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Wissenschaft kennt keine Grenzen

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Do ut des - Österreich hat manches anzubieten, was im Ausland gefragt ist, um von dort wieder anderes zu beziehen. Nicht zuletzt auf wissenschaftlichem Gebiet. Das war schon so, als Wiens Theologen maßgebend am Konzil von Konstanz vor mehr als einem halben Jahrtausend beteiligt waren, und das ist in noch viel stärkerem Ausmaß heute der Fall, wo die wissenschaftliche Forschung auf allen Gebieten alle Grenzen längst überwunden hat und ohne Zusammenarbeit nicht mehr denk-Jparist. ' I

Ministerin Hertha “ Firnberg führte kürzlich vor dem Club der Wissenschaftsjournalisten auf, was

sich in den letzten Jahren alles in diesem Bereich getan hat: 62 offizielle Ubereinkünfte und offizielle Abkommen regeln den wissenschaftlichen Austausch zwischen Österreich und 31 weiteren Staaten. Vor zehn Jahren gab es erst 15 Ab-

kommen mit zwölf Staaten. Inzwischen sind vor allem viele junge Staaten dazu gekommen, und vor allem im Osten geht es nicht ohne staatliche Sanktion. Im Verkehr mit den westlichen Nachbarn braucht es keine Formalitäten, dorthin war der unmittelbare Kontakt immer selbstverständlich.

„Gerade ein kleines Land wie Österreich braucht diese Beziehungen dringend“, meinte die Ressortchefin. Der Kontakt zum letzten, modernsten Stand der Forschung gehe sonst in kürzester Zeit verloren. Außerdem erhalte Österreich für seine Investitionen in vielen der gemeinsamen Forschungsprojekte mit dem Ausland mehrfachen Gewinn. Nicht nur die Forschung, auch die Wirtschaft profitiere davon.

Die Zusammenarbeit reicht von der gemeinsamen Suche nach wirtschaftlichen Methoden der Gewinnung von Sonnenenergie in Spanien und Arabien bis zur Zusammenarbeit mit Historikern des Do* nauraumes bei der Erarbeitung einer Geschichte der Habsburgermonarchie, von der Ausbildung von Geologen und Tierärzten aus Entwicklungsländern bis zum Einsatz

österreichischer Physiker in den Forschungszentren des CERN bei Genfund des Ostens in Serpuchow.

Denn nicht nur im bilateralen Verkehr sind Österreichs Forscher im Einsatz, auch bei vielen wichtigen internationalen Großprojekten sind sie vertreten, bei den Vorarbeiten zum Bau des europäischen Weltraumlaboratoriums ebenso wie bei der weltweiten Umweltschutzaktion „Man and Biosphere“ oder der „Weltwetterwacht“.

In dieser Richtung soll Laxen-feurg zum.internationalen Wissenschaftszentrum ausgebaut werden. Heute schon hat dort das Internationale Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) seinen Sitz

und gibt seine Impulse in alle Welt. Weitere Institutionen sollen dort angesiedelt werden, Platz ist genug. Die zu den UN gehörenden Forschungseinrichtungen dagegen sollen in der UN-City ihren Platz finden. Moderne Kongreßzentren sollen an beiden Plätzen dafür bereitstehen, daß nicht nur die unmittelbar beschäftigten Forscher, sondern ein weiter Kreis interessierter Spezialisten mit den Ergebnissen konfrontiert werden kann.

Nur eine Institution in Österreich nimmt die enorme Bedeutung der Wissenschaft für die internationale Stellung des Landes nicht zur Kenntnis: das Außenministerium. Vor zehn Jahren war zum ersten Mal in der Öffentlichkeit die Forderung nach Einsetzung von Wissenschaftsattaches bei den wichtigsten Vertretungsbehörden im Ausland erhoben worden, von Fachleuten, die für die Pflege der wissenschaftlichen Kontakte, vor allem aber für die Betreuung der im Ausland arbeitenden österreichischen Wissenschafter (auch für die Rückgewinnung abgewanderter Forscher) sorgen sollten. Ministerin Firnberg hatte diese Forderung, als das neue Ministerium gegründet wurde, vehement aufgegriffen - geschehen ist nichts. Auch diesmal mußte sie auf die Frage passen. Meinungsverschiedenheiten stünden im Weg, meinte sie. Ob dazu eine Änderung des Kompetenzgesetzes notwendig sei oder nicht. Da man sich darüber nicht klarwerden kann, bleibt Österreichs Wissenschaft im Ausland unvertreten. Fast ein Dutzend Militärattaches im Generalsrang ist wichtiger. Uber ihre Notwendigkeit gibt es keine Diskussion...

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