1995 prognostizierte Jeremy Rifkin in einem Buch "Das Ende der Arbeit". Heute ist seine These aktueller - und provokativer - denn je.Bücher von Zukunftsforschern stellen Trends stets pointiert dar und erregen dabei oft viel mediale Aufmerksamkeit. Dann aber verschwinden sie umso schneller wieder in der Versenkung. Die Halbwertszeit ihrer Thesen ist scheinbar kurz. Eine Ausnahme, auf die diese Gesetzmäßigkeit nicht zutrifft, ist Jeremy Rifkins "Das Ende der Arbeit". Bereits 1995 erschienen, hält der Titel eine Entwicklung fest, die sich heute in verschärfter Form bestätigt hat: Durch den
Gefühle, die sich in Gesichtsausdrücken spiegeln, sind auf der ganzen Welt gleich. Darwin vertrat diese Idee als Erster. Die moderne Psychologie bestätigt heute die Idee vom universellen Charakter mancher Emotionen."Wenn ein Mensch über irgendeinen Gegenstand tief nachdenkt oder ein Rätsel zu lösen versucht, runzelt er die Stirn?" / "Wird das Erstaunen dadurch ausgedrückt, dass die Augen und der Mund weit geöffnet und die Augenbrauen in die Höhe gezogen sind?" / "Wenn Kinder mürrisch oder eigensinnig sind, lassen sie dann den Mund hängen oder strecken sie die Lippen aus?" Mit diesen
Am Dienstag Nachmittag hatte das monatelange Warten und Bangen ein Ende: Wissenschaftsminister Johannes Hahn informierte Vertreter der Scientific Community (und auch Journalisten) über das Budget für die nächsten Jahre. Gute Nachrichten, denn 2009/2010 wird das Gesamtbudget des Wissenschaftsministeriums um 1,2 Milliarden Euro höher sein als 2008. Das Extrageld wird den Universitäten, den Fachhochschulen, der Forschung und der Studienunterstützung zu Gute kommen.Christoph Badelt, Präsident der Österreichischen Universitätenkonferenz, meinte in einer ersten Reaktion: "Gemessen an der
Seit Kurzem macht Google in Österreich Fotos von Häusern und Straßenzügen. Ein Verstoß gegen die Privatsphäre?Zuerst wurde das Auto mit der 360 Grad Kamera in Wien gesichtet, kurz darauf auch eines in Salzburg. Schon einige Zeit touren die auffälligen Google-Fahrzeuge quer durch Österreich und schießen Bilder von Häusern und Straßenzügen. Wozu? Bisher bietet Google mit seinem Gratis-Programm Google Earth lediglich einen Blick von oben auf die Welt. Mit dem Fotomaterial soll eine virtuelle Reise durch die Städte möglich werden. Dabei ist Google Street View, so nennt sich der
Generationen von Menschen haben über einen klaren, nächtlichen Sternenhimmel gestaunt. Die künstliche Nachtbeleuchtung bringt uns heute nicht nur um einen ästhetischen Genuss.Vor mehr als 200 Jahren schrieb Immanuel Kant: "Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter sich das Nachdenken damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir." Wenn sich heutige Philosophen nur mehr für "das moralische Gesetz in ihnen" - also ethische Fragen - begeistern, mag das auch daran liegen, dass "der bestirnte
Fernsehen & Co. infantilisieren die Gesellschaft und hindern Kinder am Erwachsenwerden, sagt Bernard Stiegler.Den "Verlust der Aufklärung durch Technik und Medien" (Untertitel) beklagt Bernard Stiegler in seinem neuen Buch "Die Logik der Sorge". Während früher den Kindern praktisches und theoretisches Wissen von den Eltern vermittelt wurde, hätten heute die digitalen Medien die Rolle des Erziehers an sich gerissen und würden dadurch eine "Konfusion des Generationenverhältnisses" verursachen. Als prägnantes Beispiel für den Kampf um die "Kontrolle der Aufmerksamkeit" dient dem
Die Medizin hat die Sterblichkeit von Frühchen in den vergangenen Jahren senken können. Um die Lebensqualität zu steigern, müsste das Gehirn intensiver beforscht werden.Wie kleine, bunte Campingzelte sehen die Bettchen auf einer der drei Neonatologie-Stationen des AKH in Wien aus. Denn längs über jedem Minibett ist eine Schnur gespannt, die eine farbige Decke trägt: das Zeltdach. Dieses schützt die empfindlichen Augen der Frühgeborenen vor zu viel Licht. Die kleinen Zwerge schlafen friedlich darunter, manche zu den beruhigenden Klängen von leisem Meeresrauschen. Allein die digitalen
Kultur- und Naturwissenschafter diskutierten vergangene Woche in Wien über "Die Verbesserung des Menschen". Die Tagung, die am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) stattfand, wurde von Prof. em. Richard Saage konzipiert. Die FURCHE sprach mit dem renommierten deutschen Utopie-Forscher.
Der Computerspieler als vereinzelter, latent aggressiver Jugendlicher. Dieses stereotype Bild trifft auf die große Mehrheit der Gamer gar nicht zu, erklärt Prof. Michael Wagner.
Kinder und Jugendliche spielen heute viel und leidenschaftlich - mit Gameboy, X-Box, am Computer. Mit ihren anderen Erfahrungswelten faszinieren die aufwändig gemachten Games - bis hin zur Sucht.
Inwiefern bietet religiöses Verhalten einen evolutionären Vorteil? Antworten darauf sucht Dr. Michael Blume, Vertreter einer relativ jungen Disziplin: der evolutionären Religionswissenschaft.Die Furche: Herr Blume, Sie analysieren Religion(en) unter dem Blickwinkel der Evolutionstheorie. Wie geht das?Michael Blume: Religiöses Verhalten ist Teil der Natur des Menschen und hat sich im Laufe der Evolution entwickelt. Darwin selbst hatte diesbezüglich einige Vermutungen angestellt. In den darauffolgenden Polemiken zwischen Darwin-Anhängern und Religionsvertretern ging diese Frage aber
Es gibt keine Menschengesellschaften ohne Religion(en). Das ist kein Gottesbeweis. Aber ist es vielleicht ein Hinweis auf einen evolutionären Vorteil des Gläubigseins?Eine Ameise klettert einen Grashalm hoch, fällt herunter, klettert wieder hoch, fällt wieder herunter usw. Was für einen Sinn macht das seltsame Verhalten des kleinen Krabbeltiers? Für die Ameise keinen, erläutert US-Philosoph und Darwinist Daniel Dennett in seinem Buch „Den Bann brechen“ (Insel Verlag, 2008) und erklärt weiters: Das Gehirn der Ameise ist mit einem Parasiten, dem Kleinen Leberegel, infiziert; der
Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit. Und obwohl Österreich in vielerlei Hinsicht nicht mehr allzu religiös ist, wird auch hierzulande eifrig gefastet. DIE FURCHE sprach mit der Historikerin Gabriele Sorgo über die Geschichte der Askese – von den Anfängen in der Steinzeit bis heute .Tiere können so elementare Bedürfnisse wie Essen und Trinken nicht unterdrücken. Homo sapiens kann das - auch wenn es ihm nicht leicht fällt. Aber seit wann leben Menschen überhaupt asketisch und warum verzichten sie auch heute noch? DIE FURCHE sprach darüber mit der Askese- und Konsum-Expertin
Der Humanethologe Irenäus Eibl-Eibesfeldt meinte einmal über den Menschen: „Vielleicht ist der Mensch das furchtsamste Wesen, da zu der elementaren Angst vor Fressfeinden und feindseligen Artgenossen intellektuell begründete Existenzängste hinzukommen.“ Und vielleicht war das noch eine Untertreibung. Neben den „intellektuell begründeten Existenzängsten“ leidet der Mensch auch noch an zahlreichen irrationalen, unbegründeten Ängsten: Mancher fürchtet sich vor klitzekleinen Blutspritzern; einige fühlen sich unter Menschen unwohl, ja bedroht – etwa beim Schlangestehen an der
Angst zu haben, macht biologisch Sinn: Gefahren werden so früher erkannt. Ängste können aber auch krank machen – zum Beispiel zu Verzweiflung und Depression führen. Die neurobiologischen Grundlagen der Angst versteht die Wissenschaft immer besser. Und auch, was im Gehirn vorgeht, wenn wir keine Angst haben und uns sicher fühlen.Eine Maus nähert sich einer Katze und schnüffelt neugierig-dreist an ihrer Schnauze. Es waren ungewöhnliche Bilder, die japanische Forscher vor rund einem Jahr der (Fach-)Öffentlichkeit präsentierten. Der Grund für das widernatürliche Verhalten der Maus
Österreichs Scientific Community fürchtet, dass es starke Kürzungen beim Forschungsbudget geben wird. Trotz guter Argumente hat es die relativ kleine Akademiker-Schar nicht leicht, gehört zu werden.Mit einer zweifelhaften News-Meldung schaffte es die heimische Scientific Community vergangenen Donnerstag in die Schlagzeilen des renommierten britischen Wissenschaftsmagazins Nature: "Nervöse Österreichische Wissenschafter" fürchteten um ihre Forschungsmittel. Es herrsche "Ungewissheit darüber, ob das diesjährige Forschungsbudget um 40 Prozent zusammengekürzt werde". Zurzeit "würden
Innovative Theorien verlangen nach einem neuen Vokabular. Charles Darwin begriff, indem er neue Begriffe und Bilder schuf.Darwin stellte eine Theorie zur Entstehung von Atollen auf, schrieb über den Ursprung von Emotionen bei Mensch und Tier, verfasste ein großes Werk über Rankenfußkrebse etc. Weithin bekannt ist er natürlich als Vater des Evolutionsgedankens. Für seine Abstammungstheorie die richtigen Worte zu finden, war dabei eine eigene Kunst. Einige Beispiele:Ich denkeDarwin war von seiner fünfjährigen Weltreise auf der Beagle zurückgekehrt, da notiert er 1837 in sein Notizbuch
Weit über die engen Fachgrenzen hinaus hat Darwins Evolutionstheorie Widerspruch erzeugt. Wie das? Was kann diese Theorie denn genau erklären? Warum laufen die Argumente der lautesten Kritiker (der Kreationisten) eigentlich fehl? Schließlich: Inwiefern lässt sich heute noch an einem Schöpfungsglauben festhalten, wenn überhaupt? Antworten darauf gibt der Band "Evolutionstheorie - Schöpfungsglaube", herausgegeben von Rudolf Langthaler (Königshausen & Neumann Verlag 2008). Dass hier ganz unterschiedliche Experten - Biologen, Theologen, Philosophen und ein Wirtschaftswissenschafter - zu
Die Nanobranche präsentierte diese Woche eine bunte Palette an Produktideen an einem Kongress in Krems. Die Diskussion um die Gefährlichkeit von Nanopartikeln zeigte eines: Es herrscht (noch) viel Unwissen.Nanotechnologien - mit großer Konsequenz verwendete André Gaszó vom Institut für Technikfolgenabschätzung in Wien den Plural, als er am Montag Nachmittag durch das Programm des Bionanomedizin-Kongresses in Krems führte. Das war auch richtig so, denn die vorgestellten Anwendungen aus Universität und Wirtschaft hätten unterschiedlicher nicht sein können: intelligente Kunststoffe,
Die Regierung hat das Globalbudget der Universitäten zur Überraschung vieler erhöht. Die Förderstellen für Forschung und Entwicklung hoffen nun auch, dass ihre Töpfe gut gefüllt werden.Er hoffe auf Erstaunen und Zustimmung, meinte Wissenschaftsminister Johannes Hahn am Montag, als er das Globalbudget der Universitäten bekannt gab: Für die Jahre von 2010 bis 2012 sollen demnach die heimischen Hochschulen jährlich rund 400 Millionen Euro zusätzlich erhalten. Auch soll der Minus-Betrag, der durch die Abschaffung der Studiengebühren entstanden ist, voll umfänglich ersetzt werden - das
Die Glücksforschung boomt, vor allem in Amerika. Zwei US-Professoren haben je ein Buch darüber geschrieben - mit unterschiedlicher Absicht.Seit Jahrtausenden haben Philosophen und Literaten das Glück zu fassen versucht. Viel jüngeren Datums sind empirische Untersuchungen darüber, ob und wie Glück lernbar ist. Und dass sich gerade die Psychologie für diese Fragen interessiert, scheint vielleicht naheliegend, ist aber keinesfalls selbstverständlich. Berühmt ist etwa das Urteil von Sigmund Freud: "Die Absicht, dass der Mensch glücklich sei, ist im Plan der Schöpfung nicht vorgesehen."
Der Geburtstag von Charles Darwin jährt sich 2009 zum 200. Mal. Die Wissenschaft feiert ein Darwin-Jahr. Eine ungewöhnliche Biografie bereitet Laien darauf vor.Ein alter Mann, mit weißem Rauschebart und tief zerfurchter Stirn. Das berühmteste Bild zeigt Darwin als eine Art Übervater, der er wohl für viele auch war und ist. Ein kaum bekanntes jünglinghaftes Darwin-Gesicht ziert hingegen das Cover von Jürgen Neffes "Darwin. Das Abenteuer des Lebens". Denn Neffe interessiert sich besonders für diesen jungen Darwin, der als 22-Jähriger seine Schiffsreise auf der Beagle antritt und in dem
"Gen-Mais verringert die Fruchtbarkeit", kommentierte Greenpeace eine aktuelle Studie. Der Wirbel war groß. Nebenbei ging eine andere brisante Studie im medialen Getöse unter.Mitte November präsentierte Professor Jürgen Zentek von der Veterinärmedizinischen Universität in Wien das Ergebnis eines speziellen Langzeitfütterungsversuchs von Mäusen mit einem bestimmten genetisch veränderten Mais (kurz: GV-Mais). "Verzehr von Gentech-Mais verringert Fruchtbarkeit" titelte daraufhin Greenpeace und der Nachrichtendienst Glocalist schrieb: "Gen-Mais macht impotent." Jens Karg, Gentech-Experte
Über den Sinn von Uni-Rankings lässt sich streiten. Wenn aber gleich drei Rankings den heimischen Unis ein schlechtes Zeugnis ausstellen, muss das nachdenklich stimmen.In den vergangenen Monaten wurden die österreichischen Universitäten gleich mehrfach bewertet: Doch ob Schanghai-Ranking, Times-Ranking oder die Studie des Lisbon Council - die heimischen Hochschulen belegten im internationalen Vergleich stets die hinteren Plätze. DIE FURCHE fragte Hans Pechar, Hochschulforscher von der Universität Klagenfurt, nach den Gründen.Die Furche: Herr Professor Pechar, nach welchen Kriterien die
Um die heimischen Universitäten steht es nicht gut. Selbst für junge, kluge Köpfe ist es nicht leicht, gefördert zu werden. Und dass es in Zukunft nicht viel besser werden wird, lässt das neue Regierungsprogramm vermuten.Die klügsten jungen Köpfe Österreichs hoffen alljährlich mit einem der begehrten Stipendien der Österreichischen Akademie der Wissenschaft (kurz: ÖAW) oder des Wissenschaftsfonds ihre Karriere als Wissenschafter beginnen zu können. Im Rahmen eines dieser Förderprogramme (es gibt verschiedene), dem DOC-Programm, bewarben sich dieses Jahr rund 150 Studierende um ein
Pharmafirmen liefern keine objektiven Informationen über ihre Produkte, sondern stellen sie in ein helles Licht, um große Packungszahlen zu verkaufen. Ist das ein Verbrechen? Nein - und trotzdem ist es ein Problem.Barbara Möller, Corporate Affairs Managerin beim Pharmakonzern Amgen, erklärt den Dialog mit der Ärzte-Kundschaft so: "Unsere Philosophie ist es, wissensbasiert zu arbeiten", und meint nur ein paar Minuten später: "Es geht um eine relativ objektive Weitergabe von Studienergebnissen, so wie sie in der wissenschaftlichen Literatur zu finden sind." Doch was heißt relativ
Den Klau und die Vermarktung von volkstümlichen Wissen über Pflanzen, Pilze etc. durch Industriekonzerne brandmarkten Vandana Shiva und andere als "Biopiraterie". Das Wort hat es mittlerweile ins Lexikon von Juristen geschafft. Am Problem selbst hat sich aber wenig geändert, wie die Inderin im FURCHE-Interview betont.Vandana Shiva wurde in den 1990er Jahren weltweit bekannt, als sie gegen eine Patentierung des indischen Neem-Baumes protestierte. Obwohl die Umweltaktivistin den Rechtsstreit elf Jahre später gewann, ist das Phänomen der Biopiraterie bis heute präsent: Konzerne aus den
Die Patentämter haben heute riesige Stapel von Patentanträgen abzuarbeiten. Und das ist nur eines der vielen Probleme, vor denen das System steht.Folgt auf die schwere Finanzkrise jetzt die große Patentekrise? Zumindest der Ökonom James Bessen und der Jurist Michael Meurer warnen vor den gravierenden Fehlentwicklungen des (US-)Systems, wenn auch in einem sachlichen Ton. Das neue Buch der beiden Amerikaner trägt den Titel "Patent Failure" (Oxford UP, 2008), was sich auch als "offenkundiges Scheitern" übersetzen lässt.Kosten für Patentstreite steigenDabei sind es nicht einzelne, ethisch
Dank Web 2.0 kann heute jeder Infos ins Netz geben und austauschen. Mehr Demokratie also?Nein, die gute alte Wissenskultur ist bedroht, so die Autoren zweier neuer Bücher.Im Dezember 2006 verkündete das Cover des "Time Magazine" die Person des Jahres, nämlich: "You!", also: Sie! Der Untertitel lieferte folgende Begründung: "Ja, Sie. Sie kontrollieren das Informationszeitalter. Willkommen in Ihrer Welt." Die Wahl schien nur vordergründig kurios. 2006 war das Jahr, in dem viele Computerbenutzer ein neues Internet - das Web 2.0 - für sich entdeckten. Eine Reihe von innovativen Applikationen
In ihrem Buch "Das Geschlechterparadox" will Susan Pinker den "wahren Unterschied zwischen Männern und Frauen" herausgearbeitet haben. Doch sind ihre aus der Biologie abgeleiteten Erkenntnisse auch richtig?Das Buch "Das Geschlechterparadox" provoziert. Susan Pinker verknüpft darin biologische und ökonomische Erkenntnisse, um zu beweisen, warum Frauen sich immer noch selten in Führungspositionen finden und warum der Mann das eigentlich schwache Geschlecht ist. Die Furche bat zwei Expertinnen, die Thesen der kanadischen Psychologin zu diskutieren: Die Evolutionsbiologin Astrid Jütte (Bild:
Das Demonstrationsnetzwerk arbeitet mit sechs verschiedenen Systemen der Quantenverschlüsselung. Eines stammt von Professor Anton Zeilinger. DIE FURCHE sprach mit dem heimischen Topforscher.
Die Regeln der Quantenphysik erlauben es, Nachrichten so zu verschlüsseln, dass sie vollkommen abhörsicher sind. Die Technologie der Quantenverschlüsselung entwickelt sich stetig in Richtung Marktreife. Am Mittwoch ist in Wien das erste Demonstrationsnetzwerk für Quantenkryptografie weltweit präsentiert worden.Es war 1984, als Charles H. Bennett und Gilles Brassard ein radikal neues Verschlüsselungsverfahren - auf quantenphysikalischer Basis - vorschlugen. Doch weil damals niemand so richtig an eine Quantenkryptografie glauben wollte, wurde das heute legendäre, sogenannte BB84-Protokoll
"Sieben Mulden und eine Leiche" ist kein Krimi, sondern eine rabenschwarze Doku-Komödie. Mit viel Galgenhumor verarbeitet Thomas Haemmerli den Tod seiner Mutter.Thomas Haemmerli erfährt an seinem 40. Geburtstag, dass seine Mutter gestorben ist. Als er daraufhin - nach vielen Jahren - das Haus seiner Mutter betritt, folgt der nächste Schock: Grauenhafter Leichengeruch liegt in der Luft und die Wohnung ist bis obenhin mit allerlei Ramsch angefüllt. Die Mutter, die niemanden jemals in ihre vier Wände ließ, war offenbar ein Messie, jemand der krankhaft Dinge sammelte und
Die Brights-Bewegung tritt für eine wissenschaftliche Weltsicht ein. Die Furche sprach mit einem ihrer hellsten Köpfe: Dem Philosophen und Darwinisten Daniel C. Dennett.Die Furche: Herr Professor Dennett, Sie sind einer der bekanntesten Vertreter der Brights-Bewegung. Was ist Ihre Mission?Daniel C. Dennett: Ich bin nicht einer der Begründer. Ich bin lediglich jemand, der auf die Bewegung aufmerksam macht. Die Mission in den Staaten war einfach, das Bewusstsein der Amerikaner dafür zu schärfen, dass viele ihrer Freunde oder Verwandten Brights sind. Wir machen das gleiche wie die
Gene sind egoistisch, behauptete einst Richard Dawkins. Gene kooperieren, erklärt nun Joachim Bauer in seinem neuen Buch. Und keiner hat ganz Recht.Es muss ein nicht sehr großes, aber umso feineres Publikum sein, das die Bücher von Joachim Bauer schätzt. Denn sie sind keine Bestseller, sondern Longseller (sie verkaufen sich über lange Zeit gut) - was im heutigen Buchgeschäft, das auch von Hypes lebt, fast schon als Qualitätsmerkmal gelten darf.Gottes-Gen, Untreue-Gen?Dabei gibt es ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die populärwissenschaftlichen Arbeiten des Medizinprofessors
Die RNA-Forscherin Renée Schroeder hat das Buch "Das kooperative Gen" gelesen. Die Biologie selbst findet sie spannend erklärt; die ideologische Verpackung stört sie.Die Furche: Frau Professor, Richard Dawkins hat "Das egoistische Gen" geschrieben; Joachim Bauer kontert nun mit seinem Buch: "Das kooperative Gen". Wie sind denn Gene wirklich - egoistisch oder doch kooperativ?Renée Schroeder: Weder noch. Ein Gen ist nichts Aktives.Die Furche: Was soll das heißen?Schroeder: Wenn wir etwas Neues lernen, können wir das nicht losgelöst von unseren Meinungen tun. Und die Gesellschaft ist nun
WOLF-DIETER STORL, Ethnobotaniker, über ein (fast) vergessenes Wissen: Die heimische Kräutermedizin.Die Furche: Herr Storl, was sind Sie?Wolf-Dieter Storl: Ich bin Wissenschafter.Die Furche: Wenn man googelt, findet man auch die Bezeichnung "der Schamane aus dem Allgäu".Storl: Das wurde mir angehängt.Die Furche: Sie mögen das nicht?Storl: Auch das wurde mir angehängt. Ich habe einfach gesagt, dass ich Schamanenexperte bin. Was auch stimmt. Ich habe etwa meine Master-Arbeit über eine Spiritistenkolonie in Ohio geschrieben. Später habe ich mich auf den Umgang mit Pflanzen in
Letzte Woche schrieb das Top-Journal Nature scharf: "Etwas ist faul im Staate Österreich", und bezog sich dabei auf zwei Stammzelltherapie-Studien des Innsbrucker Urologen Hannes Strasser. Sie sollen zum Teil ohne behördliche Genehmigung durchgeführt worden sein; zusätzlich steht der Verdacht auf Dokumentenfälschung im Raum. Wissenschaftsminister Johannes Hahn konterte den Vorwurf der "faulen Verhältnisse" mit einer eigenen Erklärung: Ein paar "schwarze Schafe" gebe es eben überall.Natürlich. Und für dieses Land lässt sich die These noch konkretisieren. Erstens: Schwarze Schafe sind
Achtung: Transfette töten! Was die Amerikaner und manche Medien in Aufruhr versetzt, sieht der Ernährungswissenschafter Jürgen König als falsche Dramatik.Unlängst hat Gouverneur Arnold Schwarzenegger entschieden, dass ab 2011 keine bösen Transfette mehr in Kaliforniens Essen sein sollen. In Österreich scheiterte ein ähnlicher Gesetzesantrag, den Wolfgang Pirklhuber, Sprecher für Lebensmittelsicherheit der Grünen, eingebracht hatte. Die Furche nahm den Fall zum Anlass, um mit Jürgen König, Professor für Ernährungswissenschaften an der Universität Wien, über Regeln für eine
In Genf geht der größte Teilchenbeschleuniger der Welt in Betrieb. Die Physiker freut es. Ein wissenschaftlicher Außenseiter rechnet mit dem Schlimmsten. Wie soll da der Rest der Menschheit reagieren?Der Countdown zum größten Experiment der Menschheit läuft: Rund zehn Jahre hat es gedauert, den 27 Kilometer langen Teilchenbeschleunigerring namens Large Hadron Collider (kurz: LHC) in Genf zu bauen. Mit einer koordinatorischen Meisterleistung haben rund zweitausend Physiker und Ingenieure für die Fertigstellung des Mammutprojekts gesorgt. Der LHC ist bereits auf seine Arbeitstemperatur
Ragweed zählt zu den stärksten Allergieauslösern. Die Pflanze blüht jetzt auch in Österreich.Die Nase läuft, die Augen jucken, der Hals ist rau. Dazu kann Müdigkeit und Kopfweh kommen. Heuschnupfen ist, das wissen zumindest die Betroffenen, keine Bagatellerkrankung. Man fühlt sich elend - was so weit gehen kann, dass man nicht mehr arbeitsfähig ist. Dass Pollenallergien mittlerweile zu einer Volkskrankheit geworden sind (rund jeder sechste Österreicher leidet an einer), ist allgemein bekannt. Weniger bekannt hingegen ist wohl, dass Heuschnupfen nicht mehr nur im Frühjahr und Sommer,
Die Tour de France ist zu Ende. Vier Fahrer wurden (bislang) des Dopings überführt. Drei davon nahmen Epo. Eine Analyse nach dem großen Rennen und vor Olympia.In drei Wochen 3550 Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen ist auch für Radprofis kein Honiglecken. Wie kräftezehrend die Tour de France ist, zeigte sich am vergangenen Wochenende, dem Höhepunkt der Tour, als einige der Spitzenfahrer im Ziel völlig erschöpft zusammenbrachen. Und war das nicht der klarste Beweis, dass der Radsport wieder sauber (oder zumindest sauberer) geworden war? Dass sich hier menschliche Wesen das Letzte
Eine Ausstellung in den Kellerräumen des Schottenstifts Wien zeigt diverse Erfindungen von Leonardo da Vinci. Die Geräte zum Anfassen imponieren – und spärliche Informationen verklären das Universalgenie. Einmal mehr.Im Jahre 1974 macht Augusto Marinoni eine unerwartete Entdeckung. Bei der Restauration des „Codex Atlanticus“, der größten Sammlung von Leonardo da Vincis Papieren, findet er eine ungewöhnliche Zeichnung: nämlich von einem Fahrrad. Mit Pedalen. Sollte der so vielseitig begabte Leonardo tatsächlich bereits am Ende des Mittelalters dieses einfache wie geniale
Louise Brown, das erste „Retortenbaby“, feiert dieser Tage ihren 30. Geburtstag. Als sie 1978 das Licht der Welt erblickt, ist auf einem Seite-1-Kommentar der Furche zu lesen: „Stehen wir an der Tür zu Huxleys ‚Schöner neuer Welt‘, in der die Menschen grundsätzlich nur mehr im Labor gezüchtet werden?“ Aus der nötigen zeitlichen Distanz heraus lässt sich heute darauf klar anworten: Nein, die meisten Kinder werden immer noch auf natürlichem Wege gezeugt. Wohl auch weil es einfach mehr Spaß macht.Apropos Spaß. Der fehlte im Furche-Kommentar: „Christliche Eltern aber, denen
Lange, sehr lange Zeit haben Ärzte den Patienten mehr geschadet als genutzt. Diese These vertritt David Wootton in seinem Buch "Bad Medicine" und im Furche-Gespräch.Wie viel Gutes, wie viel Schlechtes hat die Medizin dem Menschen getan? Und hätten gewisse medizinische Fortschritte nicht früher stattfinden sollen? Für einen Wissenschaftshistoriker stellt David Wootton ungewöhnliche Fragen. Im Furche-Interview spricht der Professor von der Universität York über verpasste Chancen und warum es keine Medizin geben kann, die ganz auf den Einzelnen zugeschnitten ist.Die Furche: Herr Professor
Bienen tun es, Vögel tun es, aber auch Elefanten tun es gerne und auf vielfältige Weise: Miteinander kommunizieren.Die meisten Menschen kennen das Trompeten von Benjamin Blümchen. Dabei ist die Sprache der Elefanten weitaus komplexer. Die schwergewichtigen Rüsseltiere bellen, poltern, schreien etc. Ja, sie können sogar etwas, was nur ganz wenige andere Säugetiere wie etwa Delphine und einige Vögel auch können, nämlich neue Laute dazulernen. So hat im Zoo Basel der afrikanische Elefant Calimero das Zwitschern von zwei weiblichen asiatischen Elefanten angenommen (Anmerkung: Afrikanische
Kunststoffe, Medikamente, Farben, Kosmetika, Reinigungsmittel etc. - das moderne Leben ist ohne die Produkte der petrochemischen Industrie undenkbar. Oder?Der Kugelschreiber, mit dem ich ein paar Notizen mache: aus Plastik. Die schwarze Farbe, mit der ich schreibe: synthetisch. Das Papier, auf dem ich meine Gedanken niederlege: natürlich chlorfrei gebleicht - mit Peroxoessigsäure. Auch das ein Produkt der Petrochemie. So unscheinbar das Erdöl in unserem Alltag präsent sein mag, so unverzichtbar ist es doch. Ein Tag ohne Erdöl? Gänzlich unmöglich!Gleichzeitig steigen die Preise für das
Markus Schmidt von IDC über die Synthetische Biologie.Die Furche: Herr Schmidt, Sie befassen sich im Rahmen des EU-Projekts Synbiosafe mit dem innovativen Charakter der Synthetischen Biologie. Was macht diese Wissenschaft so neu?Markus Schmidt: Die Synthetische Biologie will Ingenieursprinzipien auf die Biologie anwenden. So wie elektronische Schaltkreise aus verschiedenen Bauteilen - Transistoren, Widerständen etc. - bestehen, sollen molekulare Einzelteile entwickelt werden, um neue biologische Apparaturen zu bauen.Die Furche: Wo ist der Unterschied zum Genetic Engineering?Schmidt: Die
Die Synthetische Biologie will aus biologischem Material eigene Systeme kreieren. Die Kategorien Leben und Maschine drohen zu verschwimmen.Hamilton Smith war in seinem Leben schon an einigen wissenschaftliche Revolutionen beteiligt: 1978 bekommt er (zusammen mit Werner Arber und Dan Nathans) den Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung und Anwendung der Restriktionsenyzme. Diese Genscheren sind für die gentechnische Veränderungen von Organismen ein unverzichtbares Werkzeug. Im Juni 2000 folgt der nächste Coup: Celera Genomics gibt bekannt, dass die erste komplette Version eines
Als Jude vertrieben, als Nobelpreisträger willkommen. Eric Kandel über Wien.Die Furche: Herr Professor Kandel, Sie sind für den Kinostart Ihres autobiografischen Dokumentarfilms nach Wien gekommen …Eric Kandel: Weil ich denke, dass die Scientific Community ihre Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen muss. Ich habe das versucht, zunächst mit dem Buch (Anm. Kandels Autobiografie ist 2006 erschienen), jetzt mit dem Film. Ich hoffe damit auch zeigen zu können, dass es kaum eine schönere Arbeit gibt, als Wissenschaft zu betreiben.Die Furche: Daneben, heißt es,
Der Nobelpreisträger Eric Kandel blickt auf ein ungewöhnliches Leben zurück. 2006 schrieb er darüber ein Buch. Seit letzter Woche gibt es einen Film.Eine Zelle nach der anderen. So muss das Gehirn studiert werden, erklärt Harry Grundfest dem jungen Eric Kandel im Jahre 1955. Der Lehrer macht damit zwar die hoch gesteckten (man könnte auch sagen: reichlich naiven) Ziele seines Schülers vorerst zunichte. Kandel wollte eigentlich in den komplexen Faltungen des menschlichen Gehirns Freuds Es, Ich und Über-Ich lokalisieren. Nichtsdestotrotz will der 26-jährige Psychoanalytiker ins Labor
Der Sozialwissenschafter Matthias Weber über unterschiedliche Sichtweisen auf die Brennstoffzellen.Die Furche: Herr Weber, Anfang der 1990er Jahre ist das mediale Interesse an der Brennstoffzellen-Technologie rasant gestiegen. Warum?Matthias Weber: Ein Grund dafür ist, dass damals die ersten Fahrzeuge vorgestellt wurden, die nicht mehr wie riesige Monstren, sondern wie normale Autos aussahen.Die Furche: Weshalb erreichte der Hype um 2001 einen Höhepunkt?Weber: Ein Faktor war sicherlich, dass zu jener Zeit auch die Politik die schädigenden Auswirkungen des Klimawandels als Thema entdeckte.
Wissenschaftliche Erkenntnisse wollen kommuniziert werden. Dies geschieht auf eine ganz eigene Weise: Science-News sind so etwas wie moderne Fürbitten. Die Wissenschaft scheitert nicht. Diesen Eindruck vermitteln vor allem die Medien. So sind die Heilserwartungen, die Menschen in die Forschung setzen, gestiegen (S. 21). Erst ein Blick hinter die Kulissen verrät, wie mühsam hier Siege errungen werden. Die Forschung an einem Alzheimer-Medikament etwa ist ein risikoreiches Unterfangen (S. 22). Ähnlich die Entwicklung des lange erwarteten Wasserstoff-Autos (S. 23). Doch auch Forscherkarrieren
Wasserstoff im Tank und Sauerstoff aus der Luft verbinden sich zu Wasser. Die Brennstoffzelle gilt als sauberste Antriebslösung. Doch wo bleibt das Auto?Diesen Sommer wird Honda seinen FCX Clarity auf Kaliforniens Straßen loslassen und damit für weltweites Aufsehen sorgen. Denn der Japaner spuckt keine stinkenden Abgase mehr, sondern lässt feinste Wölkchen reinsten Wasserdampfes verpuffen. Und bereits ein paar Wochen vorher, nämlich Anfang Juni, wird zumindest die österreichische Presse über einen ähnlichen Event berichtet haben: Am Hycenta Graz, Österreichs einziger Tankstelle für
US-Professor Benjamin Barber kritisiert das allgegenwärtige aggressive Marketing. Es verführe Kinder, infantilisiere Erwachsene und untergrabe die Demokratie.Die Furche: Herr Professor, Sie behaupten, dass sich unsere kapitalistische Welt am besten als Konsumkapitalismus begreifen lässt. Was heißt das genau?Benjamin Barber: Im frühen Kapitalismus gab es reale Bedürfnisse. Doch das System war so erfolgreich, dass die meisten dieser Bedürfnisse bald befriedigt wurden. Heute werden deshalb nicht mehr Güter produziert, um Bedürfnisse zu befriedigen, sondern Bedürfnisse produziert, um
Harvard-Emeritus Allan Hobson über das Träumen.Die Furche: Herr Professor, eines Ihrer Bücher trägt den Titel "The Dreaming Brain". Können Hirne träumen? So reden wir doch nicht!Allan Hobson: Tendenziell denken wir, dass wir etwas Anderes sind, nicht bloß Gewebe. Aber wir wissen auch: Alles ist irgendwie im Gehirn untergebracht. Und dort entstehen auch Träume.Die Furche: Ihre Theorie dazu widerspricht Freuds Traumdeutung. Die Freudianer mögen Sie deshalb nicht. Gibt es andere Psychotherapeuten, die Ihre Erkenntnisse schätzen?Hobson: In vielen Schulen denkt man, dass es eine
Sigmund Freud nannte den Traum den "Königsweg zum Unbewussten". Allan Hobson hingegen ist überzeugt, dass die Psychoanalytiker auf dem Holzweg sind.In allen Kulturen und zu allen Zeiten haben Menschen geträumt. Darüber, was Träume bedeuten, gab und gibt es unterschiedliche Ansichten. Vielfach wurden Träume als Nachrichten aus einer anderen Welt, von einer höheren Macht verstanden. Im alten Ägypten etwa wurden die nächtlichen Botschaften genau analysiert und politische Entscheidungen danach getroffen. Und in der Bibel spricht Gott durch Träume direkt zum Menschen (siehe etwa Jakobs
Der Impfexperte Wolfgang Maurer von der Medizinischen Universität Wien und Reinhard Schwarz, der Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft Antroposophischer Ärzte Österreichs, im Gespräch über ihre Haltung zur Masern-Impfung.
Alle wollen nur das Beste für die Kinder. Im Falle von Masern wäre das sehr einfach zu erreichen: Mit einer Impfung. Oder?Am Montag hat der Unterricht an jener Rudolf Steiner Schule wieder begonnen, die mit der Masern-"Epidemie" in die Schlagzeilen geraten war. Direktor Reinald Grugger kann sich dennoch nicht so recht freuen. Denn: Der Ursprung des Ausbruchs soll - so vermuten derzeit die Behörden - eine Musikkapelle sein, die just vor Ostern an der Schule einen Auftritt hatte. Eine Kapelle von einer anderen Steiner Schule. Aus Basel. Wo es seit letztem Jahr auch zahlreiche Masernfälle
Während der NS-Zeit gelangten viele geraubte Bücher in Österreichs Bibliotheken. Der monetäre Wert dieser Werke ist meist gering. Trotzdem ist es sinnvoll, nach ihrer Herkunft zu forschen.Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte Oskar Ladner von der Universitätsbibliothek Wien wissen, ob sie Werke aus seiner früheren Bibliothek besitze. Die Antwort des damaligen Direktors Johann Gans lautete: Tatsächlich habe man mehrere Werke identifiziert, die Ladner gehörten. Sie seien als "Geschenk" von der Nationalbibliothek an die Universitätsbibliothek gekommen. Es handle sich durchwegs um Werke,
"Die Google Falle" ist eine Wissenssammlung über das Google-Imperium. Das Buch ist nüchtern geschrieben und teilweise erschreckend.Die Google-Zentrale in Mountain View nennt ihren Arbeitsplatz hoch offiziell "technology playground". Und an eine überdimensionale Technologie Spielwiese erinnert der Campus auch: Draußen lungern die Googler mit ihren Laptops auf der Terrasse herum und genießen die kalifornische Sonne. Drinnen gibt es keine düsteren Informatiker-Bunker. Im Gegenteil: Alles ist besonders farbenfroh. Neben richtigen Schreibtischen findet sich ein großer weicher Teppichboden,
Das erste Sachbuch von Heinz Oberhummer bietet eine leicht verständliche Einführung in die Astrophysik. Mit der Furche spricht er über sein Fach, Science Fiction und Glaube.Die Furche: Herr Professor Oberhummer, wenn man Ihr neues Sachbuch liest, bekommt man den Eindruck, Sie mögen Stephen Hawking nicht.Heinz Oberhummer: Wieso? Ich halte ihn für einen brillanten Wissenschafter. Man muss sich das vorstellen: Er macht diese komplizierten Berechnungen, ohne ein Blatt Papier zu Hilfe zu nehmen. Alles im Kopf! Außerdem habe ich ihn als einen sehr umgänglichen Menschen erlebt. Nein, er ist
Martin Pfosser, Mitarbeiter des Biologiezentrums am Schlossmuseum Linz, über Gen-Tests.Die Furche: Herr Pfosser, seit Oktober bietet das Landesmuseum einen Gen-Test an, durch den man mehr über seine Vorfahren erfahren kann …Martin Pfosser: Und bisher haben wir rund 1500 Tests ausgewertet. Der Andrang ist weit größer als erwartet, weshalb man auch einige Wochen auf das Ergebnis warten muss. Aber offenbar fasziniert die Menschen ihre persönliche Geschichte - nicht nur die letzten drei bis fünf Generationen, sondern eben auch hunderte und tausende Generationen.Die Furche: Sie untersuchen
Philip Zimbardo, Leiter des Stanford Prison Experiments, über die Macht des Bösen.Die Furche: Herr Professor, Ihr neuestes Buch heißt "Der Luzifer-Effekt". Um Religion geht es dabei nicht.Philip Zimbardo: Richtig. Jedoch bringt die Geschichte von Luzifer mein Anliegen auf den Punkt: Luzifer lebte zunächst als Erzengel an Gottes Seite und wurde später zum Teufel. Das ist die extremste denkbare Wandlung. Wir glauben nur allzu gerne, dass das Gute in uns ist und dass uns das vor dem Bösen schützt. Aber auch wir können fallen. Es existiert keine undurchdringliche Barriere zwischen Gut und
Die Kulturhistorikerin Gabriele Sorgo über Askese und Konsum.Die Furche: Jesus fastete bekanntlich vierzig Tage in der Wüste …Gabriele Sorgo: … dabei gab es schon davor eine ausgeprägte Fastenkultur. Und danach: Die Wüstenväter der Spätantike etwa wurden für ihre widernatürliche Körperbeherrschung von den Menschen bewundert.Die Furche: Wo liegen die Wurzeln des christlichen Fastens? Sind sie griechischen Ursprungs?Sorgo: Maßhaltung ist ein zentrales Konzept - etwa der Stoa. Aber diese extreme Fastenkultur ist älter. Vermutet werden indische Einflüsse. Von Shiva wird erzählt,
Auch hierzulande ist ein, kreationistischer' Biologielehrer zu finden. Den medizinischen Fortschritt gefährdet dieser nicht.Im Sommer 2007 erschien ein EU-Bericht mit dem Titel: "Die Gefahren des Kreationismus für die Erziehung". Darin wird - auf übertrieben dramatische Weise - von den Folgen dieser Pseudolehre gewarnt: "Die Evolution abzulehnen, kann ernsthafte Konsequenzen für die Entwicklung unserer Gesellschaften haben. Fortschritte in der Medizin, mit dem Ziel ansteckende Krankheiten wie Aids zu bekämpfen, werden unmöglich, wenn die Prinzipien der Evolution geleugnet
Karl Steininger, Klimaökonom am Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel, "schmerzt" Björn Lomborgs verzerrende Darstellung der internationalen Klimapolitik.Die Furche: Herr Professor, wenn Sie ein Buch über den Klimawandel schrieben, würden Sie - wie Björn Lomborg - auch mit einem Kapitel über Eisbären beginnen?Karl Steininger: Natürlich ist das bloß ein winziger Aspekt, aber offenbar lässt sich das Thema Erd-erwärmung so sehr gut transportieren. Das Aussterben von großen Tieren bewegt die Menschen. Dass Lomborg diese Mediengeschichte gleich zu Beginn attackiert, ist ein
Mit der Umwelt steht es doch bestens, behauptete Björn Lomborg in "Apokalypse No!". Diese Woche erscheint seine neueste Provokation: "Cool It!"Der Eisbär droht unterzugehen. Auf einer winzigen Eisscholle sitzend, wartet er verzweifelt, bis auch noch dieses letzte Stück festen Bodens unter seinen Tatzen weggeschmolzen ist. Mit diesem herzzerreißenden Cover-Foto und den Worten "Mach dir Sorgen. Ernsthafte Sorgen." führte das Time Magazine im Jahre 2006 den Menschen die bereits spürbaren Folgen der Klimaerwärmung vor Augen. Al Gore verwendete für sein Buch (zum Film) "Eine unbequeme
Ein Tagung fragte, wie das Internet das Verhältnis von Arzt und Patient verändert hat. Die kurze Antwort: Es ist einfacher und komplizierter geworden.Wenn man als Diabetiker zwei Knödel essen will, muss man sich vorher überlegen, wieviel Broteinheiten das sind und sich eine entsprechende Menge an Insulin spritzen. Doch was, wenn man sich nach einem Knödel bereits satt fühlt? Dann hat man ein Problem und muss wohl in den sauren Apfel - pardon: warmen Knödel - beißen. Einen Ausweg aus dieser Misere hat Alfred Vasicek gefunden. Er setzt sich seit einiger Zeit erst nach den Mahlzeiten eine
Die Wissenschaftsforscherin Ulrike Felt darüber, wie Menschen Webseiten bewerten.Die Furche: Frau Professor Felt, über eine Million Webseiten tragen das HON-Label. Haben Ihre Probanden bei der virtuellen Suche nach MedizinInformationen auf dieses Qualitätssiegel geachtet?Ulrike Felt: Nein, niemand. Das hat auch mit dem Suchverhalten der User zu tun: Über Google steigen die Menschen oft direkt in eine Unterseite ein - das HON-Label pickt aber nur auf der Hauptseite.Die Furche: Wie beurteilen die Leute dann, ob die Web-Infos seriös sind?Felt: Das hängt stark vom jeweiligen
Worum geht es eigentlich: Um menschliche Embryonen oder embryonale Menschen? Zellhaufen ist jedenfalls kein neutraler Begriff. Und schauen Sie sich die angeblich so unspektakulären Bilder dieser "Zellen" an. Die verschleiern doch vieles. Schließlich handelt es sich hier um potenzielle Menschen. So klein und unscheinbar waren wir doch alle einmal, oder? Aber warum sollte ein potenzieller Mensch die gleichen Rechte haben wie ein erwachsener Mensch. Ein Kronprinz genießt schließlich auch nicht die (Vor-)Rechte eines Königs - so argumentiert die Gegenseite.Obwohl die Debatte um den wirklichen
Eine neue Art von Stammzellen - die iPS-Zellen - hält die Welt der Wissenschaft in Atem. Und in Österreich geht die Bioethikkommission das Thema neu an. Bislang existieren keine Therapien. Dennoch gelten Stammzellen als große medizinische Hoffnungsträger. Dabei waren embryonale Stammzellen von jeher ethisch umstritten. Der Grund: Zu ihrer Gewinnung müssen Embryonen sterben. Die Folge: In vielen Ländern blieb diese Art von Forschung verboten; in vielen Ländern ist sie aber auch erlaubt. Nur in Österreich gibt's einen Sonderstatus: Mit einer unklaren Nicht-Regelung. Seit Kurzem kennt die
Erwin Wagner arbeitet am Institut für Molekulare Pathologie in Wien - und forscht in Österreich wahrscheinlich als Einziger an humanen embryonalen Stammzellen.Die Furche: Herr Professor Wagner, Sie arbeiten mit humanen embryonalen Stammzellen (hES-Zellen). Wozu?Erwin Wagner: Seit Mitte der 1980er Jahre forsche ich an embryonalen Stammzellen der Maus. Dort kennen wir zahlreiche Gene - etwa jene, die aus einer pluripotenten Zelle eine Knorpelzelle werden lassen. Irgendwann muss ich mich doch als Wissenschafter fragen: Sind die Mechanismen beim Menschen ähnlich?Die Furche: Mäuse und Menschen
Biomasse ist vieles - und prinzipiell gut. Doch eine intensive Nutzung kann Probleme schaffen.Österreich zählt mit einem Anteil von 23 Prozent zu Europas Spitzenreitern in Sachen Erneuerbare Energien. Geht es nach dem Willen der Regierung, soll sich diese Zahl bis 2020 nahezu verdoppeln. Da Biomasse derzeit Platz eins unter den Erneuerbaren Energien einnimmt, wird das angestrebte Ziel wohl nur mit einer massiven Forcierung der Biomasse-Produktion zu erreichen sein. Das heißt konkret: Mehr Pflanzen-Kraftstoffe, mehr Kurzumtriebsplantagen und eine höhere Waldnutzung. Und genau hier beginnen
Ökologe Helmut Haberl sprach mit der Furche über Biomasse, die nicht nur dem Menschen Energie liefert.Die Furche: Herr Professor, welche Rolle hat Biomasse in Ökosystemen?Helmut Haberl: Pflanzen bauen aus anorganischen Ausgangsmaterialien und mithilfe der Photosynthese Biomasse auf. Die Gesamtheit dieser Biomasse nennen wir die Nettoprimärproduktion (kurz: NPP). Sie enthält all die Energie, die den restlichen - den heterotrophen - Lebewesen zum Leben zur Verfügung steht.Die Furche: In einer kürzlich veröffentlichten Studie haben Sie errechnet, wie viel vom Biomasse-Kuchen der Mensch
Die HPV-Impfung ist ein wissenschaftlicher Durchbruch. Die Informationen dazu führen leider sehr oft in die Irre.Wie erst unlängst bekannt wurde, verstarb Mitte Oktober eine 19-jährige Studentin, die kurz zuvor ihre erste HPV-Impfung zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs erhalten hatte. Ironie der Geschichte - just zu jener Zeit schwelgten die HPV-Befürworter in euphorischem Taumel: Ein zweiter Impfstoff war soeben für den österreichischen Markt zugelassen worden. "Ein Traum wird wahr", zeigte sich etwa der Sozialmediziner Michael Kunze an einer ersten Pressekonferenz begeistert. Von
"Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" - auf den Bestseller folgt nun die Kino-Fassung. Doch wie lehrreich ist der "Lehrfilm" tatsächlich?Die Pop-Psychologie Bücher von Allan und Barbara Pease haben sich weltweit mehr als 20 Millionen Mal verkauft. Nun kommt die Verfilmung ihres Megasellers "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" in die Kinos. Obwohl sich das Drehbuch relativ lose am Original orientiert, greift es doch ausgiebig auf dessen (angeblich) wissenschaftliche Erkenntnisse zurück. Die Furche entnahm dem Film zehn Thesen und bat eine
Die Wirtschaft vieler afrikanischer Staaten kommt nicht vom Fleck. Ein Grund dafür ist auch das epidemische Ausmaß von Krankheiten wie Aids, Tuberkulose und Malaria. Mit Malaria etwa infizieren sich rund 300 bis 500 Millionen Menschen pro Jahr. Erkrankte Erwachsene fallen so für Monate für die Arbeit aus; Kinder können die Schule nicht besuchen (vgl. Furche 26/07).Schon seit Jahren investiert die Gates Foundation viel Geld in den Kampf gegen das Sumpffieber. Nun haben Bill und Melinda Gates Mitte Oktober das beinahe vergessene E-Wort wieder in die Diskussion eingebracht: Eradication - die
Alternative Heilmethoden stellen eine Bereicherung für unser Gesundheitssystem dar. Dabei sollte eine Prüfung der Wirksamkeit evidenz- und nicht eminenzbasiert erfolgen. Alternativ heilen? Es gibt nur eine Medizin: Jene, die die Menschen gesund macht. Und für den Wirk-nachweis existieren heute allgemein verbindliche Richtlinien: Jene, der evidenzbasierten Medizin (S.21). Die Wirkung von Homöopathie konnte so nicht belegt werden (S.22). Akupunktur hingegen behandelt Schmerzen erfolgreich. Ja Hightech-Apparaturen machen ihren Wirkmechanismus wissenschaftlich nachvollziehbar (S.23). Die
"Mr. Magoriums Wunderladen" ist ein Kinderparadies mitten in der Stadt. Und ein Film für Junge und Junggebliebene.Edward Magorium (Dustin Hoffman) ist 243 Jahre alt, im Herzen jedoch so jung wie seine Kundschaft: jene vielen Kinder, die täglich in sein magisches Spielzeuggeschäft strömen.Da der alte Herr weiß, dass er bald sterben wird, engagiert er den trockenen Buchhalter Henry Weston (Jason Bateman). Dieser soll den Fortbestand von "Mr. Magoriums Wunderladen" sichern. Dabei scheinen weniger die fehlenden Profite als vielmehr die Selbstzweifel der besten Arbeitskraft, Molly Mahony
Michael Machatschek arbeitet seit Jahrzehnten daran, heimisches Kräuterwissen zu erfassen. Gleichzeitig beklagt er das Desinteresse seitens der Universitäten. Den Wissenschaftern fehle heute "die Erdung".Die Furche: Herr Machatschek, wenn ich heute in eine Apotheke gehe und sage, ich fühle mich grippig, dann bekomme ich wahrscheinlich ein Aspirin C. Was empfehlen Sie?Michael Machatschek: Zum Beispiel: Mädesüß (Filipendula ulmaria). Daraus können Sie einen Tee kochen. Das hilft auch gegen Husten und Ausgebranntsein. Aus der Wurzel hat man übrigens früher Schnaps gemacht. Den hat man
Folgt man Forschern bis ins Labor, lassen sich große Unterschiede zwischen den Wissenschaften entdecken.In den 1970er Jahren gehörte Karin Knorr-Cetina zu einer kleinen Gruppe von innovativen Soziologen, die Wissenschaft vor Ort untersuchen wollten - mit dem Ziel, ein realistischeres Bild von Wissenschaft zu bekommen.Die Furche: Frau Professor, statt von Wissenschaften sprechen Sie gerne von Wissenskulturen. Was zeichnet eine Kultur aus?Karin Knorr-Cetina: Kulturen entstehen ganz allgemein gesprochen durch Abgrenzung. Und da die Wissenschaften sich immer weiter spezialisieren und immer
Der Österreichische Wissenschaftstag 2007 diskutierte "Einheit und Freiheit der Wissenschaft". "Einheit und Freiheit der Wissenschaft" war das Thema des diesjährigen Wissenschaftstags. Dabei waren sich die Tagungsteilnehmer einig, dass die Universitäten freier werden müssen - von allerlei Zwängen (Über das Frei-Wofür wurde hingegen kaum diskutiert). Strittig blieb, was allen Wissenschaften gemein sein könnte. Und die Kritik Herbert Schnädelbachs am Konzept der zwei Welten, änderte wenig daran, dass die Begriffe Natur- und Geisteswissenschaften weiter verwendet wurden-vielleicht aber
Unter diesem Motto wurde die teilweise vertrackte Situation an den Universitäten diskutiert. Dabei zeigte sich: Einige der Professoren würden es heute den Jungen gleichtun - und ihr Heil in der Privatwirtschaft suchen.In einem Nebensatz nur erwähnte der Moderator Heinrich Schmidinger zu Beginn der Podiumsdiskussion, dass jemand vom Publikum in seinen Unterlagen das Thema "Die gefesselte Phantasie" durchgestrichen und "Die entfesselte Phantasie" hingeschrieben hatte. Ein scheinbar kleiner Unterschied, aber er hätte die Diskussion wohl in eine andere - nämlich eine weniger problem- und mehr
Obwohl zum Teil sehr verschieden, weisen die Wissenschaften dennoch eine Familienähnlichkeit auf.Der Wissenschaftstheoretiker Herbert Schnädelbach kritisiert die Zweiteilung der Fächer in Geistes- und Naturwissenschaften - und hält zugleich an der Einheit der Wissenschaften fest.Die Furche: Herr Professor, vielfach wird von den Geistes- und den Naturwissenschaften gesprochen. Sie hingegen würden am liebsten die Rede von den zwei Kulturen ganz aus dem Sprachgebrauch verbannen. Warum?Herbert Schnädelbach: Weil das Begriffspaar politisch instrumentalisiert wird, um Zäune zwischen den
"Neue Waffe gegen Krebs" titelte "News" unlängst. "Der Streit der Ärzte" entbrannte - und "News" berichtete. Über schlechten Medizinjournalismus.Die News-Coverstory über eine angebliche Wunderwaffe gegen Krebs und die darauf folgende News-Geschichte über den Streit der Ärzte können als Lehrstück für unkritische, ja unethische Medizinberichterstattung dienen. Wie man es nicht machen sollte - in vier Punkten:1. Irrige BeweisführungDer Erfolg der Stammzelltherapie wird anhand von zwei (vorläufig) geheilten Patientinnen dokumentiert. Nachdem Ärzte wie der Rektor der Medizinischen
Helmut Gaugitsch, Experte für Biologische Sicherheit am Umweltbundesamt, über die Gentechnik.Die Furche: Herr Gaugitsch, Ingo Potrykus meint, dass wir alle immer schon gentechnisch veränderte Nahrung gegessen haben, weil auch bei klassischen Züchtungen neue Gene eingekreuzt werden.Helmut Gaugitsch: Das ist fachlich nicht korrekt. Erst durch die Gentechnik können Artgrenzen überschritten werden. Damit entstehen neue Unwägbarkeiten, was eine strenge Prüfung von GV-Pflanzen rechtfertigt.Die Furche: Wenn Fisch-Gene in Erdbeeren eingeschleust werden, scheint das vielen Leuten irgendwie
Golden Rice, eine gentechnisch veränderte Reissorte, könnte in der Welt viel Gutes bewirken - ist zumindest sein Erfinder Ingo Potrykus überzeugt. Und was hält Greenpeace von Golden Rice? Wenig bis gar nichts. Dokumentation eines inszenierten Schlagabtausches.Täglich sterben 6000 Kinder weltweit, weil es ihnen an Vitamin A mangelt. Golden Rice verspricht für dieses reale Leiden Linderung. Das war die Botschaft von Ingo Potrykus, als er vor rund zwei Wochen auf Einladung des Gregor Mendel Instituts einen Vortrag hielt. Normalerweise sind die Hörsäle in der Wiener Bohrgasse geprägt von
Die Diagnose Krebs erschreckt. Warum? Weil die Chancen, gesund zu werden, oft ungewiss sind und die Behandlungsmethoden (OP, Chemo-oder Strahlentherapie) alles andere als angenehm. Deshalb sehnen sich viele Krebskranke nach alternativen und sanften Heilverfahren. Nur allzu oft landen sie dabei bei Quacksalbern, die ihnen das Blaue vom Himmel versprechen - und ihnen das Geld aus der Tasche ziehen.Als wenig seriöse Mediziner haben sich unlängst Sepp Leodolter und Johannes Huber geoutet. Vor zwei Wochen verkündeten die zwei Star-Gynäkologen auf der News-Coverseite eine "Neue Waffe gegen
Malaria - wörtlich: schlechte Luft - machte damals den Kolonialherren sehr zu schaffen. Heute gibt es eine Malaria-Seuche, die die Erste Welt nicht plagt.In Österreich werden dieses Jahr ein bis zwei Menschen an Malaria sterben, weil sie die Symptome nicht richtig deuten. Weltweit wird es ein bis zwei Millionen Tote geben, weil vielen Menschen - und vor allem Kindern - der Zugang zu den lebensrettenden Medikamenten fehlt. Malaria ist damit eine der schrecklichsten Geißeln der Welt. Aber eben "nur" der armen Welt.Teufelskreis: Arm & MalariaDie hohe Sterberate allein würde das Sumpffieber zu
Die Medizinethikerin Silke Schicktanz über die Vorstellungen von Laien.Die Furche: Frau Professor Schicktanz, Sie haben an einem EU-Projekt mitgearbeitet, das sich dafür interessierte, wie Menschen aus Holland, Deutschland, Schweden und Zypern über Organtransplantation denken. Warum ist dieses Thema so reizvoll?Silke Schicktanz: Zurzeit gibt es eine intensive Fachdebatte über Organtransplantation. In die Überlegungen der Experten fließen dabei oft Annahmen ein, wie die Menschen denken und handeln. Nur: Diese Annahmen entsprechen nicht immer der Realität.Die Furche: Welchen irrigen
Transplantationsmedizin einmal anders. Über den alltäglichen Umgang mit fremden Organen.Der Doktor fand es schade, dass der Empfänger die Spenderlunge nicht so gut zu vertragen schien. Es sei doch eine "sportliche Lunge" von einer jungen Frau. Doch dann erholte sich der Patient so weit, dass er anfing, Sport zu treiben - etwas, wozu er sich früher nicht hatte aufraffen können. Woher der Gesinnungswandel? "Ich dachte, die Lunge mag das vielleicht."Seltsame Geschichte?Die Episode hört sich ungewöhnlich an - und ist dennoch der realen Welt entnommen. Ulrike Felt hat sie im Rahmen der
Stephen Minger schuf 2003 die erste britische Stammzelllinie aus menschlichen Embryonen. Die Forschung mit embryonalen Stammzellen hält er für ein probates Mittel, um neuartige Therapien zu enwickeln. Für sein Spezialgebiet - die Parkinson-Krankheit - prophezeit er, dass erste Therapien in rund fünf Jahren verfügbar sein werden.Die Furche: Professor Minger, während Ihres Konferenzvortrags nannten Sie sich mehrmals einen Neurobiologen. Sind sie nicht viel eher ein Stammzellforscher?Stephen Minger: Mein Hauptanliegen war es stets, Therapien für neurologische Krankheiten zu entwickeln.
Burn-out hat im Lehrerstand epidemische Ausmaße erreicht. Über Ursachen und Auswege.Jetzt hat das Schuljahr seine heiße Phase erreicht. Die Schüler lernen fleißigst. Und auch die Lehrer arbeiten auf Hochtouren, kreieren und korrigieren die letzten Schularbeiten. Alle sehnen sich nach den verdienten Sommerferien. Und nicht wenige Lehrer ganz besonders. Denn: Rund jeder vierte Lehrer in Österreich fühlt sich ausgebrannt.Dabei macht es keinen Unterschied, ob die Lehrer in Salzburg oder der Steiermark unterrichten, ob sie an einer Volks- und Hauptschule, an einer berufsbildenden Schule oder
Hat der Wissenschaftsminister seinen Doktor erschlichen? Ein Verweis auf wichtigere Fragen.Der Plagiatsjäger hat wieder zugeschlagen. Und diesmal hat es niemand geringeren als den Wissenschaftsminister selbst erwischt. Stefan Weber wirft Johannes Hahn "seitenweises unzitiertes Abschreiben" in dessen Dissertation vor. Hahn wies die Anschuldigung umgehend zurück: Er "habe ordentlich zitiert". Grund für Webers Attacke sei wohl, dass sein Antrag für eine Studie über Plagiate in Österreich kürzlich vom Ministerium abgelehnt wurde. Weber interpretiert die Ablehnung anders: "Am Ende wäre noch
Rainer Riedl ist Obmann der österreichischen Selbsthilfegruppe debra-austria.Die Furche: Herr Riedl, Sie haben debra-austria, eine Selbsthilfegruppe für EB-Kranke, 1995 gegründet. Wie viele Betroffene leben hierzulande?Rainer Riedl: Schätzungen zufolge gibt in Europa rund 30.000 Menschen mit EB; in Österreich sind es etwa 500. Und nicht alle sind Mitglied in unserem Verein. Die leichten Formen wollen mit den schweren Formen oft nicht in Kontakt treten. Das verstehe ich. Man braucht schon starke Nerven, wenn man ein 10-jähriges Kind sieht, das im Rollstuhl sitzt, weil es vor lauter Blasen
So fühlt sich die Welt für ein Schmetterlingskind an. Oder doch bald anders?Nicht Akne, nicht Neurodermitis oder irgendeine andere populäre Hautkrankheit war das große Thema am 16. Kongress der Europäischen Akademie für Haut- und Geschlechtskrankheiten, der vorletzte Woche in Wien stattfand. Den Höhepunkt der viertägigen Mega-Veranstaltung, der rund 7000 Dermatologen beiwohnten, bildete der letzte Vortrag: Michele De Luca berichtete von der ersten erfolgreichen Gentherapie bei einer raren, aber für die Betroffenen sehr folgenschweren Hautkrankheit.Selten und bekanntTrotz der
Aldous Huxley beschrieb in seinem Zukunftsroman "Schöne Neue Welt" eine hedonistische Gesellschaft, die Soma-Pillen schluckt, um schlechte Gedanken zu vertreiben. Was Huxley nicht wusste: Die Zukunft ist von Leistung geprägt. Passende Pillen gibt es trotzdem.Glück und Erfolg gibt es heute auf Rezept. In Zwanziger-, Fünfziger-oder Hunderter-Packungen. Und viele greifen auch zu.Laut Gerd Glaeske, Professor für Arzneimittelforschung an der Universität Bremen, haben die Deutschen im letzten Jahr mit rund 21 Millionen Schachteln Antidepressiva ihre trübe Stimmung aufgepeppt - und der
Die Medizin bietet zunehmend ein maschinelles Ersatzteillager für menschliche Organe und Glieder. Ein Streifzug durch das artifizielle Sehen, Hören und Fühlen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Die moderne Medizin vollbringt oft schier Unglaubliches. Sie macht Lahme gehend, Taube hörend und vielleicht schon bald Blinde sehend (siehe unten). Doch warum sollte man den Menschen nicht noch besser machen? Unterschiedliche Antworten geben Techniker, Philosophen und Zukunftsforscher (S. 22). Dabei ist der neue Mensch teilweise bereits Realität. Über chirurgisch verschönerte Menschen regt sich