Corona Forschung - © Illustration: iStock/DrAfter123 (Bildbearbeitung: Rainer Messerklinger)

Coronakrise: Die Covidisierung der Forschung

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Die Pandemie hat in Österreichs Wissenschaft zur Verwaisung von Disziplinen und einem nicht zu verantwortenden Aderlass geführt. Auch nach dem Abklingen des Corona-Albtraums werden Universitäten nie mehr das sein, was sie einmal waren. Ein Gastkommentar.

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Die Pandemie hat in Österreichs Wissenschaft zur Verwaisung von Disziplinen und einem nicht zu verantwortenden Aderlass geführt. Auch nach dem Abklingen des Corona-Albtraums werden Universitäten nie mehr das sein, was sie einmal waren. Ein Gastkommentar.

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In den letzten Monaten gab es die größte Explosion von Veröffentlichungen seit der Existenz der wissenschaftlichen Literatur – aber leider gespickt mit unkontrollierten Fake News und der Dominanz eines alles überragenden Themas: Covid-19, mit 135.000 bibliometrischen Einträgen in nur einem Jahr(!). Zahlreiche dieser Arbeiten kommen jetzt plötzlich aus China. Neben ausgezeichneten Publikationen haben sich in zu vielen Journalen nun auch oft triviale Arbeiten in die Fachliteratur eingeschlichen. Dazu zählen etwa simple, nicht besonders interessante medizinische Fallbeschreibungen, die es früher nie auf diese prominenten Seiten geschafft hätten. China selbst ist also, wie in der Weltpolitik und der Wirtschaft, auch der größte wissenschaftliche Nutznießer dieser Katastrophe.

Eine gefährliche Begleiterscheinung der Corona-Pandemie ist die Vernachlässigung der Erforschung anderer lebensbedrohlicher Erkrankungen. Die Tatsache, dass weltweit 250 Millionen Menschen an den wichtigsten Infektionskrankheiten wie Malaria, Tuberkulose, Aids oder Chikungunya leiden und davon jährlich 2,5 Millionen sterben, ist letztes Jahr ganz in den Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung getreten. In manchen Ländern Afrikas ist die Müttersterblichkeit 2020 um über 80 Prozent angestiegen! Das Gleiche gilt für die Verzögerung des Einsatzes der modernen retroviralen Therapie bei Patienten mit Aids. Das Bewusstsein, dass eine weltweite, gemeinsame Anstrengung das Verständnis für eine pandemischen Erkrankung und deren Management in so kurzer Zeit ermöglicht hat, könnte künftig aber auch für Wissenschafter auf vielen anderen Gebieten ein hoffnungsvolles Signal sein.

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