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Im Abstand von ein paar Jahren wird der Semmering immer wieder gerettet. Ein Konzept gibt es für diese einzigartige Kulturlandschaft bis heute nicht und das Wort Rettung kann getrost mit Ausverkauf ausgetauscht werden. Eingriffe in die Landschaft und die Zerstörung wertvoller Kulturgüter

gehen Hand in Hand. Die Politik arbeitet in einer Mischung aus Hilflosigkeit und Geldgier tatkräftig mit. Die sündteure Produktion von Kunstschnee, der geplante Ausbau der Wintersportanlagen samt Rodung von Waldflächen in Zeiten fortschreitender Erderwärmung erinnern an die Pläne der Bürger von Schilda.

Vom Verkauf der Liftanlagen und einiger Pleite gegangener Hotels - wie u. a. auch dem Panhans -an ukrainische Geldgeber erwartet man sich ein österreichisches St. Moritz. Die Baujuwele, deren Stil sich durch die einzigartige Verbindung von Landschaft und Architektur auszeichnet und von deren eleganter Atmosphäre sich einst Schnitzler, Altenberg und Co. inspirieren ließen, scheinen dem Verfall preisgegeben zu sein. Das einst von den Festspielen Reichenau bespielte Südbahnhotel liegt im Koma. Pläne eines ganzjährig geöffneten Theaters, Ausstellungs- und Kongresshauses wurden von der Politik nicht unterstützt.

Das Kurhaus wurde einem Industriellen aus Kasachstan verkauft, der die Sanierung samt einem neuen Kurzentrum versprach, sich nie wieder blicken ließ und das Haus, das im Sommer von einer Operntruppe bespielt werden darf, verfallen lässt. Viele der einzigartigen Villen stehen leer und haben schon bessere Tage gesehen. Auch die neugestaltete Passhöhe enttäuscht. Einst war der Semmering ein Ort, an dem sich schillernde Altreiche und schräge Emporkömmlinge begegneten. Ein Treffpunkt von West und Ost, von Kapital und Kultur. Freilich wurde den Gästen etwas geboten. Kultureller Verfall als Marketingkonzept ist wohl kaum erfolgstauglich.

Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV

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