Die Unis und das liebe Geld

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Die Regierung hat das Globalbudget der Universitäten zur Überraschung vieler erhöht. Die Förderstellen für Forschung und Entwicklung hoffen nun auch, dass ihre Töpfe gut gefüllt werden.

Er hoffe auf Erstaunen und Zustimmung, meinte Wissenschaftsminister Johannes Hahn am Montag, als er das Globalbudget der Universitäten bekannt gab: Für die Jahre von 2010 bis 2012 sollen demnach die heimischen Hochschulen jährlich rund 400 Millionen Euro zusätzlich erhalten. Auch soll der Minus-Betrag, der durch die Abschaffung der Studiengebühren entstanden ist, voll umfänglich ersetzt werden - das sind immerhin weitere rund 150 Millionen Euro pro Jahr für die Unis. Alles in allem also 550 Millionen Euro an Extramitteln für die Unis.

Investition in Uni-Bildung

Überrascht mit der Ankündigung hat Hahn aber auch vielleicht sich selbst: Noch Anfang Dezember hatte er lediglich "100 bis 300 Millionen Euro pro Jahr" zusätzlich in Aussicht stellen wollen. Alarmiert von den drohenden Kürzungen erinnerte Christoph Badelt, Vorsitzender der Universitätenkonferenz (Uniko), damals an die vor der Wahl versprochenen extra 600 Millionen Euro pro Jahr. Allein mit Mehrausgaben in dieser Höhe könne man ein zentrales bildungspolitisches Ziel erreichen: Bis 2020 sollen in Österreich zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Hochschulbildung aufgewandt werden (siehe Infobox). Vergangene Woche häuften sich dann die Stimmen, die davor warnten, bei den Universitäten den Sparstift anzusetzen. Der frühere ÖVP-Wissenschaftsminister Erhard Busek forderte die Rektoren gar zum Streik auf, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. So weit wollte Wirtschaftsuni-Professor Badelt dann doch nicht gehen und zeigte sich verständiger: In Zeiten einer ökonomischen Krise "gehen automatisch die Wachstumsraten herunter - es wären aber immer noch 400 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich". Und genau diese erkleckliche Summe liegt nun auf dem Tisch. Das Ergebnis kommentiert Heinrich Mayr, Rektor der Uni Klagenfurt und Uniko-Sprecher für Budgetangelegenheiten, nüchtern: "Wenn es eine Delle im Konjunkturentwicklungsprogramm gibt, dann gibt es auch eine Delle in den Steigerungsraten", und gibt sich zuversichtlich für die Zukunft: "Es ist ein Einstieg in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels."

Während den Unis nun ein überraschend gutes Globalbudget zuteil zu werden scheint, fehlen zurzeit noch klare Angaben über die Fördermittel für Forschung und Entwicklung (F&E). Diese werden erst Ende Februar öffentlich werden, nachdem über das gesamte Regierungsbudget für 2009/2010 verhandelt wurde. Die alte Regierung hatte noch für 2009 bis 2013 zusätzliche Gelder für die Forschung in Höhe von rund 2,3 Milliarden Euro zugesichert. "Diese Summe werden wir nicht halten können", erklärt Hahn-Sprecher Nikola Donig heute schon auf Anfrage und beschwichtigt allzu hohe Erwartungen: "Jedes Mehr-Geld ist eine Sensation." Gleichzeitig betont Donig, dass das Wissenschaftsministerium bei den anstehenden Verhandlungen von den gesetzten Zielen nicht abweichen will: Bis 2010 sollen drei Prozent des BIP in Forschung investiert werden; bis 2020 vier Prozent. Wie dieses Ziel ohne eine massive Aufstockung der Mittel für F&E erreicht werden kann, ist aber höchst unklar.

Schwierige Situation beim FWF

Tatsächlich ist es diesmal eine besondere Herausforderung, eine gute Dotierung für die Förderstellen zu bekommen. Und das nicht nur wegen der Wirtschaftskrise. Ein beredtes Beispiel gibt etwa der FWF ab, die bedeutendste Förderstelle für Grundlagenforschung in Österreich. Hier wuchs das Budget die letzten Jahre kontinuierlich um jeweils acht bis neun Prozent - eine substanzielle Mehr-Investition und ein klares Bekenntnis zum Wissenschaftsstandort Österreich. Dieses Jahr jedoch ist alles ein wenig anders: Es fehlen 25 Millionen Euro, die von der Nationalstiftung hätten kommen sollen. Dann wurden letztes Jahr zirka 45 Millionen über sogenannte Vorbelastungsermächtigungen locker gemacht; für diese haftete der Bund - doch diese Art der Vor-Finanzierung soll es heuer nicht mehr geben. "De facto gehen uns 70 bis 80 Millionen Euro ab", fasst FWF-Präsident Christoph Kratky das monetäre Loch in Zahlen. Diese Summe würde etwa der Hälfte des gesamten FWF-Budgets entsprechen. Das klingt dramatisch. Aber, so Kratky: "Es ist sehr erfreulich, dass es an den Universitäten weit weniger dramatisch ist, wie es am Anfang ausgesehen hat. Wir beim FWF hoffen jetzt auch auf gute Nachrichten."

Hoffen darf man. Leichtgläubig ist man dennoch nicht. Bis das neue Budget bekannt ist, werden vom FWF keine neuen Forschungsprojekte bewilligt werden, und das obwohl noch einige Rücklagen vorhanden sind. Kratky begründet diesen Entscheid mit Gerechtigkeitsüberlegungen: "Wir könnten jetzt einige Projekte genehmigen und dann am Ende des Jahres feststellen, dass wir viel zu großzügig waren. Oder umgekehrt: Wir haben gute Projekte abgelehnt, die man am Jahresende vielleicht hätte bewilligen können. Deshalb versuchen wir, immer über ein Jahr zu kalkulieren." Dass die Projektvergabe-Sitzung im Januar erstmals nicht abgehalten wurde, hat in der Scientific Community dann doch zu einiger Aufregung geführt. Kratky dazu: "Wir haben laufend Anrufe von Leuten, die sehr besorgt sind. Das verstehe ich auch: Ich bin ja auch Wissenschafter und habe ein Team, für das ich verantwortlich bin."

Hoffen auf volle Fördertöpfe

Volle Fördertöpfe sind nicht nur wichtig, weil Forschung ein wesentlicher Teil der universitären Aufgaben ist. Rektor Mayr betont: "Das sind Tausende von Mitarbeitern, die aus diesen Mitteln bezahlt werden. Ohne diese Mittel werden die Unis ziemlich zurückgestutzt." Und dass die viel beschworenen Weltklasse-Unis ohne großzügige Finanzierung nicht zu haben sind, ist ebenfalls klar. Nochmals Mayr: "Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die zeigen, dass derjenige Parameter, der die Performance am meisten bestimmt, nun mal die Zahl und Kapazität der vorhandenen Forscher ist. Leider ist es nicht so, dass man mit minimalen Zahlungen maximale Leistungen bekommt."

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