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Singles in der Coronakrise: "Acht Stunden in der Küche"

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Lockdown zum Zweiten! Kaum im Fokus stehen Singles, die erneut auf sich zurückgeworfen wurden. Vor allem jene, die alleine leben. Über den Stresstest einer Gruppe, die sich nach einem Sozialleben außerhalb des Internets sehnt.

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Lockdown zum Zweiten! Kaum im Fokus stehen Singles, die erneut auf sich zurückgeworfen wurden. Vor allem jene, die alleine leben. Über den Stresstest einer Gruppe, die sich nach einem Sozialleben außerhalb des Internets sehnt.

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Scham. Verzweiflung. Ohnmacht. Wenn Manuela (Namen der Protagonisten geändert) über ihre derzeitige Verfassung nachdenkt, gehen ihr diese Begriffe durch den Kopf. Scham, weil sie gesund ist, ein gesichertes Einkommen hat, in einer geräumigen Zweizimmerwohnung lebt ‒ und sich trotzdem hundeelend fühlt. Verzweiflung, weil sie allein ist. Zu viel allein. Sie ist Single, sitzt seit Monaten im Homeoffice.Wenn ihr früher die Decke auf den Kopf gefallen war, ging sie ins Yoga-Studio oder mit Bekannten auf ein Getränk. Und dann ist da noch dieses Gefühl der Ohnmacht. „Ich fühle mich fremdbestimmt. Ich muss zu Hause ausharren, damit ich nicht länger zu Hause ausharren muss. Mein Verstand begreift das. Aber mein Gemüt nicht. In mir ist eine große Leere entstanden“, sagt die 37-jährige Werbetexterin aus Klosterneuburg.

Es fehlen körperliche Nähe und Sex

Ähnlich geht es dem Linzer Thomas (42). Auch er ist alleinstehend. Bei ihm sind es die Wochenenden, die ihm zusetzen. Während der Woche arbeitet er in der Produktion eines Stahlunternehmens, kann sich mit Kollegen austauschen. Doch ab Freitagmittag fühlt er diesen Knoten in der Magengrube, der seit Beginn der Krise immer größer zu werden scheint. „Samstags und sonntags bin ich auf mich zurückgeworfen. Meine Freunde haben Familie oder zumindest eine Partnerin. Viele verhalten sich vorbildlich und beschränken ihre Sozialkontakte“, erzählt der Techniker. Auch wenn er das gut findet, fehlen ihm das Fußballtraining oder die Abende, in denen man sich zum Kartenspielen getroffen hat – und ja, auch die Tinder-Dates. „Einige vom Sportverein tun sich regelmäßig per Zoom zusammen. Das ist besser als nichts, aber auf Dauer kein Ersatz für persönliche Treffen. Und natürlich sehne ich mich auch nach körperlicher Nähe oder Sex.“

Ein Gefühl, das auch die Bankangestellte Aurelia kennt. Wie im März, setzt ihr Unternehmen wieder auf Heimarbeit. Also sitzt die 39-Jährige aus Kufstein statt vor ihrem PC im Großraumbüro an ihrem Laptop am Küchentisch. Acht Stunden täglich, fünf Tage in der Woche.

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