Anne Woolliams leitet die Wiener Ballettkompanie noch bis Herbst: Als eine ihrer letzten Choreografien stellte sie ihr „Divertimento con brio” vor: Tanz als Schauvergnügen, als Unterhaltung und Präsentation von Bravourleistungen.Vor allem das eindrucksvolle Paar Katherine Healy und Tamas Soly-mosi zeigte da im Pas de deux aus Drigos „Korsar” technische Perfektion und Eleganz. Und rundum gruppierte sie Musikteile aus „Schwa-nensee” und Glinkas „Busian und Ludmilla”-Ouvertüre, in denen die Besten der Kompanie Parodie und Witz zeigen konnten. Etwa wenn drei kapriziöse
Vincenzo Bellini erfreut sich neuer Popularität. Und doch wagen nur wenige Häuser Rellini-Aufführun-gen. Zu extrem sind die Anforderungen vor allem an Koloratursoprane und Tenöre, die die raffinierte Kunst des Belcanto in höchster Perfektion beherrschen müssen. Die Staatsoper hat nun John Dews Inszenierung der „Puritaner” (1994) wiederaufgenommen. Mit einer neuen Reset-zung: Nach Erkrankung von Andrea Rost rettete Lucia Alberti die „Puri-tani”-Serie. Eine etwas manirierte, doch technisch sichere Elvira, die Kraft und Stimmkultur hat für die extremen Kunststücke der Partie. Als
Unverständlich, daß die deutsche romantische Oper im Repertoire der Volksoper seit Jahren zu den Stiefkindern zählt. Immerhin zeigt man jetzt nach langer Pause Otto Nicolais „Lustige Weiber von Windsor“, die zu einem Publikumserfolg wurden. Nicolais Spieloper nach Shakespeares Lustspiel verbindet Romantik mit Italianitä. Regisseur. Robert I lerzl und die Ausstatterin Waltraud Engelberg weichen dem romantischen Kulissentheater aus: In einem simplen, aber modischen Bühnenbild mit Wiese und weißen Sonnensegeln inszenieren sie die Geschichte um den königlichen Saufkumpan Sir John
Ein achtbarer Versuch, Georges Bizets erste abendfüllende Oper, „Die Perlenfischer", fast neunzig Jahre nach ihrer Entstehung EIN der Wiener Volks-oper zu spielen - auch wenn Torsten Fischers Regie und Hermann Schäfers Bühnenbild nicht die Gunst des Publikums fanden. Sie versetzen die bittersüße indische Dreieckseschichte von Leila, ihrem Imder Zurga und ihrem Geliebten Nadir in eine Geldmetropole von heute. Und sie versuchen, die billige Kolportage-Geschichte psychologisch zu vertiefen, was kläglich mißlingt. John Neschlings Versuche, das Volksopernorchester französisch klingen zu
Ein spektakulärer Publikumserfolg des Wiener Musikvereins: Das Londoner Philharmonia Orchestra trat unter seinem Chef Giuseppe Sinopoli zum Gustav-Mahler-Fest an. Es kam aber nahe an die Grenze einer Gewaltleistung, wenn das Orchester hier an vier aufeinanderfolgenden Abenden die Symphoniekolosse Nr. 1, 2, 3 und 5 und dazu die „Kindertotenlieder“ und Rückert-Lieder aufführte.Künstlerisch hinterließ das Monsterereignis einen zwiespältigen Eindruck. Zwar verfügt das Orchester über ein paar hervorragend besetzte Solostellen, aber in ihrer Gesamtheit klangen diese Mahler-Wiedergaben
Solche Aufführungen der „Maria Stuarda” widerlegen das Argument, Gaetano Doni-zetti hätte mit seinen Königsopern leere Historienstücke geliefert, die nur von Gesangskunststücken und Koloraturenartistik leben. Agnes Baltsa beweist es einmal mehr: Ihre Elisabeth von England beschert nicht nur großes Theater und imponierende Gesangskunst, sondern auch ein Frauenschicksal, das berührt.Als Maria Stuart debütierte Lucia Aliberti: Sie mußte erst ihre anfängliche Nervosität überwinden, um dann im dritten Akt die dramatischen Ausbrüche der Gedemütigten und ihren Gang zum Schaffott
Das Bläserquintett von Karl S c h i s k e, welches im außerordentlichen Konzert der B 1 ä s e r k a m-mermusikvereinigung der Wiener Symphoniker im Mozart-Saal zu hören war, zeigt den heimischen Komponisten von seiner konziliantesten Seite. Das im Jahre 1945 fertiggestellte Werk ist gekennzeichnet durch sein Streben nach Neuordnung der formalen Elemente, wobei die besinnliche Haltung und die impressionistische Färbung bestimmend sind. Die drei Sätze — das Schwergewicht liegt in der Mitte — wurden farbig und äußerst fein differenziert in den instrumentalen Einzelheiten
Othello. In der Hauptrolle Orson Welles, Regie Orson Welles — und beinahe möchte man noch hinzusetzen: Photographie und Beleuchtung — Orson Welles. Denn noch selten hat sich eine vitale und expansive Persönlichkeit, eine schauspielerische Größe von ungemeiner Prägnanz und von erstaunlicher. Spannweite derart selbst in Szene gesetzt, wie in diesem verfilmten Shakespeare-Drama, das wir in der Originalfassung zu sehen bekamen. Was daneben den Gang der Handlung doch maßgeblich zu bestimmen hätte, wirkt wie Statisterie. Jede Verfilmung eines Klassikers (auch wenn wir die Dichterworte im
Schutz den Ungeborenen. Wir sprechen über den J 144. Von Margareta Prix. 32 Seiten, S —.60. Verlag: Katholische Schriftenmission, Lina 1947.Die Verfasserin hat in Form eines Dialogs zwischen einer jungen Frau und einer Ärztin die Problematik des 144, die Frage des Rechtsschutzes für den ungeborenen Menschen, allgemeinverständlich dargestellt. Dies geschieht in einer so warmherzigen und ansprechenden, echt mütterlichen Weise, daß die Verfasserin sich allein schon durch die Art ihrer Darstellung ein hohes Verdienst erworben hat. Sie legt ihre Anschauungen einer Ärztin in den Mund, die
Vor einem außerordentlichen Volksgerichtshof ist am 10. Dezember 1946 in Prag der Prozeß gegen jene fünfzehn Abgeordneten eröffnet worden, die als Vertreter des sudetendeutschen Nationalsozialismus dem früheren Parlament der Tschechoslowakischen Republik angehört hatten. Der bedeutendste Mann unter ihnen war' Hans Krebs. Er war einer der vier Gründer der 1910 in den deutschsprachigen Gebieten der Tschechoslowakei gegründeten „DVuüchen Arbeiterpartei“, die 1919 den Namen „Deutsche nationalsozialistische Arbeiterpartei“ annahm und die Hitler in mancher Hinsicht als Vorbild