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Containerweise Dokuschrott

Es gibt gute und sogar hervorragende Dokumentationen zum Thema Globalisierung. Beginnend bei Erwin Wagenhofers "Lets make Money“ bis zu "Darwins Nightmare“ von Hubert Sauper. Weshalb auch Vorfreude aufkeimt, wenn man erfährt, dass sich "The Forgotten Space“ mit dem Problem des globalen Seehandels auseinandersetzt. Dort liegt wirklich vieles im Argen, von der Umweltverschmutzung angefangen bis zu den sklavischen Arbeitsbedingungen der Seeleute.

Und dann dieser "Filmessay“. Die Genrebezeichnung haben die beiden Autoren wohl deshalb gewählt, weil sie auf jegliche inhaltliche Recherche verzichtet haben zugunsten eines zusammengekleisterten Panoptikums ihrer Dienstfahrten durchs Hafenleben der Welt. Die inhaltliche Klammer sollen die Container sein - die pars pro toto als verbrecherisches Übel bezeichnet werden. Warum? Man erfährt es leider nicht. Auch nicht, warum das Guggenheimmuseum in Bilbao so anstößig ist - abgesehen davon, dass es mit dem Thema nichts zu tun hat. Sonst noch? Nicht einmal originelles Pauschalgequassel vom bösen Kapitalismus und angeblichen "Verbrechern“, von denen leider keiner namhaft gemacht oder gar befragt wird. Fazit: ein vom ORF mitfinanzierter Dokuschrott - einen ganzen großen Container hoch und 112 Minuten zu lang. (Oliver Tanzer)

The Forgotten Space

NL/A 2011.

Regie: Allan Sekula, Noël Burch

Stadtkino. 112 Min.

Persönlicher Blick auf Yoga

D ie aktuelle (Medien-) Debatte über Gesundheitsschäden durch Yoga beweist: Die ursprünglich spirituelle Bewegungslehre ist längst im Wellness-Mainstream angekommen. Wo aber liegt der Ursprung der modernen Yoga-Bewegung, wie ist sie entstanden? Dieser Frage geht Regisseur Jan Schmidt-Garre in der Doku "Der atmende Gott“ nach. Anhand historischer Filmaufnahmen und aktueller Interviews wirft er einen persönlichen Blick auf die indische Yoga-Philosophie, deren mythische Verklärung im Westen oft den Blick auf das Wesentliche verstellt. Diesen zu schärfen, hat sich der deutsche Filmemacher und Yoga-Anhänger auf die Filmklappe geschrieben. Das Resultat: ein aufschlussreiches Zeitdokument, das aufgrund seines Erzählduktus einen "langen Atem“ voraussetzt. (Jürgen Belko)

Der atmende Gott

D 2011. Regie: Jan Schmidt-Garre. Polyfilm. 105 Min.

Jede Menge Testosteron

F ranklin ist ein smarter Sonnyboy und erfolgreicher Womanizer, Tuck hingegen gewinnt mit britischem Understatement in der Frauenwelt keine Pokale. Was die beiden Freunde verbindet: Sie sind CIA-Agenten und verlieben sich, ohne voneinander zu wissen, in dieselbe Frau. In "Das gibt Ärger“ führt Blockbuster-Spezialist Joseph McGinty Nichol (besser bekannt als McG) gekonnt zwei Genres zusammen, die auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben: Romantik und Action. Mit markigen Sprüchen, modernster Spionage-Technologie und jeder Menge Testosteron jagen die Protagonisten nicht nur Herzdame Reese Witherspoon hinterher, sondern rücken auch Bösewicht Til Schweiger auf den Pelz. Die Folge ist ein unterhaltsames Buddy-Movie, bei dem das Balzverhalten des Agenten-Duos genau das verursacht, was der Filmtitel verspricht. Jede Menge Ärger hat "Franklin“-Darsteller Chris Pine zurzeit auch abseits der Kino-Leinwand: Nachdem der Hollywood-Beau einseitig den Vertrag mit seinem Management gekündigt hat, muss er sich mit einer Millionen-Dollar-Klage herumschlagen. (Jürgen Belko)

Das gibt Ärger (This Means War)

USA 2011. Regie: McG. Mit Reese Witherspoon, Chris Pine. Centfox. 98 Min.

Anerkennung eines Weltliteratur-Stars

Am 2. März begeht er seinen 70. Geburtstag. Seine Romane erreichen ein Millionenpublikum und wurden schon mehrfach verfilmt: John Irving tritt in André Schäfers Dokumentarfilm "John Irving und wie er die Welt sieht“ einmal auch selbst vor die Kamera.

Lust am prallen Erzählen, durchaus mit den Mitteln der Überzeichnung, gleichzeitig ein schriftstellerisches Eintauchen in die Gesellschaftskritik - so lassen sich Irvings Geschichten unvollkommen charakterisieren.

"Garp und wie er die Welt sah“, in dessen Assoziation der Titel des sehenswerten Films herrührt, "Hotel New Hampshire“ oder "Gottes Werk und Teufels Beitrag“ sind nur einige Beispiele, aus denen auch André Schäfer zitiert. Er besucht den Autor in seinem Domizil in New Hampshire und filmt an den Schauplätzen seiner Romane - auch in Wien, denn Irving hat hier in den 50er-Jahren studiert und seine (nicht gerade erbaulichen) Erlebnisse in dieser Hauptstadt des Antisemitismus auch in einige seiner Bücher einfließen lassen: Ein Autor und Ringer von Gnade sowie ein Beobachter kleiner Menschen, an denen die große Welt nicht spurlos vorübergeht, erhält so ein gebührend anerkennendes Filmdenkmal. (Otto Friedrich)

John Irving und wie er die Welt sieht

D/A/F 2012. Regie: André Schäfer.

Thimfilm, 107 Min.

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