In unserer kommunalen Wohnung gibt es einen Arbeitsgenossen — von ihm kann man nicht sagen, daß er zum Beispiel ein Intelligenzler wäre. Aber er scheint doch etwas zu wissen und manches gelesen zu haben, daher müßte er vollkommen verantwortlich sein für seine Taten. Also dieser Arbeiter P. hat vorigen Herbst geheiratet ein Fräulein namens Verotschka. Sie ist nett, dagegen läßt sich nichts sagen, doch sie hat keine zeitgemäßen Ansichten, sie schwärmt nur für Pelzmäntel und durchsichtige Strümpfe, für hohe Absätze und dergleichen mehr. Wegen dieser Einstellung kleidet sie sich
Die Lärmbekämpfung nimmt in unserem Lande einen energischen Fortgang. Vor allem in Sachen Straßenlärm werden Vorschriften erlassen. Aber Ruhestörer Nummer eins ist das Radio. Was die Kraft der Töne betrifft, steht es an erster Stelle. Nur etwa von einer Kanone kann es übertroffen werden. Ärgerlich, daß die Bekämpfung nicht von Anfang an dieser Erfindung gegolten hat, der wissenschaftliche Gedanke ging unbegreiflicherweise den Tramschienen nach. Daher wäre eine lautlose Tram das höchste in den Erfindungen der Technik. Könnte man sie etwa durch Gummiräder erreichen? Doch was kann
Wovon kann schon die Rede sein? Von den Kindern natürlich. Sie sind ja ungemein notwendig. Der Staat kann ohne sie nicht existieren. Und für uns sind sie so etwas wie - Wachablösung. Wir hoffen und bauen auf sie, und manchmal stellen wir auch gewisse Spekulationen an. Weil wir Erwachsenen nämlich von unseren dummen, spießbürgerlichen Gewohnheiten nicht lassen können. Die Kinderchen aber, die heranwachsen, werden diese Unkultur bestimmt auswetzen. So daß wir in dieser Hinsicht die lieben Kleinen geradezu auf Händen tragen sollten und jedes Stäubchen von ihnen pusten und die Naschen
Brüderchen, ich kann Frauen mit Hüten nicht ausstehen! Hat sie einen Hut auf und seidene Florstrümpfe an den Beinen oder womöglich einen Mops im Arm und einen Goldzahn im Munde — dann ist solch eine Aristokratin überhaupt keine Frau, sondern einfach Luft für mich!Seinerzeit habe ich mich natürlich von so einer Aristokratin bezaubern lassen. Ich ging mit ihr spazieren und führte sie ins Theater. In demselben Theater aber war auch alles aus. Im Theater hat sie ihre ganze Weltanschauung enthült. Zum erstenmal begegnete ich ihr auf dem Hof unseres Hauses. Auf einer
Nach langer, schwerer Krankheit ist der Humorist Michail Sostschenko in Leningrad im 63. Lebensjahr gestorben. Sostschenko, der bedeutendste russische Satiriker der letzten Jahrzehnte, hatte ei in der Sowjetunion nicht leicht. Seine Satiren gegen die sowjetische Bürokratie und die Bevormundung der „Sowjetmenschen“ (in Deutschland erschienen einige von ihnen in den Sammelbänden „Schlaf schneller, Genosse“ und „Radfahren verboten“) wurden mit der Verschärfung des Stalin-Regimes immer mehr unterdrückt. Am 21. August 1946 wurde er von dem höchsten stalinistischen Kulturfunktionär, Andrej Schdanow, mit folgenden Ausdrücken bedacht: „Spießer, im Schmutz des Lebens wühlend, Schundliterat, unsowjetischer Schmutzfink, niedriger Verleumder, durch und durch faul, leer, ordinär, ideologisch indifferent, obszön, schmutzig ...“ Dem großen Sostschenko müssen diese Schimpfnamen wie ebenso viele Ehrenbezeugungen erschienen sein. Nach Stalins Tod durfte er noch einige Kurzgeschichten veröffentlichen.
Vielleicht ist es gar nicht wahr, aber meine Genossen behaupten, daß die Uhren ln der Schweiz so billig seien, daß man sie beinahe umsonst bekäme. Ich frage mich nun, sind sie so billig, weil es reiner Schund ist oder weil 6ie kaum gehen, also nicht richtig fortschrittlich sind. So oder so, bei uns ist das ganz anders. Vielleicht hat unser Aktiv für Feinmechanik keine Zeit, sich mit der Zeit zu beschäftigen. Wahrscheinlich 6ind sie der Zeit längst voraus und bauen statt simpler Uhren die viel fortschrittlicheren Kilometermesser. So oder so: Uhren gibt’s bei uns nur von denen, die sie
Als charakteristische Beispiele modernen russischen Feuilletonismus seien hier zwei Kurzgeschichten des Leningrader Schriftstellers Michail Sostschenko wiedergegeben, der als der Repräsentant eines literarischen Typus angesehen werden kann. Die Ironie, die schon zu den häufigen Merkmalen der klassischen russischen Literatur .gehört, ist in diesen und vielen anderen ähnlichen Skizzen aus dem heutigen russischen Leben bis zum beißenden Sarkasmus verschärft! Kritik, Zweifel, Pessimismus quillt aus diesen realistischen Kleinschöpfungen. Man könnte von Spiegelungen des modernen russischen