Die Wahl der Räte per Telefax

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Zum dritten Mal sind die Gebührenzahler aufgefordert, sechs von 23 Direktwahl-Kandidaten in den Publikumsrat des ORF zu entsenden. Der Publikumsrat ist der Nachfolger der Hörer- und Sehervertretung.

Nicht alle Mitglieder des Publikumsrats werden direkt gewählt: Neben öffentlichen Einrichtungen wie Wirtschaftskammer oder dem Gewerkschaftsbund können auch Institutionen wie die römisch-katholische Kirche, die evangelische Kirche oder die Akademie der Wissenschaft je ein Mitglied ins Gremium entsenden. Die restlichen Mitglieder werden hauptsächlich vom Bundeskanzler in den Publikumsrat entsandt.

Die Aufgaben des Publikumsrats sind vielfältig: Er kann Empfehlungen bezüglich der Programmgestaltung abgeben, hat Einfluss auf die Höhe der Fernseh- und Radiogebühren und kümmert sich um das Angebot von Sendungen für gehörlose und gehörbehinderte Menschen. Seine wichtigste Aufgabe ist aber die Bestellung von sechs Mitgliedern für den ORF-Stiftungsrat, dem die Wahl des Generaldirektors obliegt. Drei davon müssen aus dem Pool der Direktwahl-Kandidaten stammen, die anderen drei sind aus dem Bereich der Kirchen, Hochschulen und der Kunst zu bestellen.

Letzter Durchgang Faxwahl

Die Direktwahl war im Vorfeld mehr als umstritten. Die Stimmabgabe über ein Faxgerät gilt Publikumsräten wie ÖVP-Politikern als zu antiquiert – obwohl 2001 unter einer blau-schwarzen Regierung eingeführt. Der ÖVP-Gesetzesantrag auf Verlängerung der Funktionsperiode mit dem Ziel, die Publikumswahl auslaufen zu lassen, wurde vom Koalitionspartner SPÖ Anfang November 2009 im Nationalrat abgelehnt. „Die Wahl soll so wie bisher durchgeführt werden – allerdings mit geringeren Kosten und den bewährten Elementen“, so der Sprecher von Medien-Staatssekretär Josef Ostermayer (SPÖ) gegenüber der APA.

Ein weiterer Kritikpunkt: Die Publikumsratswahl führe dazu, dass jene Persönlichkeiten kandidieren, die in der Öffentlichkeit bekannt seien, „die aber dann nach der Wahl aufgrund anderer Verpflichtungen häufiger als andere Mitglieder an der Sitzungsteilnahme verhindert sind“, heißt es in einem Schreiben des Publikumsrats an die Klubchefs im Parlament.

Die vom Publikum zu wählenden Direktkandidaten können in sechs Bereichen antreten: Bildung, Jugend, ältere Menschen, Eltern/Familien, Sport und Konsumenten.

Die beiden Regierungsparteien haben mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten aufgestellt. Als SPÖ-Kandidaten gehen Marika Lichter und Peter Vitouch (Bildung), Peter Pacult und Sonja Spendelhofer (Sport), Siegfried Meryn (Eltern/Familie), Beppo Mauhart und Sophie Bauer (Ältere Menschen), Daniel Zimmer und Christian Prantner (Konsumenten) sowie Corina Korner und Jürgen Michlmayr (Jugend) ins Rennen. Für die Volkspartei kandidieren Franz Stocher und Ivica Vastic (Sport), Eva Scholik (Bildung), Kathrin Zettel und Dagmar Brescher (Jugend), Gerhard Heilingbrunner (Konsumenten) sowie Gerhard Tötschinger (Senioren).

Neben den parteinahen Kandidaten stellen sich auch Vertreter von überparteilichen Organisationen zur Wahl. Einer von ihnen ist Clemens Steindl, Präsident des Katholischen Familienverbandes, der als Vertreter der Eltern und Familien in den Publikumsrat einziehen will.

„Ich wünsche mir ein familien- und kinderfreundlicheres ORF-Programm“, erklärt Steindl vergangene Woche bei einer Pressekonferenz in Wien – ein Unikum im laufenden „Wahlkampf“. Mit einem Sechs-Punkte-Katalog möchte Steindl dafür Sorge tragen, dass der ORF ein „qualitativ hochwertiges Programm für Kinder und Familien ausstrahlt“. Neben der Einführung eines „Mini ZiB Flash“ beziehungsweise der Reaktivierung der 1997 eingestellten „Mini ZiB“ fordert der Familienverbands-Präsident ein verstärktes Angebot von Themen für Jugendliche und Familien in den Ratgebersendungen. Gleichzeitig will sich Steindl dafür einsetzen, dass Gewalt-Trailer aus dem Kinderprogramm entfernt und familien- und kindergerechte Sendungen im Tagesprogramm eindeutig gekennzeichnet werden.

Echte Familien in die Sendungen

Ein besonderes Anliegen ist Clemens Steindl auch die Darstellung von „echten“ Familien in Fernsehsendungen des ORF. „Es sollen lebbare Vorbilder gezeigt werden und weniger das Single-Dasein oder das Leben exklusiver Zirkel als Leitbild dargestellt werden“, wünscht sich der Kandidat. Außerdem soll die große Samstag-Abend-Familienshow als „Format für die ganze Familie“ rekonstruiert werden.

Wer letztlich in den Publikumsrat des ORF einzieht, steht spätestens am 2. Februar fest. Bei den vergangenen Wahlgängen wurden ausschließlich sozialdemokratische Kandidaten gewählt

http://publikumsratswahl.orf.at

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