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Geschichte der Frauen

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Das Leben der Frauen über die Jahrhunderte nachzuzeichnen, stellt ein historisches Großunternehmen dar.

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Die Frauen der frühen Neuzeit lebten als Dienstmägde, Hausmütter, Bäuerinnen, Literatinnen oder Regentinnen - deren Lebenschancen waren weitgehend durch die Geburt bestimmt.

Das Arbeits- und Alltagsleben der Frauen hing von den sozialen Span- nungsfeldem, in die sie eingebunden waren, und der strengen Geschlechterhierarchie ab: Frauen standen zuerst unter der Vormundschaft des Vaters, dann wechselten sie in die des Ehemannes über. In der Neuzeit versuchten sie verstärkt, aus dieser Abhängigkeit zu entkommen - gemäß ihrer sozialen Herkunft auf unterschiedliche Weise:

Frauen aus unterprivilegierten Schichten waren gezwungen, ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Damit ergab sich trotz des Leistungsdrucks auch die Chance, aus dem engen häuslichen Wirkungsfeld auszubrechen. Mit der zunehmenden Alphabetisierung bot sich ihnen im 18. Jahrhundert die Möglichkeit, sich im Lehrerinnenberuf von der Abhängigkeit des Mannes freizuspielen. Ebenso ergaben sich Freiräume durch den Umbruch im religiösen Leben, wie sie katholische Mystike- rinnen oder evangelische Aktivistinnen nützten.

Zumeist über private Beziehungen — als Herrscherinnen, Konkubinen oder Beraterinnen — übten Frauen auch zunehmend Einfluß im politischen Bereich aus. Einige Widerspenstige, wie Journalistinnen, Hexen, Prostituierte oder Aufständische, bewiesen „Rebellion in Worten und Taten“. Veränderte Schönheitsideale und Modetrends, Wandel in der Hygiene und im guten Benehmen bestimmten ebenfalls das All

tagsleben der Frauen: Die zarte, schmalhüftige Frau des Mittelalters wich der üppigen, breithüftigen in der frühen Neuzeit. Statt sich zu waschen, verwendeten die Wohlhabenden Puder und Parfüms, rieben sich mit Tüchern ab und mit Düften ein. Erst irh 18. Jahrhundert wurde das Bad als Luxus und therapeutische Behandlung wiederentdeckt.

Das Frauenbild der frühen Neuzeit ist das Werk der Männer, als Philosophen, Ärzte oder Künstler. In der Kunst immer an den Extremen angesiedelt, als Engel oder Teufel, Göttin oder Tier, Eva oder Maria, zwischen Leben und Tod, konzentrierte sich das medizinische Interesse an den Frauen auf die Frage nach dem genetischen Beitrag der Mütter an den Kindern.

In dem fünfbändigen Großwerk, dessen dritter Band nun vorliegt, beschäftigen sich viele renommierte europäische und amerikanische Historiker mit der Geschichte der Frauen zwischen Mittelmeer und Atlantik von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. In der Tradition der französischen „Annales-Schule“ soll eine Geschichte der „longue durėe“, „der langen Dauer” entstehen: Diö Autoren spüren langfristigen Verhaltensmustern und Denkgewohnheiten in dieser Mentalitäten-Geschichte nach, wodurch sie die chronologischen Zäsuren in der Geschichte des Abendlandes verdeutlichen wollen. Zu kurz kommt dabei auch die erzählerische Qualität der Beiträge nicht.

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