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"Woyzeck" im Wiener Volkstheater.

Der Eifersuchtsmord und seine Vorgeschichte, in etwa zwei Dutzend Szenen auf den Punkt gebracht, zugleich aber auch die Mitleid erregende Tragödie einer gequälten Kreatur: "Woyzeck" von Georg Büchner. Am Wiener Volkstheater kommt dieses geniale Fragment eines 23-jährigen - was legitim und schlüssig ist - gerade à la Wedekind zur Aufführung. Dort wird der "tierische Mensch" als eine Art Schaubudensensation vorgeführt. Doch Regisseur Alexander Kubelka überstrapaziert diesen Einfall, lässt bei fast jedem Szenenwechsel die Schaubudentruppe in Aktion treten und zerdehnt auch sonst ein Stück, dessen Reiz im schnellen Ablauf ganz einfacher Szenen besteht.

Das Bühnenbild von Gerhard Fresacher strahlt in seiner Glätte und Weiße den Charme eines Seziersaals aus - schließlich ist Woyzeck, der Soldat und Barbier, auch ein Opfer medizinischer Experimente, für die er sich bezahlen lässt, um seine Geliebte Marie und sein Kind erhalten zu können. Als Marie ihm untreu wird, brennen bei Woyzeck, der sich als ewiger Verlierer fühlt, die Sicherungen durch.

Der Expressionismus, für den "Woyzeck" das klassische Vorläuferdrama darstellt, neigt zur Überzeichnung von Figuren bis hin zur Karikatur. Diese Aufgabe meistern die Mitwirkenden, wobei Gerhard Roiss (Ausrufer), Hannes Gastinger (Hauptmann), Fritz Hammel (Doktor), Thomas Evertz (Tambourmajor) und Doris Weiner (Käthe) besonders herausragen. Doch Menschen, mit denen man wirklich mitfühlen kann, stellen lediglich der hervorragende Karl Markovics (Woyzeck) und in Ansätzen Anna Franziska Srna (Marie) auf die Bühne. Heiner Boberski

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