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Um die Stellung der österreichischen Wissenschaft

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Die Notlage derösterreichischen Wissenschaft hat im Laufe dieses Jahres zu einer Reihe von Veröffentlichungen und Kundgebungen Anlaß gegeben. Alle Beachtung verdienten in dieser Hinsicht bereits die Forderungen und Vorschläge, die die Rektorenkonferenz im Juli dem Parlament unterbreitete, und die mehrmaligen Notrufe der Akademie der Wissenschaften, die sich außerstande erklären mußte, zahlreiche, oft bereits seit Jahren vorliegende wissenschaftliche Arbeiten zum Drucke zu befördern. Diese Notlage ist eine vielfache, vielfältige; wie sie von Hochschullehrern selbst gesehen wird, mögen einige Hinweise und Bemerkungen aus akademischen Kreisen beleuchten:

Es geht in der Tat um unsere Hohen Schulen. Zahlreiche wissenschaftliche Institute besitzen nicht das Minimum art finanziellen Mitteln, das zur Aufrechterhaltung zeitgemäßer Forechungstätigkeit notig ist. Es fehlt an Apparaturen; wenn diese vorhanden sind, fehlt-es an Geld für die Betriebskosten Prof. Karlik, Wien. Es fehlt an Instituten, eine Reihe wichtiger Lehrstühle ist unbesetzt. Die Entlohnunader wissenschaftlichen Arbeiter, der Dozten und Assistenten ist dermaßen niedrig ein Dozent der Wiener Technischen Hochschule erhalt für seine Vorlesungen, die von 56 Hörern besucht werden, 46 S im Semester, daß dieselben zu Nebenverdiensten gezwungen werden und nicht imstande sind, sich der wissenschaftlichen Forschungsarbeit zu widmen. ‘ Die zur Verfügung stehenden Schdodationen reichen nicht aus, die lau- fCndcn Bedürfnisse zu decken, von einer Behebung von Kriegsschäden und der Füllung von Kriegslücken kann oft keine Rede sein Prof. Doppler, Wien. Durch die überaus großen Schwierigkeiten, ausländische wissenschaftliche Literatur zu beschaffen, besteht die Gefahr einer „Abschnürung der österreichischen Forschung von der internationalen Literatur“ Prof. Mainx, Wien. Da zahlreiche Wissenschaftler jahrelang vergeblich auf das Erscheinen ihrer Werke in Publikationen warten müssen, werden sie entmütigt, die Wissenschaft selbst wird dadurch ernstlich behindert und gefährdet Prof. Santifaller, Wien.

Unübersehbar weitreichend sind, wenn nicht rasch Hilfe kömmt, die Folgen dieses Notstandes der Österreichischen Wissenschaft, burch das Fehlen, beziehungsweise Zurückbleiben der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung erleiden Industrie und Wirtschaft schwerste Schäden, da sie nicht mehr imstande sind, den schweren Konkurrenzkampf auf den Weltmärkten „produzier besser und billiger“ durchzuhalten. Zahlreiche junge wissenschaftliche Fachkräfte Werden durch das Fehlen von Arbeitsplätzen gezwungen, ins Ausland abzuwandern. Seit dreißig Jahren exportiert Österreich seine besten Köpfe, ohne dafür in irgendeiner Weise entschädigt zu werden Prof. Duschek, Wien. Diesen ständigen Substanzverlust kann kein Land auf die Dauer ertragen. Pflege der Wissenschaften, zumal auch der Geisteswissenschaften, bedeutet Erzeugung eines lebensnotwendigen Vitamins Prof. Loehr, Wien, ohne das Volkskörper und Staat verkümmern müssen.

Ein so umfassender Notstand kann nur durch ein Zusammenarbeiten verschiedenster Kreise erfolgreich bekämpft werden: da sind zum ersten die Vertreter unserer Hohen Schulen, dann die zahlreichen vom Bund und von den Ländern unterhaltenen Forschungsinstitute. Staatlicherseits treten ferner als vornehmste Interessenten die Ministerien: Unterricht, Finanzen, Landwirt-schäft, Wirtschaftsplanung, Handel und Wiederaufbau, auf den Plan.-Hinzu kommt die Beteiligung privater Kreise, zumal der Industrie, deren Wirksamkeit am deutlichsten etwa durch die Arbeit des Instituts für Holzforschung verkörpert wird. D a r- iiber hinaus tut aber heute ein Wachrufender gesamten Öffentlichkeit not — aller Bevölkerungsschichten, der Angehörigen der politischen und weltanschaulichen Fraktionen, die hier eine entscheidungsschwere Möglichkeit, praktische Demokratie zu üben, besitzen. — Das positive Beispiel gerade kleiner Länder und Staaten, wie Finnlands, der Schweiz, Hollands, und das negative Beispiel Österreichs Zeigt, welche Bedeutung der Anteilnahme weitester Kreise des ganzen Volkes am Wohl und Wehe, an der Pflege der Wissenschaften zukommt. Das kleine F i n n- I a n d, schwer geprüft durch drei Kriege, ein Volk ypn viereinhalb Millionen, unterhält zwei private und eine staatliche Akademie Höchstgehälter für deren Mitglieder!, vergibt in seiner umfassenden Sorge für den wissenschaftlichen Nachwuchs bis zu zweihundert Forschungsstipendien auf allen Gebieten, die für drei Jahre bemessen sind und nach drei Jahren verlängert werden können; zudem mehrere hundert Stipendien für Studierende, und erhält zahlreiche wissenschaftliche Forschungsinstitute und Zeitschriften, deren sorgfältige Publikationen das Interesse der gesamten wissenschaftlichen Welt erregen. Weltbekannt ist die naturwissenschaftliche Forschungstätigkeit der Schweizer industriellen Forschungsstätten und Laboratorien, in den Geisteswissenschaften Kulturgeschichte, dann zumal Archiv- und Museumspflege nimmt Holland eine führende Stellung in der Welt ein. Österreich nun, das, prozentuell gemessen, neunmal mehr Nobelpreisträger als die USA und zweieinhalb mehr als Deutschland der Welt geschenkt hat, gibt nun relativ, am Volkseinkommen gemessen, weit weniger für die Wissenschaft aus als andere Kulturländer!

Angesichts dieser Tatsachen hat nun das Institut für Wissenschaft und Kunst der Gemeinde Wien Präsident Zechner und Bundesrat Prof. Duschek im Juli 1948 mit der Vorbereitung einer „Enquete über die Lage des wissenschaftlichen Lebens in österreic h“ begonnen. Das Institut steht unter sozialistischer Führung. Aber hier durfte es nicht um politische Gesichtspunkte und politische Scheidewände gehen, sondern um das viel höherstehende gemeinsame Gut der österreichischen Wissenschaft und seine gemeinsame Hut. So ‘hat gerade die Teilnahme der großen Zahl nichtsozialistischer, liberaler und katholischer Gelehrter und Forscher es ermöglicht, daß die am 4. November von Bürgermeister Körner im Wiener Rathaus begrüßte Versammlung führender Wissenschaftler und Vertreter wissenschaftlicher Institute zu einer Art Generalversammlung österreichischer Wissenschaftler werden konnte. Damit erhielt diese Tagung eine Resonanz,, der ihrer Zielsetzung entsprach. — Im Brennpunkt des Interesses und der Diskussionen stand die Forderung nach verstärkter staatlicher Hilfe, zumal für die besonders arg ins Hintertreffen geratenen Hochschulinstitute, dann aber auch für die Assistenten und Dozenten. Hier konnte der Vertreter des Unterrichtsministeriums darauf verweisen, daß im für 1949 vorgesehenen Budget die Dotationen der Hochschulen auf das achtfache erhöht aufscheinen, das Gesamtbudget der Hochschulen werde um 55 Prozent, der Sachaufwand sogar um vierhundert Prozent gesteigert. Außerdem sei soeben ein Assistentengesetz, das wesentliche Gehaltsverbesserungen für die wissenschaftlichen Arbeiter vorsehe, angenommen worden.

Aus der Fülle der Themep, die die Referate und die Aussprache zutage förderten, seien hier einige wesentliche Bezugspunkte herausgegriffen. Die Wissenschaft ist eine Einheit, Natur- und Geisteswissenschaften bedürfen deshalb gleichermaßen der Förderung. Es ginge nicht an, die Wissenschaft als Anhängsel der Wirtschaft zu betrachten. Die Grundlagenforschung darf nicht zuVeda und die Prärogative der Brahmanen anerkennen, die jedoch ihre geistigen Sonderwege gehen. Wie alle brahmanischen Systeme, hat auch der Yoga als Grundstreben das Streben nach Erlösung, und zwar nicht nach Erlösung von der Schuld wie im Christentum, sondern E r- lösungvon derFolgederSchuld: vom Leiden. Der Weg dazu ist die Absonderung der Einzelseele von allen äußerlichen Dingen durch eine vollkommene Sammlung aller körperlichen, intellektuellen aind sittlichen Energien.

Im allgemeinen ‘ unterscheidet man zehn Yogaschulen:

Der Hatha-Yoga, der besonders auf körperliche Ertüchtigung zielt; der Dhyana- Yogä, der den Weg der Vereinigung durch Erkenntnis lehrt und deshalb Konzentration und Meditation betont; der Bhakti- Yoga, der Hingabe und Liebe in den Vordergrund stellt, wie sie die berühmte Bhagavad-Gita und der sagenhafte Sri Krishna lehrt dieser wird mit Christus identifiziert, Christus wird dann als vollendeter Bhakti-Yogi gepriesen; der Karma- Yoga, der eng mit dem vorgenannten zusammenhängt; der Mantram-Yoga, der eigentlich kein selbständiger Yoga ist, sondern nur ein Teil jeder Yogaschulung, indem er die Verwendung von magischen Wörtern und Sprüchen Mantren in den Vordergrund stellt; der Raja-Yoga, dessen Hauptziel die Vergeistigung ist und der der bekannteste und reinste Zweig aller Yogalehren ist; der Taraka-Raja-Yoga, nach seinem Begründer, dem Yogi Taraka so benannt, der nur eine rationalistische Abart des Raja-Yoga ist; der Laya-Yoga, der die okkulten Zentren im physischen wie im astralen Körper des Menschen erwecken und in den Dienst höherer Entwicklung stellen soll; der Tyaya-Yoga, welcher Entsagung

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