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Notizen

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Es wird ernst mit dem Kampf gegen die wilden Bauten und das wilde Siedeln im Wald -und Wieseng ürtel. In diesen Tagen sind die Räumungsaufträge für verschiedene unbefugte Bauten im Wald- urtd Wiesengürtel rechtskräftig geworden. Gleichzeitig hat die Sehörde die letzten Fristen zur Räumung gestellt. Das behördliche Einschreiten mag für den einzelnen manche Härte bedeuten, trotzdem wird es bei der Bevölkerung Verständnis finden, weil es Sur.Erhaltung und Sicherung des Wald- und Wiesengürtels notwendig ist. Die Grundlage für die Durchführung der geplanten Maßnahmen bildet ein einstimmiger Beschluß des Wiener Gemeinderates, der bereits am 26. Mai gefaßt wurde. Der Amtsführende Stadtrat für baubehördliche Angelegenheiten, Lako-witsch, richtet daher einen Appell an die AViener Bevölkerung, in dem er um Verständnis ersucht. Es heißt darin: „Der Wald- und Wiesengürtel sollte nach einem Gemeinderatsbeschluß vom Jahre 1905 für immerwährende Zeiten vor 'der Verbauung oder Zerstörung geschützt werden. Wie sieht es aber in Wirklichkeit aus und was hat sich seit dem Jahre 1905 alles verändert! Beinahe ein Drittel der ursprünglichen Fläche ist durch Bauten verschiedener Art im Laufe der Jahre aus dem Wald- und Wiesengürtel herausgerissen worden. Die Gefahr der Zerstörung des Wald- und Wiesengürtels ist in beträchtliche Nähe gerückt. Es muß daher alles unternommen werde, nicht nur, um dieser Gefahr Einhalt zu gebieten, sondern um auch die Sünden der Vergangenheit wieder gutzumachen. Es darf nicht sein, daß der große Garten Wiens, der für alle Bewohner da sein soll, in Gärten für einige aufgespalten wird. Wer im, Wald- und Wiesengürtel ohne Bewilligung baut, hat das Recht verwirkt, den Schutz der Gemeinschaft in Anspruch zu nehmen, weil er sich gegen die Gemeinschaft gestellt hat!“

Baden, jene Stadt welche außer Wien die meisten musikalischen Traditionen hat — Beethoven. Mozart, Schubert schrieben hier, Liszt, Mendelsohn konzertierten, Salieri, Clementi, Diabelli, Cerny, Kreuzer, Weber/Goldmark, ja sogar der Schöpfer der russischen Nationaloper, Glinka, weilten hier — von einer Reihe anderer Virtuosen abgesehen: diese Stadt ist aufgefordert worden, das vor, ja bis in den Krieg hinein bestandene Beethovenfest wieder aufzunehmen, dem einst weltbekannte Orchester, wie die Philharmoniker, die Symphoniker und internationale Größen, wie Cortot, Glanz verliehen. Außerdem soll in Baden, wo die „leichte Muse“ mit Ziehrer, Johann Strauß, Millöcker, Zeller und Genee wirkte, ein Operetten-Festival in Szene gesetzt werden: und, nicht zuletzt, eine soziale Einrichtung besonderer Bedeutung, das Heim für alte Musiker wieder erstehen. Es ist klar, daß die Stadt, die vor änderen bedeutenden Aufgaben nach dem Aufhören der Besetzung steht/ dabei der Unterstützung des Landes Niederösterreich bedarf. Neben dem Spiel an der Roulette muß das Spiel auf den Instrumenten zumindest gleichberechtigt sein. Hier gibt es nämlich auf jeden Fall etwas zu gewinnen.

Die Diözesan-Caritas Linz hat anläßlich ihrer zehnjährigen Nachkriegsarbeit ein kleines Buch von 170 Seiten herausgegeben, das man fast als Caritas-Lexikon bezeichnen könnte. Lexikonartig werden, knapp formuliert, in alphabetischer Reihenfolge die wichtigsten Aufgabengebiete der Caritas behandelt,

wie Altershilfe, Altersheime, Auswanderungsberatung, Bahnhofmission, Berufstätigenheime, Erntekindergärten, Familienhilfe, Flüchtlingshilfe usw. Wir werden über die in Oberösterreich wirkenden Orden und Kongregationen informiert, die sich ausschließlich oder überwiegend der Caritas widmen. Wir lesen von ihren Hauptarbeitsgebieten, ihren Niederlassungen, der Anzahl der eingesetzten Schwestern usw. Auch alle Sonderaktionen der Caritas sind zu finden, etwa Pater Leppichs „Bruderrente“, die Hilfe der Ford-Stiftung für Heimatvertriebene, der Ostpriesterhilfe oder des Malteser-Ordens, die SOS-Rufe oder die „Aktion Rettet mich!“ Wir lernen die Caritas-' verbände des Auslandes kennen, die sich um Oberösterreich .in der Nachkriegszeit besondere Verdienste erworben haben, etwa die italienische „Pontificia Commissione de Assistenza“, das niederländische katholische „Huisvestings-Comite“, die portugiesische und spanische Caritas oder etwa Belgiens Caritas Catholica.

Aus Anlaß des Inkrafttretens des Staatsvertrages am 27. Juli fand an diesem Tag im Hojfl und Ferienheim der „Wiener Sängerknaben“ in Hinterbichl (Osttirol) eine kleine Feierstunde von besonderer Prägung statt. Mehr durch Zufall durch die Zeitung auf dieses Ereignis aufmerksam gemacht, organisierten die anwesenden ausländischen Gäste aus neun verschiedenen Ländern spontan diese Feier. Den Rahmen gaben die Wiener Sängerknaben mit dem 23. Psalm von Schubert und der Bundeshymne. Da-zsvischen erfolgte die Beglückwünschung durch die Vertreter der einzelnen Länder, und zwar Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweden, Schweiz, USA.

Nach den jetzigen Ueberlegungen sind für die Angehörigen der neuen deutschen Wehrmacht folgende / monatliche Gehälter in D-Mark vorgesehen: Soldat 203 bis 237, Gefreiter 213 bis 247, Obergefreiter 223 bis 262, Hauptgefreiter 228 bis 308, Unteroffizier 235 bis 290, Stabsunteroffizier 262 bis 326, Feldwebel 288 bis 408, Oberfeldwebel 308 bis 428, Stabsfeldwebel 282 bis 490, Oberstabsfeldwebel 302 bis 510, Leutnant 326 bis 583, Oberleutnant 356 bis 613, Hauptmann 560 bis 816, Major 560 bis 980, Oberstleutnant 816 bis 1031, Oberst 980 bis 1470, Brigadegeneral 1515, Generalmajor (Divisionskommandeur) 1866, Generalleutnant (Korpskommandeur) 2216, General 2800.

Eines der interessantesten Dokumente aus der Welt hinterm Eisernen Vorhang ist ein Artikel aus der in Prag erscheinenden Lehrerfachzeitschrift „Ucitelske noviny“. Der Artikel beschäftigt sich mit den Referaten anläßlich einer Tagung des Gewerkschaftsverbandes der Angestellten im Schulwesen, bei der sich Schulminister Doktor Kahuda unter anderem über die Hochschulprobleme der volksdemokratischen Tschechoslowakei äußerte: „Wir mußten verschiedene Aktionen in die Wege leiten, damit die vorgeschriebenen Richtlinien für die Zulassung zu den Hochschulen erreicht würden. So ist es geschehen, daß effektiv ein jeder, der sich meldete, auch an einer Hochschule aufgenommen wurde, wenn auch vielleicht nicht an der, für die er sich angemeldet hatte. Dies ist einer der Gründe, warum der Hochschulunterricht gelitten hat. So erklärt sich z. B. die Tatsache, daß vor allem an den technischen Hochschulen in den beiden ersten Jahrgängen fast 50 Prozent der Studenten ohne jeden Erfolg arbeiteten ... Für eine Hebung des Hochschulniveaus sind nicht die pädagogischen Arbeiten die wichtigste Voraussetzung, sondern die wissenschaftlichen Arbeiten. Der wissenschaftliche Arbeiter muß an der für den sozialistischen Aufbau wesentlichen Tätigkeit an der Hochschule materiell interessiert werden. Zweck der Gehaltsregelung für die Hochschullehrer ist somit, sie zur Hebung ihrer wissenschaftlichen Qualifikation und zur Verbesserung ihrer Arbeit zu ermuntern.“ In der Diskussion nannte Prof. Havranek von der Universität Brünn eine katastrophal hohe Zahl erfolgloser Studenten und kritisierte das Auswahlverfahren, das bei den elfklassigen Mittelschulen eher Anwerbung als Auswahl sei.' Das fehlende materielle Interesse halte die jungen Leute von der Hochschule fern. Der Nachwuchs sei namentlich in Mathematik und in der tschechischen Sprache schlecht vorbereitet. Ebenso fehle den Studenten die Kenntnis einer zweiten Fremdsprache neben Russisch — und sie verstünden es nicht, mit Büchern zu arbeiten. Verschiedene Stimmen in der Debatte wiesen darauf hin. daß der Besuch der Vorlesungen den ganzen Tag beanspruche: daß die Studenten durch An-setzung von Prüfungen in zu kurzer Frist zu überstürzter Arbeit gezwungen würden: daß sie auf diese Weise selbständige wissenschaftliche Arbeit und selbständiges Denken nicht lernen könnten. Mangel bestehe sowohl an Räumen als auch an Lehrbüchern. Die allzu starke Spezialisierung einiger Hochschulen führe zur Routine ohne tiefgehende Kenntnisse. Gerügt wurde die zu geringe Beteiligung tschechischer Wissenschaftler an Auslandskonferenzen: die Notwendigkeit von Studien im Auslande wurde besonders aufgezeigt. Die prekäre Wohnungsfrage fand ein Beispiel in der Tatsache, daß 143 Lehrkräfte der Prager Karls-Universität ohne Wohnung sind und in Bibliotheken und Laboratorien übernachten müssen. Die Leiterin der Prager Studienheime kritisierte die Rücksichtslosigkeit und den Egoismus der Studenten aufs schärfste, die häufig ein schlechtes Verhältnis zum öffentlichen Eigentum an den Tag legten: in den Studentenheimen und Mensen sei ferner ordinäre Ausdrucksweise, ein schiefes Verhältnis der Studenten zu den Studentinnen, die Verachtung der manuellen Arbeit und der Mangel eines persönlichen kulturellen Lebens festzustellen.

Die Moskauer Stadtbehörden haben bekanntgegeben, daß der Kreml vom 20. Juli an für Besucher geöffnet ist. Der Zutritt wird kostenlos sein. Ein Offizier hat die Aufgabe übernommen, für die öffentliche Ruhe und Ordnung bei den Besichtigungen zu sorgen. Mit dem Beschluß der Stadtbehörden ist ein weiterer Schritt auf dem Wege zur Umwandlung des Kremls aus einem Regierungssitz in ein großes Museum getan worden.

Am 7. August wird im Staate Israel eine zweite Universität neben der bekannten Hebräischen Universität Jerusalem eröffnet werden. Es handelt sich bei dieser neuen Hochschule, die den Namen Bar-Ilan-Universität nach Rabbi Meir Bar-llan. dem in Jerusalem verstorbenen Vorsitzenden des religiösen Flügels der Zionisten der Welt-Misrachi-Organisation, führen wird, um eine Gründung der orthodoxen Judenschaft. Es soll an dieser zweiten Universität des Landes Israel vor allem die religiöse und humanitäre Note stärker betont werden: zuerst wird eine geisteswissenschaftliche Fakultät eingerichtet, doch sind auch die übrigen Fakultäten vorgesehen. Als Rektor amtiert Prof. Dr. Samuel Churgin, ein bedeutender Bibelforscher. Die heue LIniversität baut ihr Grundgebäude in Bnei Brak bei Ramath Gan, zirka 20 Autobusminuten nördlich vom Zentrum der 400.000-Stadt Tel-Aviv. Rund 150 Anmeldungen für das erste Herbstseinester 1955 liegen aus den Vereinigten Staaten, Kanada und Israel selbst bereits vor. Zur Eröffnung der Bar-Ilan-Universität wird New Yorks Oberbürgermeister Wagner erwartet, der zum Dank für die Hilfe der USA das erste Ehrendiplom der neuen Universität erhalten soll. Tel-Aviv selbst besitzt sejt einiger Zeit eine Hochschule für Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, die noch um die offizielle Anerkennung ringt: ihre Absolventen müssen bislang ihre Schlußprüfungen an der Hebräischen Universität Jerusalem wiederholen. Bei dem raschen Aufschwung im Lande und den steigenden Bevölkerungsziffern ist die Entwicklung dieser Tel-Aviver Hochschulen zu einer weiteren Universität nur eine Frage der Zeit.

Die ägyptische Regierung kündigt eine große Shakespeare - Ausgabe in arabischer Ueber-setzung an.

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