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HANS SITTNER / PRÄSIDENT UND REPRÄSENTANT

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Während der letzten Wochen beging die Wiener Akademie für Musik und darstellende Kunst ihren 150. Geburtstag. Daß sich an diesen Feierlichkeiten buchstäblich die halbe Welt beteiligte, ist nicht nur auf die Tradition der Jubilarin und die vielen aus ihr hervorgegangenen Künstler von internationalem Ansehen zurückzuführen, sondern auch der Persönlichkeit und Leistung ihres Präsidenten zu danken.

Hans Sittner wurde 1903 als Sohn eines Beamten der oberösterreichischen Landesregierung in Linz geboren. In der Notzeit des ersten Weltkrieges musizierte er viel in Reservelazaretten und auch vor seelisch und geistig Erkrankten. Aus dieser Zeit stammen seine ersten Erfahrungen mit der heilenden Macht der Musik, in deren Dienst er, Jahrzehnte später, eine eigene, von ihm gegründete Organisation für Musiktherapie stellte, deren Zentrum — Lehre, Forschung und Praxis — sich in Wien befindet. So gediehen, auf echt goethesche Art, die Ahnungen des Kindes zum Wissen des reifen Mannes ...

Überhaupt hat vieles, ja fast alles, was der bildsome und be-geisterungsfähige Jüngling aufgenommen hat, sich in späteren Jahren vertieft und ist, als tradiertes Kulturgut, einer ganzen Generation von Musikern und Pädagogen zugute gekommen.

Neben der Schule besuchte er in Linz das Bruckner-Konservatorium, wo ihn der Liszt-Schüler und Bruckner-Biograph August Göllerich in die Theorie und Praxis der Musik einführte. Hierauf folgten harte, aber erlebnisreiche Studienjahre in Wien: An der

Universität wurde, neben dem obligaten Jus, auch Philosophie, Psychologie und Musikwissenschaft (bei Grädeler, Lach, Adler und Wellesz) studiert, während an der Akademie die praktischen Fächer den Vorrang hatten.

Beruflich ist Hans Sittner zunächst als Kunstreferent bei der oberösterreichischen Landesregierung tätig, 1937 wird er ins Bundesministerium für Unterricht nach Wien berufen, wo er, drei Jahre später, eine Nichte Wilhelm Kienzels heiratet, die als Sängerin und Pädagogin ausgebildet ist. Darnach kommt auch für Hans Sittner, der immer ein aufrechter und bekenntnisfreudiger Österreicher war, eine lange Pause, bis er 1945 wieder an den Minoritenplatz geholt wird, wo er mit dem damaligen Rektor der Wiener Universität Adamo-vich die Grundlagen zu einer neuen Hochschulgesetzgebung legen kann. Ein Jahr später wird Hans Sittner, auf einhelligen Vorschlag des Lehrerkollegiums, zum Präsidenten der Akademie ernannt. Diesem Institut gilt seither seine Sorge und Aktivität.

Eine auch nur flüchtige Bilanz dieser 20 Jahre zu ziehen, ist in diesem engen Rahmen unmöglich.

Daher seien nur einige der initiativen Leistungen Prof. Doktor Sittners erwähnt: Die Gewinnung immer neuer Räume für die Akademie, die Gründung von zehn Forschungsinstituten für die höhere musikalische Praxis, der Ausbau der Kirchenmusikabteilung zu einer der führenden Europas, die Einführung neuer Instrumentalsparten und Lehrfächer, wie Musiksoziologie, Musikphilosophie, Notationskunde, Musikpsychologie, musikalische Völkerkunde, Werkpraxis u. a. m.

Nach außen hin ist Präsident Sittner seinem Institut ein idealer Repräsentant, und es gibt kaum eine internationale Musikorganisation, wo er nicht in führender Stellung tätig ist. Hierzu befähigen ihn, neben einer universalen humanistischen Bildung, nicht zuletzt die Beherrschung eines halben Dutzends europäischer Sprachen und zahlreiche persönliche Kontakte. — Die von ihm geleitete Akademie aber wurde von einem kanadischen Experten, der jahrelang die Musikhochschulen der ganzen Welt besichtigte, als die „dank ihres Leiters dynamischste von allen“ bezeichnet.

Seit ich vor mehr als einem Jahr mit einem Schreiben an maßgebliche Stellen von Staat und Wirtschaft um ein menschliches Verständnis des steirischen Kohlenbergbaues warb, habe ich aufmerksam die öffentlich registrierten Unternehmungen zur Abhilfe verfolgt. Es gab viel guten Willen, es gab auch Bereitstellung von Mitteln, es gab aber auch genug Stimmen, die einer Liquidierung der „nicht mehr rentablen“ Betriebe das Wort redeten.

Zwischendurch waren aus der Presse oder aus Rundfunk und Fernsehen Äußerungen zu hören, die bestehende Sorgen nur vergrößerten, keineswegs aber ein klares Bild über die wirkliche Lage boten. So habe ich gern eine Gelegenheit wahrgenommen, die Grube Fohnsdorf zu befahren, um auch von den unmittelbar betroffenen zu erfahren, wie sie die Lage ihres brotgebenden Betriebes sehen. Hier einige Feststellungen:

• Die Betriebsleitung versichert, daß der Fohnsdorfer Abbau seit der zweckmäßigen Modernisierung rentabel sei, vorausgesetzt, daß die geförderte Kohle an den Mann gebracht wird.

• Die Knappen sind wegen der umlaufenden Diskussionen in großer Unsicherheit, ob und wie lange ihre Betriebe weiterbestehen werden. Diese Unsicherheit kennzeichnet auch das Leben der Familien, ja sie bedrängt die ganze Bevölkerung, da ja praktisch ganz Fohnsdorf vom Bergbau abhängig ist.

• Auch bei Errichtung von geplanten Ersatzbetrieben bleibt die Beschäftigung von freiwerdenden Knappen ein schwer lösbares Problem. Im Bergbau sind sie hochqualifizierte Arbeiter, die obendrein ständig Gesundheit und Leben riskieren müssen. In anderen Betrieben könnten sie lediglich als Hilfsarbeiter einsteigen, abgesehen davon, daß wohl die Achtzehn- bis Fünfunddreißigjährigen unterzubringen wären, die älteren aber nirgends mehr genommen würden.

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