Ein Glücksfall für das Wiener Dommuseum

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Es gibt immer wieder auch ermutigende Zeichen in der Kirche. Ein solches ist die Bestellung der Kunstkritikerin, Kunsthistorikerin und Literaturwissenschaftlerin Johanna Schwanberg zur neuen Leiterin des Dommuseums der Erzdiözese Wien. Damit verbunden ist eine Neupositionierung des bislang ein wenig ein Schattendasein fristenden Hauses: Seit 2012 wird es unter der Leitung des Architekten Boris Podrecca umgebaut, 2015 soll es wiedereröffnet werden - die künftige Direktorin wurde jetzt schon bestellt, um den Prozess der Konzeptentwicklung entscheidend mitgestalten zu können.

"Es ist für mich eine Herausforderung, im Zentrum von Wien ein architektonisch wie inhaltlich neu gestaltetes Museum im Spannungsfeld von Kunst, Kirche und Gesellschaft aufzubauen. Besonderen Reiz sehe ich in der Möglichkeit kunstgeschichtliche Exponate aus dem Domschatz, Avantgarde-Werke aus der Otto-Mauer-Sammlung und künftig auch ganz junge, gegenwärtige Kunst miteinander in Beziehung zu setzen.“ So erklärt Johanna Schwanberg ihre Herangehensweise an die neue Aufgabe, für die sie im Zuge eines von einer internationalen Personalagentur begleiteten Ausschreibungs- und Auswahlprozesses gekürt wurde.

Bisher hat Johanna Schwanberg, 1966 geboren, als Universitätsassistentin und Lektorin an der KTU Linz und der Universität für angewandte Kunst, Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei zahlreichen Projekten für diverse Museen und wissenschaftliche Institutionen gearbeitet. Ihr Spezialgebiete sind die Beziehung zwischen Wort- und Bildkunst und die österreichischen Nachkriegsavantgarden. Von daher ergab sich auch ihre Tätigkeit im Otto-Mauer-Fonds (seit 2012 Vorstandsmitglied) sowie als ständiges Jurymitglied (seit 2009) für die Vergabe des Otto-Mauer-Preises für bildende Kunst. Damit ist sie auch mit den für ihre künftige Arbeit essentiellen Schnittstellen - die sowohl Berührungs- als auch Konfliktstellen sind - zwischen Kirche und zeitgenössischer Kunst bestens vertraut. Einer der Säulen des neuen Dommuseums soll ja die Sammlung des Pioniers im Dialog Kunst-Kirche, Monsignore Otto Mauer (1907-1973), bilden - der Bestand von etwa 3000 Werken der österreichischen Nachkriegsavantgarde ist im Besitz des Dommuseums.

Man kann also verstehen, wenn der Generalvikar der Erzdiözese Wien, Nikolaus Krasa, sagt: "Wir sind überzeugt, mit Johanna Schwanberg die richtige Person gefunden zu haben, um die Vielseitigkeit unseres Museumsbestandes zum Klingen zu bringen.“ Schwanberg verstehe es, "Kunstvermittlung mit Kulturwissenschaft und dem Dialog mit den Kunstschaffenden des 21. Jahrhunderts zu verbinden“.

Dem ist nur hinzuzufügen, dass man davon ausgehen kann, dass Johanna Schwanberg - ganz im Sinne Otto Mauers - den Begriff Dommuseum mit größtmöglicher Weite, Offenheit und Neugier besetzen wird. Hätte sie den Eindruck gehabt, es gehe den diözesanen Verantwortlichen hier nur um Behübschung, Marketing und Massentourismus, hätte sie das Angebot gewiss ausgeschlagen.

Die FURCHE freut sich in besonderer Weise mit und für Johanna Schwanberg, zählt diese doch seit 1996 zu den regelmäßigen Autoren unserer Zeitung. Als solche wird sie uns auch weiterhin erhalten bleiben, soweit es ihre neue Aufgabe zulässt. Wir wünschen ihr alles Gute - und der Kirche, dass sie die mit dieser Bestellung verbundene Chance erkennt und nützt.

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