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Problem und blasphem

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Othello. In der Hauptrolle Orson Welles, Regie Orson Welles — und beinahe möchte man noch hinzusetzen: Photographie und Beleuchtung — Orson Welles. Denn noch selten hat sich eine vitale und expansive Persönlichkeit, eine schauspielerische Größe von ungemeiner Prägnanz und von erstaunlicher. Spannweite derart selbst in Szene gesetzt, wie in diesem verfilmten Shakespeare-Drama, das wir in der Originalfassung zu sehen bekamen. Was daneben den Gang der Handlung doch maßgeblich zu bestimmen hätte, wirkt wie Statisterie. Jede Verfilmung eines Klassikers (auch wenn wir die Dichterworte im Wortlaut hören) bleibt indes ein Problem. Zu groß ist die Versuchung, Theater zu photographieren, und die Szene — obwohl viele Außenaufnahmen — wirkt eigentümlicherweise wie eine Kulisse. Einige Stellen muten zu realistisch an, ja der Mord an Desdemona gleicht nahezu einem Lustmord. Wenn die Internationalen Filmfestspiele in Cannes diesen Film trotz“ aller Einwände — es gäbe noch andere — mit dem großen Preis auszeichneten, dann galt er einer einmaligen, eigenwilligen schauspielerischen Kundgebung.

Nach dem bekannten Bühnenstück von Emmet Lavery (..Die letzte “Legion“) wurde die „Beichte eines Arztes“ gedreht. Die in einem amerikanischen Jesuitenkloster abrollende Handlung rührt an übernatürliche Geheimnisse — wunderbare Heilung — und an die solchen Geschehnissen gegenüberstehende menschliche Fassungskraft. Ein ernstes Thema, mit Verantwortungsgefühl und Würde, aber auch der nötigen Kontrastierung vorgetragen.

Mit historischen Filmen über erlauchte Privataffären sind wir reichlich eingedeckt. Mai hätte, schon weil Ophüls in „L o 1 a M on t e z“ Re“'c führt, etwas erwarten können. Die hier gezeigte, bereits zweite Fassung des Stoffes, war indessen der schillernden Atmosphäre zweier Welten kaum gewachsen, so gut photographiert wurde, die packende Wirkung blieb — nicht zuletzt der Längen wegen — aus. Den Machern von Unterhaltungsstreifen muß endlich gesagt werden, daß „Atom“ oder „Radioaktivität“1 kein Thema für Witze ist. „Der sympathische Hochstapler“ ist daher, auch wenn wir anerkennen, daß sich (im Hintergrunde) die Amerikanet über ihre Publicity lustig machen, weder sympathisch noch befreiend lustig. Zu groß ist die zur Schau getragene menschliche und politische Instinktlosig-keit. Bei „Vorwiegend heiter“ hapert es an der dramaturgischen Kraft, einen Zeitraum von zehn Jahren zu überbrücken: vorwiegend heiter ist sicherlich die krampfhafte Suche nach Heiterkeit. „F a-milie Hesselbach im Urlaub“ ist anfänglich eine nette schwäbische Komödie; hätte man nur im späteren Verlauf auf billige Geschmacksknnzes-sionen verzichtet! Denn im Untergrunde des Stückes liegt eine gewisse Tragik (“die ewige Illusion der im vorgerückten Alter Stehenden). Urwaldromantik, muskulär, wie immer gehabt, entbehrlich wie immer „TarzanrettetdieDschungelkönigiri.“

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