Das Fernsehen der Zukunft

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Künftig wird der Zuschauer ein auf seine Interessen zugeschnittenes TV-Programm angeboten bekommen, so Bertram Gugel. Das bedeutet aber keineswegs das Ende der großen TV-Kanäle.

"T V & Internet - Wie schauen wir morgen fern?“, fragten sich die Teilnehmer des "Internet Summit Austria 2011“ in Wien. Dazu der Online-Experte Bertram Gugel im Gespräch.

Die Furche: Auf welchen Ebenen findet die Konvergenz von Fernsehen und Internet statt?

Bertram Gugel: Das Zusammenwachsen von Fernsehen und Internet umfasst mehrere Dimensionen: Erstens wird das Fernsehen vermehrt über das Internet übertragen, zum anderen ergänzt das Internet das Fernsehen als Begleitmedium - bietet Interaktion und Zusatzinformation. Drittens bricht das Internet den linearen Sendeablauf auf und segmentiert ihn in einzelne Inhalte, die zeit- und ortsunabhängig konsumiert werden können.

Die Furche: Welche neuen Modelle des Fernsehens gibt es schon?

Gugel: Im deutschsprachigen Raum sind es in erster Linie Mediatheken, die Sendungsinhalte auf Abruf bereitstellen. Daneben existieren Video on Demand-Portale, die - wenn sie kostenpflichtig sind - aber noch keine breite Akzeptanz bei den Konsumenten haben. Was noch in den Kinderschuhen steckt, sind Hybrid-TV-Lösungen und Applikationen auf dem Smartphone, die komplementäre Inhalte zum Fernsehen anbieten.

Die Furche: Welche Auswirkungen hat das neue TV-Nutzungsverhalten auf Sendungsinhalte?

Gugel: Ein gutes Beispiel ist MTV: Ursprünglich ein Musik-Fernsehsender werden heute kaum mehr Videos gezeigt - die findet man im Internet. Interessant an dieser Entwicklung ist die Rückkoppelung auf den Inhalt: Heute produzieren Künstler ihre Videos ganz anders, als zu den Zeiten, in denen MTV das bedeutendste Medium in diesem Bereich war. Mittlerweile werden Musikvideos gemacht, die neun bis zehn Minuten dauern, weil sie nicht mehr auf die Drei-Minuten-Slots im Fernsehen angewiesen sind.

Die Furche: Sind da die Regeln der TV-Produktion neu zu schreiben?

Gugel: Wenn klassische TV-Produzenten heute fürs Netz produzieren, machen sie das immer noch sehr "verkopft“: Die Nutzer mit Hilfe von sechs verschiedenen Geräten in Sendungsabläufe einbeziehen zu wollen, funktioniert nicht. Es geht da um eine ergänzende Verwendung unterschiedlicher Medien, interaktive Partizipation und einem Community-Erlebnis.

Die Furche: Bedeutet dies das Ende des linearen Fernsehens?

Gugel: Es wird weiterhin eine dominante Abfolge eines Programms, das sehr viele Leute konsumieren, geben - die Übertragungswege werden sich aber ändern und wir werden eine starke Ausdifferenzierung in Richtung "Spartenfernsehen“ erleben. Daneben werden Interaktionsmöglichkeiten und die Personalisierung von TV-Inhalten zu individuellerer Nutzung führen. Der Zuseher wird nicht mehr aus einer Vielzahl an Möglichkeiten einen Inhalt aussuchen, sondern ein auf seine Interessen zugeschnittenes Programm angeboten bekommen.

Die Furche: Werden Hybrid-TV-Geräte das "Fernsehkastl“ ablösen?

Gugel: Im Moment befinden wir uns noch auf einer Zwischenstufe. Der Fernseher der Zukunft wird "schlauer“ sein als heute: Er wird zum Bildschirm und der Zuseher entscheidet, welchen Inhalt er sehen möchte - im Idealfall von Handy oder iPad aus. Die technischen Zutaten dafür existieren schon, nur die richtige Rezeptur fehlt noch.

* Das Gespräch führte Jürgen Belko

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