Einsamkeit - © Foto: iStock / cglade

Diagnose Einsamkeit: Wenn soziale Isolation krank macht

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Soziale Isolation: Sie gilt als die Volkskrankheit Nummer eins von morgen. Immer mehr Menschen sind betroffen. Der Grund: Die fortschreitende Urbanisierung und Mediatisierung der Gesellschaft.

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Soziale Isolation: Sie gilt als die Volkskrankheit Nummer eins von morgen. Immer mehr Menschen sind betroffen. Der Grund: Die fortschreitende Urbanisierung und Mediatisierung der Gesellschaft.

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Seit seine Lebensgefährtin vergangenes Jahr verstorben ist, lebt Pensionist Roland S. in seiner Wohnung in Wien-Penzing allein. Wie er seinen Alltag praktisch meistert, das hat er mittlerweile gelernt. Er kann jetzt Schnitzel zubereiten „und so eine Palatschinke ist ja auch nicht die große Kunst“, erzählt er. Dennoch: Die Leere, die seine Frau hinterlassen hat, vermag sich nicht zu füllen. Seit ihrem Tod haben sich Rolands Tage verändert, sind eintönig, einsam geworden. In der Regel werden sie bestimmt vom aktuellen TVProgramm. „Dart schaue ich ganz gerne, auch Tennis oder Ski Alpin. Und manchmal die Quizsendung ‚Wer weiß denn sowas?‘“ Aber wenn der Fernseher ausgeschalten ist, dann ist es in seiner Wohnung vor allem eines: still.

Und diese Stille fühlt sich für den Wiener zunehmend bedrohlich an. So wie Roland wird es in Österreich künftig immer mehr Menschen gehen, sagt Günter Klug, Geschäftsführer der „Gesellschaft zur Förderung seelischer Gesundheit“ und Präsident von „pro mente Austria“. Klug ist sich sicher: „Das Thema Einsamkeit ist eines, das uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten begleiten wird – auch weil es mit unserer gesellschaftlichen Entwicklung Hand in Hand geht.“ Eine Prognose, die seitens der Uni Wien auch wissenschaftlich belegt ist: Soziale Isolation ist nicht nur ein psychisches, sondern auch ein physisches Problem. Einsamkeit macht krank.

Der Jugend fehlt es an Freundschaften

Aufmerksamkeit erlangte die zunehmende Tendenz zur Vereinsamung hierzulande im Jahr 2017, als Großbritannien die „Campaign to End Loneliness“ – eine landesweite Kampagne gegen Einsamkeit – auf den Weg brachte. Und im Jahr darauf wurde dort sogar ein „Einsamkeitsministerium“ ins Leben gerufen. Natürlich spielen bei solchen Debatten auch ökonomische Überlegungen eine Rolle, meint Klug. Denn Einsamkeit präventiv zu bekämpfen, gestaltet sich als deutlich kostengünstiger, als die Behandlung der Folgen. Zwei gesellschaftliche Megatrends deuten aktuell darauf hin, dass das Thema „einer der großen Problemstellungen der Zukunft“ sein werde: Die steigende Urbanisierung sowie die Mediatisierung (die zunehmende Ausbreitung elektronischer Medien).

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