher einem Kunsthandwerk. Der Ingenieurszugang der Synthetischen Biologie hingegen ist nicht bloß eine Metapher, er soll zur Methode werden.

Die Furche: Müsste man dazu das Leben nicht vollständig verstehen?

Schmidt: Deshalb versucht man es mit sehr einfachen Systemen. Das machen alle vier Forschungsrichtungen: Die Arbeiten mit Bio-bricks, die wie ein Legosystem funktionieren soll. Craig Venters Forschung an einem Minimalorganismus mit möglichst wenig Genen. Die Entwicklung von Protozellen, die bloß aus einer Zellmembran und ein paar Molekülen bestehen. Und die Versuche mit einem anderen Informationsspeicher als den vier Basen der DNA.

Die Furche: Warum sollte man die Buchstaben der DNA ändern wollen?

Schmidt: Damit soll ausgeschlossen werden, dass Gene von einem künstlichen auf einen natürlichen Organismus überspringen können.

Die Furche: Die USA ist führend in der Synthetischen Biologie. Gibt es dort Vorbehalte gegen diese Forschung?

Schmidt: Ganz allgemein ist in Amerika die Biosecurity ein wichtiges Thema. Ein Missbrauch als Biowaffe wird befürchtet. Umweltrisiken werden dort hingegen kaum diskutiert. In Europa wird das aber vermutlich umgekehrt sein. Dabei darf man nicht vergessen: Es ist alles noch sehr explorativ und vieles hört sich auch an wie Science Fiction.

Das Gespräch führte Thomas Mündle.

Linktipps:

www.idialog.eu, www.synbiosafe.eu

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