Das Verhältnis zwischen Bayern und Österreich war nicht immer so problemlos wie heute. Als 1979 der 200. Jahrestag des Anschlusses des Innviertels an Österreich gefeiert wurde, grollte mancher in München, und 1945 soll mancher in Salzburg von einer Bückkehr des Rupertiwinkels geträumt haben.
Wie auch immer — Braunau hat nicht nur mit seiner Vergangenheit als Geburtsstadt Hitlers zu leben. Es war auch - damals noch bayrisch - einer der Ausgangspunkte des bayrischen Volksaufstandes gegen die kaiserliche Besatzungsmacht - und der Kaiser saß in Wien.
Kurfürst Max Emmanuel, treuer Gefolgsmann des Kaisers während der Türkenkriege, hatte sich im Spanischen Erbfolgekrieg auf die Seite Frankreichs geschlagen - und war von den Truppen des Reiches aus seinem Land vertrieben worden. Worauf die Kriegsfurie der Sieger mit aller Brutalität auf dem besetzten Land und seinen Menschen lastete. Als diese Menschen die Nase voll hatten, probten sie den Aufstand - im echten Sinn des Wortes, denn ihr Versuch, die fremde Verwaltung aus München zu vertreiben, lief so dilettantisch, daß das Scheitern vorprogrammiert war. Die Rache der Sieger mündete im Stil der Zeit in einem Blutbad.
Der Autor sieht in diesem Aufstand die erste europäische Revolution, vor der amerikanischen und der französischen. Nun hat es Bauernaufstände schon im 16. Jahrhundert gegeben -hier erfaßte die Bewegung weitere Bevölkerungsschichten. Ihr Scheitern war aber wohl die Ursache dafür, daß sie im historischen Rückblick eine, wenn auch blutige, Episode geblieben ist, weniger wohl, daß, wie Wuerme-ling meint, die „Propaganda des Wiener Hofes" das „historische Bild jener Tage bis heute bestimmt hätte". Die sonqt lockere Darstellung wird durch zu lange Zitierungen der Originaldokumente mit ihrem barocken Stil gebremst. Es wäre zu wünschen, daß die im Bayrischen Fernsehen 1995 gezeigte dreiteilige Sendung zum 'Thema auch im ORF gezeigt würde.
1705. DER BAYRISCHE VOLKSAUFSTAND
Von IJenric L WHermeling. : Langen Müller-Verlag, München 1995. 326 Seilen, geb., öS311,-
