Jugend entriß dem Leiden seinen Stachel bei der Aufführung der Matthäuspassion von Georg Philipp Telemann in der Marienkirche von Steyr. Der Kammerchor der Landesmusikschule Schlägt (Oberösterreich) sang, verstärkt durch die Musikhochschule des Mozarteums Salzburg, frisch, exakt und klangrein.Trotz des Frühlingswetters war die wunderschön restaurierte Marienkirche, vor deren Rokoko-Hochaltar gesungen und musiziert wurde, überfüllt.Gertraud Wurzingers" klangschöner Sopran, Harumichi Fuji-wara als Evangelist, Wolfgang Dosch als Jesus sowie Paul Böck und Karl Achleitner
„Mulier taceat in ecclesia“. Der Apostel Paulus persönlich hat diesen Satz den Frauen als Schmuck um den Hals gehängt, und seither tragen sie ihn immer noch, ein glitzerndes Geschenk aus Männerhand, das ihre angebliche Bescheidenheit und ihren Unverstand kundtun soll.Wie könnte ich, lämmchenfromm, von den gestrengen Philosophen auf die Weide geschickt, um zu grasen, während sie ihre Dialoge abspulen, dagegen blöken? — Aber ich rupfe ja nur leichte Gräser aus und verderbe mir an ihnen vielleicht den Magen.Zumindest könnten einige Frauen auf mich böse sein, und da ich eine Frau
Strecke wieder klar. Ähnliches gibt es vor dem Staubecken menschlicher Erinnerungen. So mag es zu erklären sein, daß Weinheber seiner Zeit dem Hirtischen Waisenhaus in Mödling einen Roman widmete, „Das Waisenhaus“ (erschienen 1924), während die weitaus härtere Zeit in der Korrektionsanstalt kaum erwähnt wurde. Auch zu den Fremden sprach er über Ober-Sankt-Veit nur am Rande und recht flüchtig.Der DurchbruchAls Weinheber 1908 das Waisenhaus verließ, stand er als Sechzehnjähriger abermals zwischen zwei Welten. Da war er Gehilfe in der Roßfleischhauerei seiner Tante Trbuschek, die
mein Haus steht im Meer das zwischen den Steinen hindurchströmt in mein Zimmer um meinen Tisch und mein Bett ich seh einem Fisch ins Auge 'v- -und bin leicht und unsterblichmein Haus steht im Tal in einer Narzissenwiese jeden Morgen erbau ich es neu mit den weißsternigen Blumen schlage ich Nägel ein für meine Bilder und gehe umher und nenne das Rot und das Grün und lege mein Ohr an die Wand und höre das Meer und den rieselnden Steinmein Haus steht im Gebirge allein ich breche Steine aus meinen Wänden und zerschlage die Tür daßder Gletscherhauch eindringen kann und die Nadeln der Sonne
Ein trüber Jännenmittag. Ich ging allein von der Schule nach Hause, die Straßen waren fast leer. Wir waren wieder auf dem Kinderfriedhof gewesen, die Tochter des Pferdemetzgers und ich, auf unserem geheimen Spielplatz, und hatten von den kleinen Tannenbäumchen auf den Gräbern den Schnee geschüttelt, daß sie wieder grün vor den weinenden Engeln standen, die Weihnachtsbäume für die Toten...So hatte ich mich verspätet, und weil niemand in der Nähe war, zog ich mein neues Jo-Jo aus der Tasche und ließ es auf und ab tanzen, während ich dahdnging... mein schönes, neues Jo-Jo: zwei
Jetzt sind die.-Tore der Häuser, geöffnet, kleine, alte Tore, mit „Dunkelheit dahinter; Schlachten; idtö sich iru die Geheimnisse verschlossener Fassaden graben. Ein schwarzes Fischernetz, zum Trocknen ausgespannt, wirft lange Schatten auf das Pflaster. Es riecht nach Teer und Öl, zischendem Öl und den Fischen, die darin schwimmen. Ein kleiner Bub in weißen Söckchen, ohne Schuhe, steht selbstvergessen vor einer Tür, hält einen Taschenspiegel in der Hand, fängt damit die letzte Sonne ein und heftet sie an die Rücken der Vorübergehenden. Sein Gesicht ist sehr ernst.… oh, ich
Der äußere Ablauf eines Lebens von 35 Jahren soll nicht künstlich zerdehnt werden. Sicher aber ist, daß die Heil-losigkeit unserer Zeit, die den schöpferischen Menschen besonders hart bedrängt, ihre Spuren auch in seinem Geist und in das Angesicht seines Lebens gegraben hat.Kurt Klinger wurde am 11. Juli 1928 in Linz geboren, machte 1948 Matura (Handelsakademie), war vier Jahre Staatsangestellter und 1949 bis 1950 Schauspieler bei der Schauspielergruppe „Scheinwerfer“ in Linz. Anschließend betrieb er philosophische, germanistische und theaterwissenschaftliche Studien an der
„Nessun maggior dolore, che ricordarsi del tempo felice Kella miseria.“„Kein größerer Schmerz, als sich im Unglück an glückliche Zeiten zu erinnern.“ (Dante)Wage ich es, ein wenig mit den Worten eines großen Dichters zu spielen und setze ich statt „dolore — Schmerz“ das Wort „consolazione — Trost“, so ergreift uns ein neuer Sinn, weniger verlockend, sich fallen zu lassen in einen Schmerz und an ihm zu saugen (man erhält so die Wunde blutend), als eher fordernd, sich aus der Wehklage zu erheben und aus erlebtem Glück und Unglück stärker und unverletzlicher
Auf der Place du Tertre werden die Lichter in den gußeisernen Kandelabern angezündet, ich sage angezündet, wie in alten Zeiten, als die Place du Tertre noch der Marktplatz des Dorfes Montmartre war. Die Szenerie ist erhellt, und aus den Kneipen von Toulouse-Lautrec, van Gogh, Renoir und Picasso riecht es nach Pommes frites, Steaks, Wein, und wenn man es versteht, Erlebnisse zu riechen, spürt man den Qualm aller Tabake, den Duft aller Parfüms, vermischt mit dem ewigen Verlangen der Menschen, den Augenblick ganz zu erfassen.Ich setze mich vor eines der kleinen Restaurants, blau-grün
Diesen Geruch werde ich nie vergessen: ein Gemisch von Küche, Wäsche, Baldlriantropfen und Weihrauch, sobald man die alte Tür hinter sich zugemacht hatte. Wenn ich mich heute daran erinnere, ist sofort alles da:. .. Die Nonnen, sie eilen über den welligen Steinboden, er glänzt vor Nässe, eine Schwester ist ständig dabei, ihn zu wischen, der lange Rosenkranz aus Holz baumelt am Gürtel, ein Bild der heiligen Elisabeth im Stiegenhaus. „Das Rosenwunder“., sehr farbig, und darunter immer Blumen, im Sommer Lilien, schwerer Duft, die übersättigte Luft vermag ihn nicht mehr aufzunehmen,