Er war „der Größte" — so sagte einmal Thomas Mann von Knut Hamsun. Keiner seiner Romane ist veraltet. Sie leben so stark wie vor 20, wie vor 50 Jahren, denn sie kreisen alle um das einzig wichtige Thema der Dichtung: um das hilflos dem Leben ausgelieferte Selbst. Hamsun hat den Gegensatz im Menschen, der sowohl ein Stück Natur wie ein an die künstliche Welt gefesseltes Wesen ist, mit rücksichtsloser Realistik geschildert. Er war eine gewaltige und zugleich gewaltsame Naturerscheinung unter den Dichtern. Es gibt keinen Satz in seinen Büchern, den man nicht verstehen könnte, aber alle
DIE GROSSEN ERZÄHLUNGEN. Von Jerzy Andrejewski. Verlag Langen Müller. 240 Seiten. DM 18.50.Es stimmt leider, daß die Schriftsteller im Osten heute wieder gezwungen sind, sich bei ihren Anspielungen und Allegorien auf das absolute Gehör ihrer Leser oder Zuhörer zu verlassen. Dazu gehört auch Jerzy Andrejewski (Jahrgang 1909), der vielen als einer der bedeutendsten Schriftsteller Polens gilt. Er ist ein großer Stilist, ein trefflicher Psychologe, ein Meister des Dialogs und der Komposition. Mit dem Roman „Asche und Diamant“ aus dem Milieu der Untergrundbewegung zu Kriegsende gelang
KUNST UND KOEXISTENZ. Beitrag zu einer modernen marxistischen Ästhetik. Von Ernst Fischer. Rowohlt-Verlag. Reinbek bei Hamburg, 1966. Paperback. 238 Seiten. DM 18.80. ser fünf Essays ist Mitglied des Politbüros der KPÖ. In der Ankündigung des Buchumschlages wird er neben Bloch, Lukäcs und Hans Mayer unter die bedeutendsten deutschsprachigen Vertreter der marxistischen Ästhetik eingereiht. In der ersten österreichischen Nachkriegsregierung leitete Ernst Fischer als Staatssekretär das Unterrichtsministerium. Bis 1956 bestimmte er als mehr oder minder „linientreuer“' Stalinist die
Fragt man einen Theaterdirektor, wann die Phantasie am meisten angestrengt und alle Erfahrungen zusammengenommen werden müssen, um dem Druck der Saisonschwankungen standzuhalten, dann erhält man fast immer zur Antwort: beim Theaterspielen im städtischen Sommertief, wenn die Nachfrage mehr nach der Natur als dem Kulissenzauber steht.Nun, der Verfasser des Sommerstückes „Unsere liebste Freundin“, der Amerikaner Samuel Taylor,lieferte dem Theater in der Josefstadt brauchbare Dutzendware, wenn auch der Titel „Komödie“ wie immer viel zu hoch gegriffen ist. Einen kurzweiligen Abend lang
"... wurde ich schon kühner und erfand mir selbst einen Stoff, und so entstand der ,Bauer als Millionär“, in dem sich so viele läppische Kleinigkeiten befinden, die ich nur so angebracht habe, weil ich fürchtete, das Publikum möchte ihn zu ernsthaft finden.“ Gar so hart (wie Ferdinand Raimund in seiner Selbstbiographie) wollen wir die „Kleinigkeiten“ in dem romantischen Originalzaubermärchen mit Gesang „Der Bauer als Millionär“, das ursprünglich „Das Mädchen aus der Feenwelt“ hieß, nun doch nicht verurteilen. Gewiß verführen die Szenen im Feen- und Zauberreich zu
Shakespeare hat in „Viel Lärm um nichts” mehr und logischere Prosa geschrieben als in den praktisch gleichzeitig entstandenen Meisterlustspielen „Was ihr wollt” und „Wie es euch gefällt”. Die Paare sind hier eher Märchenflguren, die dem Herzen näherstehen als den Sinnen; dort dagegen sind die Herrschaften aus Messina trotz der konstruierten und einfältigen Handlung Menschen aus Fleisch und Blut. Was aber allein die Begegnung von Benedikt und Beatrice zu unsterblichem Theater werden läßt, ist das köstliche Gewebe wunderbarer Worte, die Shakespeare über die Dialoge der
Die beiden in der Vorwoche aufgeführ- ten Dramen von Fritz Kortner und Arthur Miller haben etwas gemeinsam: ein Eheprivatissimum wird abgehandelt, bei Kortner als „dialogisierter“, bei Miller als ein sich als Zwiesprache mit einem unsichtbaren Partner tarnender Monolog. Es geht um Gott und die Welt, um Liebe und Tod, um Fragen des Gewissens, der mißbrauchten Macht, der Lüge und des Hasses, um den neuerlichen Versuch, die Vergangenheit zu bewältigen. Bei Kortner nicht nur die jüngste, auch die vergangenen zweitausend Jahre der Christen und Juden.In seinem Drama „Die Zwiesprache“